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Und Rache sollst du nehmen - Thriller

Und Rache sollst du nehmen - Thriller

Titel: Und Rache sollst du nehmen - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Robertson
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Bildungskomitees. Ich wollte mir gar nicht vorstellen, wie die Herrschaften von ihr dachten. Wahrscheinlich hatten sie meine Frau unter Nervensäge oder Spinnerin abgespeichert.
    Vielleicht war ihr das sogar bewusst, doch davon ließ sie sich nicht aufhalten. Nichts konnte sie aufhalten. Sie blieb ihrer Mission treu, genau wie ich meiner. Zu Anfang hatte sie versucht, mich in die Sache reinzuziehen, natürlich hatte sie es versucht, aber nicht mal diese Schlacht konnte sie gewinnen. Zuerst erfand ich Entschuldigungen: Ich konnte nicht hierhin kommen, ich schaffte es nicht dorthin. Entweder musste ich arbeiten, oder ich war müde. Doch sie ließ nicht locker, bis ich ihr ins Gesicht sagen musste, dass ich nichts damit zu tun haben wollte.
    Allerdings verschwieg ich, warum. Diesen zusätzlichen
Schicksalsschlag wollte ich ihr ersparen, auch wenn sie mir die Entscheidung natürlich übelnahm und mich deshalb noch weiter aus ihrem Leben ausschloss. Sie machte mir meine Untätigkeit zum Vorwurf, sie fand mein Desinteresse abstoßend. Sie dachte, ich würde mich einfach zurücklehnen und allem seinen Lauf lassen. Sie dachte, ich würde tatenlos zusehen.
    Ich ließ sie in dem Glauben. Alles andere hätte mich dazu gezwungen, eine Büchse der Pandora zu öffnen, die wir beide um alles in der Welt verschlossen halten wollten.
    Sie hatte ihre Pflicht getan, sie hatte einen weiteren Tag aktiver Untätigkeit hinter sich, und nun war sie daheim und gab erste Signale des bevorstehenden Totalzusammenbruchs von sich. Ihr langsamer Weg ins Vergessen hatte begonnen.
    Zehn Minuten, nachdem sie heimgekommen war, warf sie die erste Tablette ein. Die Pause, die sie in ihrem weltfremden Monolog einlegte, war exakt so bemessen, dass sie einen Schluck Wasser trinken und auf die Pille beißen konnte. Der erste Schritt zur nächtlichen Abschottung war getan.
    Sie hörte nicht auf zu reden, als ich Teller und Besteck vor ihr aufdeckte. Sie erzählte weiter ihre selbstgefälligen Lügen, als ich Hühnerbrust, junge Kartoffeln und grüne Bohnen servierte. Für sie war das Essen bloß ein Hindernis für ihren Redefluss, und noch dazu ein vernachlässigbares. Mit dieser einseitigen Unterhaltung rechtfertigte sie ihr Leben. Es wäre herzlos gewesen, sie zu unterbrechen.

    Endlich war das Essen verschwunden, und das Gerede verebbte langsam. Sie fing an zu versumpfen.
    Der Fernseher hielt sie noch für ein paar Stunden an der Oberfläche. Sie starrte auf den Kasten in der Ecke, während ihr Geist flöten ging und ihre Muskeln schlaff wurden. Bilder spiegelten sich in ihren zunehmend glasigen Augen, Seifenopfern und Sitcoms, die sie weiter und weiter in die Tiefe zogen.
    Ich saß neben ihr und beteiligte mich an dem wachsenden Schweigekomplott. Ich sah nicht auf den Bildschirm, Fernsehen interessierte mich nicht. Vor meinem inneren Auge spulten sich meine eigenen Pläne ab.
    Um neun schleppte sie sich nach oben ins Bett. Die gesammelten Pillen rasselten in ihrem Körper. Ich wusste, dass sie in ein paar Minuten tief schlafen würde.
    Tagsüber war sie ein fehlgeleiteter menschlicher Dynamo, nachts ein ausgelaugtes Wrack. Tagsüber eine Aktivistin aus Zufall, nachts eine vergitterte Einzelzelle. Der Tag war der Treibstoff, die Nacht der Hunger.
    Tag und Nacht dienten einzig dazu, die Dämonen auszusperren, die sich gegen ihre Tür warfen und brüllend Einlass begehrten. Besser, man ließ sie rein. Besser, man hieß sie mit offenen Armen willkommen und nutzte sie für seine eigenen Zwecke. Viel besser.
    Sie war weg, aber ich saß weiter da und stierte Richtung Fernseher. Ich war nicht mehr oder weniger einsam, jetzt, wo ich allein war. Die Nacht gehörte mir, die Arbeit wartete auf mich. Ich würde durch die Straßen fahren und warten, was der Morgen brachte.

11
    Heutzutage ist die Sauchiehall Street eine kilometerlange, schnurgerade Flaniermeile, aber früher war das völlig anders. Früher war sie eine schmale, verwinkelte Gasse, die sich an feudalen Villen in weitläufigen Gärten vorbeizwängte. Mir gefiel diese Vorstellung – dass sich die chaotischen, vom Zufall geformten Gässchen in einen direkten Weg verwandelt hatten. Der Name, Sauchiehall Street, rührt von zwei alten schottischen Wörtern her, die seither vom Englischen unterjocht wurden. Also praktisch wie das ganze Land. Saugh ist das schottische Wort für willow, haugh bedeutet Wiese. Deshalb fing ich bei den Willow Tea Rooms, Miss Cranstons altem Laden an der Ecke der Blythswood Street,

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