Und plötzlich warst du wieder da
unter dem Namen Andvari. Ich habe dort allerhand gesammelt, aber leider ist es alles andere als vollständig. Deshalb kann ich dir auch nicht sagen, wer dahintersteht. Was würde das denn im schlimmsten Fall für uns bedeuten? Könnten wir das nötige Geld aufbringen, um es Teckitron zu zahlen?“
Rand antwortete nicht sofort. Während er schwieg, lief es Nadia eiskalt den Rücken hinunter. „Normalerweise schon“, antwortete Rand endlich. „Das Problem ist dieses verdammte Jahr, das Dad uns allen auferlegt hat. Denn währenddessen ist praktisch das gesamte Firmenvermögen eingefroren. Wenn dann noch durchsickert, auf wie unsicheren Beinen wir wegen des Testaments stehen, wird es schwer, jemanden zu finden, der uns einen Kredit gibt.“
„Lasst euch nicht unterkriegen“, erwiderte Nadia, um ihm Mut zu machen. „Und sagt den PR-Leuten, sie sollen jetzt mal zeigen, was sie draufhaben.“
„Mach ich, Schwesterchen.“ Wieder entstand eine unbehagliche Pause. „Wie geht es dir eigentlich? Und wie kommst du mit Lucas Stone klar?“
Sie ließ den Kopf sinken und strich sich durchs Haar, bevor sie antwortete. Dann gab sie sich einen Ruck. Wenn sie gleich mit der Sprache herauskam, hatte sie es hinter sich. „Ich habe mich wieder in ihn verliebt.“
„Nadia!“
„Ach, hör auf mit deinem Nadia . Lucas war genauso ein Opfer von Dads Machenschaften wie du und ich oder Tara. Er hat euch auseinandergebracht, und auf dieselbe hinterhältige Weise hat er uns auseinandergebracht.“
„Mit einem kleinen Unterschied“, sagte Rand fest. „Tara hat sein Geld abgelehnt, Lucas hat es angenommen.“
Das war nicht zu leugnen. Mit Tara war es anderes gelaufen. Everett Kincaid hatte seiner früheren Assistentin, die dann Rands Assistentin wurde, ein Leben in Luxus versprochen, wenn sie seine Geliebte würde. Tara hatte dieses unmoralische Angebot ausgeschlagen und daraufhin ihre Spitzenposition bei KCL aufgegeben. Tara hatte allem, was mit dem Namen Kincaid zusammenhing, den Rücken gekehrt. Dadurch hatte auch Nadia ihre Freundin aus den Augen verloren.
Nadia fiel es schwer, Rands Argument zu entkräften. „Lucas hatte Gründe, das Geld anzunehmen – gute Gründe“, erwiderte sie schließlich.
„Mach dir nichts vor, Nadia. Der Kerl hat dich einmal betrogen, und er wird es wieder tun.“
Nadia schluckte. Ihr Magen krampfte sich zusammen. „Das glaube ich nicht.“
„Ich hoffe, du behältst recht – um deinetwillen. Und vergiss nicht, was immer passiert, wir stehen zu dir.“
Eine Stunde nach diesem Telefonat saß Nadia in der Bücherei an ihrem Laptop und sah, wie das Zeichen für eine eingegangene Nachricht vom Messenger aufleuchtete. Widerstrebend legte Nadia die erfreulich lange Liste von Spenden für die Bücherei beiseite. Dank Lucas’ Hilfe hatte sie viele Wohltäter für das Projekt begeistern können. Jetzt hoffte Nadia nur, dass keine weiteren schlechten Nachrichten von Rand sie erwarteten.
Nachdem sie auf das Symbol geklickt hatte, erschien folgende Zeile auf dem Bildschirm:
LDStone: Arbeitest du?
Nadia schlug das Herz höher, als sie den Absender las. Lucas Daniel Stone. Damals hatte Nadia ihrem Sohn den Mittelnamen von Lucas geben und ihn Daniel taufen lassen wollen. Sie bekam einen Kloß im Hals, als sie daran dachte. Schnell begann sie zu tippen:
NEKincaid: So ist es. Wie hast du meine ID-Adresse herausgefunden?
LDStone: Ich habe so meine Methoden. Ich habe auch noch ein paar ganz spezielle, die ich dir gern im Bett zeigen würde.
Wieder hatte sie das vertraute warme Gefühl im Bauch, das sie seit ihrem Telefonat mit Lucas in der Limousine jeden Tag verspürt hatte, wenn er angerufen und ihr in allen Einzelheiten geschildert hatte, was er mit ihr anstellen würde, wenn er bei ihr wäre. Im Laufe der Tage hatte Nadia diese Art, mit ihm zu telefonieren, immer fesselnder gefunden und konnte jetzt nicht genug davon bekommen. Und sie sehnte sich danach, Lucas endlich wieder in ihrem Bett zu haben.
LDStone: Ich komme heute Nacht zurück. Dieses Mal will ich die Binde vor den Augen haben.
Nadia dachte an den Sonnabend vor Lucas’ Abreise. Angeregt von ihrem Ausflug in den Botanischen Garten, hatte er ihr im Bett die Augen verbunden. Und allein bei der Erinnerung an jene Nacht bekam Nadia jetzt eine Gänsehaut.
NEKincaid: Kann es kaum erwarten. Allerdings werde ich heut erst spät nach Hause kommen. Das Komitee hier in der Bücherei möchte einen Bericht über meine bisherigen Erfolge beim
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