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Und Rache sollst du nehmen - Thriller

Und Rache sollst du nehmen - Thriller

Titel: Und Rache sollst du nehmen - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Robertson
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Hutchison. Und dabei würde es nicht bleiben. Bald würde mich ganz Glasgow kennen. Und doch war so ein Bastard gallus genug, mich um mein Geld zu betrügen. Es war wirklich zum Lachen.
    So was kam vor. Die Zentralverriegelung sollte es eigentlich verhindern, aber manchmal wurde man eben auf dem falschen Fuß erwischt. Der Kunde zieht das Geld aus der Tasche, man öffnet die Türen, und im nächsten Moment hat er sich auf die Straße gerettet und verschwindet mit deiner Kohle im Verkehr. Liegt wohl an der Gegend. Aber wenn sie wüssten, wozu ich fähig bin, hätten sie ganz sicher nicht die Nerven dazu. Dann würden selbst die Geizkragen Schiss bekommen. Niemand würde mehr am Trinkgeld sparen.

10
    Früher hatte das Leben einen Rhythmus. Vielleicht hatte es immer noch einen Rhythmus, aber wenn, dann war es jetzt kein konstanter, nachvollziehbarer, praktikabler, halbwegs erträglicher Rhythmus. Schon seit sechs Jahren nicht mehr. Wenn es diesen neuen Rhythmus gab, konnte ich nicht damit leben. Er war ein konstanter Störfaktor, er brachte mich um den Verstand. Ein scheppernder Lärm, der es auf meine Ohren und auf mein Hirn abgesehen hatte. Eigentlich hätte er jetzt nach meiner Pfeife tanzen sollen, aber es war immer noch dasselbe ruhelose, abgehackte Rattern.
    Sechs Jahre sind eine lange Zeit. Wo Eintracht gewesen war, war nun Zwietracht – um Margaret Thatcher zu zitieren, wie sie vor den Fernsehkameras die Worte Franz von Assisis missbrauchte, wie sie von Eintracht winselte, während sie mehr Zwietracht säte als je zuvor. Das Normale hatte sich in Sekundenschnelle ins Gegenteil verkehrt. In ein sehr schlimmes Gegenteil.
    Ich wusste, dass es ihr, meiner Frau, genauso ging, doch deshalb konnte ich ihre Art, der Sache zu begegnen, noch lange nicht akzeptieren. Klar, jedem das Seine, aber sie lag wirklich meilenweit daneben. Sie lag falsch.
    Es war ihr Rhythmus, ihre Lösung. Aber falsch war es trotzdem. Sie stellte ihr Leben in den Dienst ihres Kreuzzugs, sie benutzte ihre Kampagne, um alles andere
auszusperren, um die Welt auf Abstand zu halten. Sie verteilte Flugblätter, sie strengte Petitionen an, sie argumentierte und predigte. Sie saß in Komitees und leitete Diskussionsrunden, sie stand mit Transparenten vorm Parlamentsgebäude. Sie duzte sich mit Abgeordneten, Stadträten und Mitgliedern des Scottish Parliament.
    Und jede beschissene Minute war die reinste Zeitverschwendung.
    Sie klagte, sie jammerte, sie quengelte. Sie murrte, kritisierte und meckerte. Sie hatte nicht das Geringste erreicht und würde nicht das Geringste erreichen. Denn das, was sie eigentlich erreichen wollte, war unmöglich.
    Dieser Morgen war wieder mal typisch. Es war kurz nach sieben, ich hing über dem Küchentisch und ersoff in meinem Kaffeebecher. Ich hatte eine lange Nachtschicht hinter mir und sank immer tiefer in mich hinein. Sie kam mit geschäftsmäßig zurückgebundenen Haaren in die Küche gestürmt. Nur ein paar einzelne Strähnen des hellen Haars, das mir vor so vielen Jahren den Kopf verdreht hatte, waren dem kalten Griff des Haargummis entkommen. Über ihrem Kostüm trug sie eine Regenjacke. Sie war für alle Eventualitäten und jedes Wetter gerüstet.
    In den letzten sechs Jahren war sie gut und gerne fünfzehn Jahre gealtert. Falten, wo nie welche gewesen waren, grüne Augen, die tiefer und dunkler wirkten, ein verhärteter Mund. Ich glaube, kleiner war sie auch geworden. Mit ihren knapp eins fünfzig war sie schon früher kein Riese gewesen, aber mir kam es vor, als hätte sie das Ganze noch einen guten Zentimeter niedergedrückt.

    Doch heute Morgen war es anders. Sie war bereit für die Schlacht. Sie schwirrte durchs Zimmer, sie platzte halb vor Spannung wegen des Tages, der vor ihr lag, sie glaubte an all seine falschen Versprechen. Ja, sie sang sogar ein bisschen. Ich hörte sie ein paar verschämte Takte summen, mittlerweile eine Seltenheit in unserem Haus. Ihre Fröhlichkeit regte mich auf. Dümmlicher Optimismus ist nicht gerade das beste Rezept, um mich nach einer langen Nacht hinter dem Steuer aufzuheitern. Glasgow hatte mir schon den Rest gegeben. Für heute hatte ich genug.
    Ich wusste, dass ich fragen sollte, wohin es diesmal ging, ich wusste, dass es mir egal war, und ich wusste, dass sie es mir trotzdem sagen würde. Also starrte ich in die trübe Kaffeebrühe und schwieg.
    »Heute geht’s zum Scottish Parliament«, zwitscherte sie mir schließlich zu. »Mit dem Zug nach Edinburgh und dann weiter nach

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