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Und Rache sollst du nehmen - Thriller

Und Rache sollst du nehmen - Thriller

Titel: Und Rache sollst du nehmen - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Robertson
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musste. Wann man ihnen den Rücken stärken und wann man ihnen ein Messer in selbigen rammen musste.
Wann man sich an die Wahrheit halten konnte – und wann man die eigenen Interessen wahren musste. So einfach war das. Er kannte die Regeln längst in- und auswendig.
    Die anderen taten ihm Unrecht, wenn sie lästerten, die Cutter-Story wäre ihm in den Schoß gefallen. So lief das nicht. Jeder war seines Glückes Schmied, auch wenn die eifersüchtigen Kollegenarschlöcher das nicht einsehen wollten. Der Cutter hätte sich jeden anderen Glasgower Journalisten aussuchen können, aber das hatte er nicht getan. Er hatte sich für Keith Imrie entschieden, weil er der Beste war, den diese Provinzstadt zu bieten hatte. Für diese Auszeichnung hatte Imrie sich den Arsch aufgerissen, er hatte sie sich verdammt nochmal verdient. Mit Dusel hatte das nicht das Geringste zu tun.
    Wie angewiesen marschierte Imrie schnurstracks in die rechte hintere Ecke der Garage. Seine Informationen hatten ihn noch nie in die Irre geführt, natürlich nicht. Die dumpfe Stimme am Telefon hatte ihre Identität nie enthüllt, die Briefe trugen keine Unterschrift. Aber er wusste, wer es war, klar wusste er es. Die Hinweise kamen aus erster Hand. Alle grasten sie die Stadt verzweifelt nach Quellen ab, die ihnen etwas über den Cutter erzählen konnten, doch er, Imrie, verfügte über die bestmögliche Quelle. Selbstverständlich.
    Der ramponierte Karton wurde zur Hälfte von einem alten Teppich verdeckt. Kein besonders sicheres Versteck, aber absolut unauffällig. Niemand würde sich für den Inhalt dieser dreckigen, offensichtlich in Vergessenheit geratenen Kiste interessieren – doch sie enthielt
Imries Ticket zur Fleet Street. Inzwischen waren die großen Zeitungen natürlich über Wapping nach Broxbourne und in die Docklands abgewandert, aber er würde immer nur von der Fleet Street träumen.
    Imrie langte mit spitzen Fingern unter den Teppich, um das verdreckte Teil möglichst nicht zu berühren, tastete im Halbdunkel herum – und spürte seinen Hauptpreis sofort unter den Händen. Zufrieden lächelnd zog er ihn hervor: ein schmuckloser brauner Umschlag, nicht sehr dick, aber umso verheißungsvoller. Und sein ganz allein.
    Musste er sich Selbstgefälligkeit vorwerfen lassen? Und wenn schon. Auch ein guter Verlierer war immer noch ein Verlierer. Dasselbe galt für gute Gewinner. Und wenn ihm die versammelten Medienleute der Stadt in diesem Augenblick zugeschaut hätten, er hätte ihnen einen dicken fetten Mittelfinger entgegengestreckt. Was soll der Aufstand? Als ob ihr nicht käuflich wärt!
    Behutsam leerte er den Umschlag auf dem Teppich aus und machte sich daran, seine Beute zu begutachten.
    Eine glänzend weiße Visitenkarte. Jonathan Carr. Kanzlei Salter, Fyfe and Bryce. 1024 Bath Street.
    Ein Zeitungsausschnitt. Die Heiratsanzeige der Sinclairs. Bingo.
    Eine massive Goldkette.Typisches Gangster-Klimbim.
    Ein Wettschein von Hutchison’s Independent Bookmakers, ein Kassenzettel von Tesco und eine Kreditkarte auf den Namen Wallace R. Ogilvie.
    Sechs Richtige!
    Die Ausbeute übertraf seine kühnsten Träume. Jetzt
konnte der Chefredakteur zur Abwechslung mal ihm in den vergoldeten Arsch kriechen. Und ganz abgesehen von den endlosen Seite-Eins-Exklusivstorys, die ihm dieser Fang mit Sicherheit einbrachte, würden ihm die willigen Verehrerinnen bald die Bude einrennen.
    Die grausame Schatzkiste im Schlupfwinkel des Cutters. Sesam öffne dich – Record -Reporter entdeckt Killerhöhle. Imrie konnte nur noch in Schlagzeilen denken, sein eigener Name erschien ihm nur noch im gleißenden Rampenlicht – in fett gedruckter, wunderschöner 20-Punkt-Schrift.
    Er ließ den Umschlag mit den kostbaren Papieren in der Innentasche seiner Jacke verschwinden, nur den klobigen Männerschmuck verstaute er ganz tief in die Hosentasche. Es war ein schönes Gefühl, die Goldkette an seinen vergoldeten Eiern zu spüren. Mann, er hatte es wirklich so was von drauf.
    Langsam schob Imrie das Garagentor auf und ging, wie er gekommen war. Er würdigte die umliegende Nacht kaum eines Blickes, während er mit stolzgeschwellter Brust zu dem Saab-Cabriolet stolzierte, das ihn ohne Umwege nach London befördern würde. Nach ganzen drei Metern hörte er Schritte in seinem Rücken. Sofort schlug sein Spinnensinn Alarm, und sein Schließmuskel machte dicht wie eine Muschel.
    Obwohl ihm sein Fluchtinstinkt dringend dazu riet, die Beine in die Hand zu nehmen, drehte er sich

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