Und Rache sollst du nehmen - Thriller
zu Wort
The Herald, Samstag, 16. Mai 2010. Seite 4
Am gestrigen Tag musste ein bekannter Glasgower Geschäftsmann vor Gericht auftreten. Ihm wird angelastet, vergangenen Dienstag einen 32-jährigen Mann getötet zu haben. Das Crown Office gab bekannt, dass Alexander Kirkwood (34) aus Braidwood Gardens, Baillieston, hinter verschlossenen Türen vor dem Sheriff Court erschienen ist und des Mordes angeklagt wurde. Darüber hinaus wird ihm der Versuch vorgeworfen, Einfluss auf die Arbeit der Ermittlungsbehörden zu nehmen. Eine Sprecherin sagte, Kirkwood habe weder Einspruch erhoben noch eine Erklärung abgegeben und befinde sich weiterhin in Gewahrsam. Sie fügte hinzu, dass ein Kautionsantrag gestellt und abgewiesen worden sei.
The Herald, Freitag, 22. Mai 2010. Seite 1.
Von Andrea Faulds
Wie die Strathclyde Police bekanntgegeben hat, liegen mittlerweile umfassende Ergebnisse kriminaltechnischer Untersuchungen vor, die mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit beweisen, dass der Journalist Keith Imrie vom Daily Record tatsächlich alle sechs Opfer der Cutter-Morde getötet hat.
Bei einer restlos überfüllten Pressekonferenz berichteten DI Frank Lewington und DCI Lewis Robertson von DNA-Spuren sowie Finger- und Schuhabdrücken, die Imrie zweifelsfrei als Mörder identifizieren, weshalb sämtliche Ermittlungen in der Mordserie eingestellt wurden. Der Fall gilt als abgeschlossen.
Erst letzte Woche, nachdem seine Leiche vor einer Garage in Springburn aufgefunden worden war, war Imries Name im Zusammenhang mit den Morden in Umlauf gekommen. Sein mutmaßlicher Mörder wird in Kürze vor Gericht stehen.
DI Lewington und DCI Robertson
zählten eine Reihe von Gegenständen aus dem Eigentum der Opfer des Cutters auf, die sowohl am Schauplatz von Mr Imries Tod als auch in seiner Wohnung im Glasgower West End gefunden wurden. Darunter waren eine Visitenkarte des ermordeten Anwalts Jonathan Carr, ein Wettschein aus dem Geschäft des Buchmachers William Hutchison und ein Aschenbecher aus Mr Hutchisons Wohnung; ferner eine Halskette, die dem Drogendealer Thomas Tierney zuzurechnen ist, ein Bon von einer Kasse, an der Fiona Raedale gearbeitet hatte, sowie ein Asthmaspray aus Ms Raedales Besitz. Außerdem wurden eine Kreditkarte auf den Namen des Geschäftsmannes Wallace Ogilvie und ein Laufschuh des Zahnarztes Brian Sinclair beschlagnahmt. Wie DCI Robertson berichtete, wurden in Imries Wohnung in der Observatory Road darüber hinaus Fotografien von Häusern, Wohnungen, Lokalen und anderen bevorzugten Aufenthaltsorten der Mordopfer gefunden.
Im Rahmen der umfassenden kriminaltechnischen Untersuchung wurde auch ein Schuhabdruck analysiert, der am ersten Tatort, dem Schauplatz des Mordes an Mr Carr, sichergestellt wurde. Die Übereinstimmung dieses Schuhabdrucks mit einem Reebok-Sportschuh Größe 40 aus Imries Besitz wurde offiziell bestätigt. Das Profil des Schuhs, der in der Wohnung des Reporters entdeckt wurde, entsprach dem Abguss des Schuhabdrucks vom Tatort bis ins Detail. Als noch verhängnisvoller erwiesen sich die Haare, die an der Kleidung des fünften Opfers, Brian Sinclair, gefunden wurden: Sie konnten über einen DNA-Test eindeutig Keith Imrie zugeordnet werden. Die Chance, dass die Haare nicht von Imrie stammten, liegt konservativen Schätzungen zufolge bei 1 zu 3,4 Millionen.
Wie des Weiteren ans Licht kam, war Imrie auf Aufnahmen von Überwachungskameras in der Tesco-Filiale an der Maryhill Road zu sehen, in der Fiona Raedale gearbeitet
hatte – und zwar kurz bevor sie starb.
Das grausamste Beweisstück dürfte jedoch die Gartenschere sein, die mit Klebeband an der Unterseite von Imries Bett befestigt war. Bekanntlich hatte der Cutter ein solches Werkzeug benutzt, um den rechten kleinen Finger seiner Opfer abzutrennen. Dieses Markenzeichen diente dem Killer als persönliche Signatur; dadurch musste die Polizei schon zu Beginn der Mordserie erkennen, dass sie es mit einem Serienmörder zu tun hatte. Auf der Gartenschere, die in Imries Wohnung verborgen war, wurden DNA-Spuren gefunden – darunter Haut- und Gewebepartikel sowie Blutspuren –, die ohne jeden Zweifel Wallace Ogilvie und Brian Sinclair zugeordnet werden konnten. Daneben wurden auf Basis des Low-Copy-Number-Verfahrens offenbar Teilübereinstimmungen mit drei weiteren Opfern des Cutters ermittelt. Zudem bestätigte DI Lewington erstmals offiziell, dass Mr Sinclair mit einer eingerollten Zeitung erstickt wurde. Wie er überraschend
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