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Und Rache sollst du nehmen - Thriller

Und Rache sollst du nehmen - Thriller

Titel: Und Rache sollst du nehmen - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Robertson
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Holyrood.«
    Meine Antwort beschränkte sich auf ein Nicken. Mehr, und es hätte als Interesse oder gar Ermutigung missverstanden werden können, weniger, und es hätte am Ende den nächsten Streit losgetreten.
    Obwohl ich nichts sagte, starrte sie mich weiter an. Sie erwartete nicht im Ernst, dass ich auf ihre Ankündigung eingehen würde, da war ich mir sicher. Aber sie hoffte. Irgendetwas in ihren Augen ließ mich nachgeben.
    »Und was soll da geschehen?«
    Ihr Gesicht hellte sich auf. Sie war schlichtweg begeistert. »Eine Protestaktion vor dem Haupteingang. Wir sollten ein paar Dutzend Leute zusammenbringen, und
so wie es aussieht, wird die Presse darüber berichten. Vielleicht auch das Fernsehen. BBC Scotland konnte nichts versprechen, aber sie haben es im Terminkalender. Also Daumen drücken!«
    So, so. Dann drücken wir mal die Daumen. »Ein paar Dutzend« hieß, dass am Ende fünf oder sechs Teilnehmer erscheinen würden. »So wie es aussieht« hieß, dass es sehr, sehr unwahrscheinlich war. Und »sie haben es im Terminkalender« hieß: Schlag es dir aus dem Kopf. Das war doch alles nichts Neues.
    Mit diesen Worten sammelte sie ein, was auch immer sie ihrer Meinung nach für ihren heutigen Feldzug brauchte, und verstaute es in einer Ansammlung Taschen und Tüten. Ein letzter Schluck Tee wurde in übertriebener Eile heruntergekippt, die Tasse mit der angespannten Miene einer zu allem entschlossenen Frau abgestellt.
    Ein letztes Umschauen, ein letztes Winken, als ob sie nicht mal mehr die Zeit hätte, einen Ton zu sagen, und schon war sie auf und davon zum Acht-Uhr-Zug nach Edinburgh. Ich verfolgte, wie die Tür hinter ihr zuschlug, und konnte nur den Kopf schütteln, als der Rahmen im Nachhall erzitterte. An meiner lähmenden Müdigkeit war nicht nur die achtstündige Schicht schuld.
    Ich versuchte, ihren immer leiser werdenden Schritten zu lauschen, das undeutliche Klappern der Absätze auf dem Asphalt zu erahnen. Wollte auch noch das allerletzte Geräusch, das noch zu hören war, einfangen. Jedes verkümmernde, verwelkende Trappeln trieb mich weiter in den Schlaf, bis mein Kopf auf den Tisch sank
und mein Geist in eine andere Zeit, an einen anderen Ort abdriftete.
    Eine Stunde lang blieb ich so sitzen, bevor ich mit steifen und schmerzenden Gliedern aufwachte und mich für vier weitere ruhelose Stunden ins kalte Bett schleppte. Wie immer brachte der Schlaf keine Erlösung von den Alpträumen des Tages, sondern nur Erinnerungen an alte Zeiten und verzerrte Versionen einer ohnehin kranken Realität. Die Hoffnung, hinter geschlossenen Augen Zuflucht zu finden, hatte ich längst aufgegeben.
    Es war beinahe fünf, als sie heimkam, genauso zusammengeschrumpft und selbstgerecht, wie ich erwartet hatte. Sie ließ ihre Taschen und ihre Jacke fallen, als müsste sie sich ihrer Rüstung entledigen. Die erschöpfte Kriegerin kehrte von der Front zurück.
    Es folgte derselbe Tanz wie am Morgen. Ich sollte fragen, wie es gelaufen war. Es war mir egal. Sie erzählte es mir trotzdem. Die Wahrheit versteckte sich irgendwo zwischen den Zeilen. Drei Stunden lang hatte sie vor dem Parlament gestanden, im Regen, an ihrer Seite acht andere Schwachköpfe mit guten Absichten und verqueren Vorstellungen vom Lauf der Welt. In schöner Eintracht hatten sie ihre Schilder hochgehalten und ihre Zeit verschwendet. Ich bekam natürlich eine andere Fassung der Geschichte zu hören.
    Nur wenige Parlamentsmitglieder nahmen überhaupt Notiz von den triefenden Körpern, die den Eingang ihrer Laberbude belagerten, und selbst diese wenigen schenkten ihnen kaum Beachtung. Irgendwann raffte sich einer zu einer halbherzigen Geste auf und lud drei
von ihnen ins Trockene ein, auf eine Tasse Tee und eine fünfminütige Runde Kopfnicken. Eine oberflächliche Plauderei, die vergessen sein würde, sobald die Störenfriede wieder draußen auf der Royal Mile waren.
    Nach diesem Akt gönnerhafter Herablassung waren die Möchtegern-Revolutionäre beglückt abgezogen. Sie sprudelten über vor Selbstlob, hatten aber die Quadratwurzel von null Komma nix erreicht. Oh, wie zufrieden sie mit sich waren, als sie im Zug zurück nach Glasgow saßen! Überglücklich machten sie sich ihre Notizen, verspeisten ihre Sandwiches und klopften sich dabei abwechselnd auf die Schultern.
    Doch der Tag der geschäftigen Zeitverschwendung war noch nicht zu Ende. Weit gefehlt! Am Nachmittag war sie zurück in Glasgow und agitierte für ein Treffen mit Mitgliedern des

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