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Und Rache sollst du nehmen - Thriller

Und Rache sollst du nehmen - Thriller

Titel: Und Rache sollst du nehmen - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Robertson
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Trinkgeld.
    Pollokshields. Carntyne. Barmulloch. Ibrox. Parkhead. Carling Academy. Queen Street Station. Noch mehr Besoffene. Und Stau, Stau, Stau.
    So viel Stadt. Vielleicht war es gar nicht weiter verwunderlich, dass es anscheinend niemand bemerkte, wenn sich eine einzelne Seele daraus verabschiedete. Eine einzelne Seele, weil niemand Billy den Buchmacher mit Jonathan Carr in Verbindung brachte. Niemand sprach über den Doppelmord, von dem niemand wusste. Niemand sprach über den unerkannten Doppelmörder in ihrer Mitte.
    Für die Leute auf der Rückbank meines Taxis hieß ich Kumpel oder Fahrer. Für diese Menschen war ich nichts weiter als ein Paar Augen im Rückspiegel.
    Für mich waren sie nichts weiter als gähnende, plappernde, von ihren Besitzern abgekoppelte Münder. Ich lauschte auf eine Erwähnung von Billy, doch es kam keine. Es kam überhaupt nichts, bis auf einmal, als Radio Clyde im Rahmen seiner halbstündlichen Nachrichtensendung
einen Bericht über Billy brachte. Ganze fünfzehn Sekunden dauerte er. Und dann wurde die Meldung gestrichen, als sich irgendein Assi in Possil abstechen ließ und der Sportblock ausgedehnt wurde, weil sich ein Verteidiger der Rangers am Knie verletzt hatte.
    Billy war genauso schnell wieder verschwunden, wie er aufgetaucht war, und die Leute nahmen entweder gar keine Notiz davon oder scherten sich nicht weiter darum. Na, meinetwegen. Ich scherte mich schließlich auch nicht um Billy. Mir konnte es egal sein, ob sie über ihn sprachen oder nicht – aber mir konnte nicht egal sein, ob sie über mich sprachen. Das heißt: über den Mann, der Carr und Hutchison abgefertigt hatte. Über den Mann, der den kleinen Finger ihrer rechten Hand abgetrennt und an die Polizei geschickt hatte. Über diesen Mann sollten sie gefälligst sprechen.
    Aber Glasgow blieb einfach Glasgow. Nichts änderte sich.
    Gallus. Dieses Wort fasst die Stadt am besten zusammen. Ein echtes Glasgower Wort, das so viel bedeutet wie: mutig und cool, frech und ungestüm, furchtlos und dreist, selbstbewusst und schick. Einfach großartig. All das und mehr. Schwer zu beschreiben, wenn man den Ausdruck nicht schon von klein auf kennt, aber Glasgow kann man ganz sicher als gallus bezeichnen.
    Früher mal hatte ich mit voller Begeisterung dieses Gallus -Gefühl geteilt. Ich gehörte dazu, ich war nicht weniger gallus als die anderen. Doch das war davor, ehe mir alles genommen wurde. Nun war ich draußen und blickte durch den Rückspiegel hinein in diese Gallus -Welt,
während Glasgow durch mein Taxi schwappte, auf dem Rückweg von der Kneipe, auf dem Hinweg zum Flughafen.
    Viel zu tun heut Nacht?
    Manchmal betrachtete ich sie einfach so im Spiegel. Ich schaute ihnen in die Augen und ließ sie rätseln. Weißt du, wer ich bin, weißt du, was mir zugestoßen ist, weißt du, was ich getan habe? Weißt du, was ich noch tun werde? Aber sie wussten es nie. Sie waren nicht mal nah dran.
    Stattdessen meckerten sie über das Wetter, stattdessen jammerten sie über den Regen, als wäre der nicht völlig egal. An ein bisschen Regen ist noch niemand gestorben.
    Fußball, Geld, Verkehr, Fußball, Regen und Fußball. Meine Taten hatten das Selbstverständnis dieser Stadt nicht verändert, sie hatten es nicht mal angekratzt. Doch das würde sich ändern. Nur Geduld.
    Ab und zu, wenn sie immer weiter über ihre blöden Belanglosigkeiten klagten, über ihre kleinen Nichtigkeiten, hätte ich ihnen am liebsten eine runtergehauen, um ihnen klarzumachen, was echte Sorgen waren. Echtes Leid. Doch meistens wollte ich nur, dass sie endlich das Maul hielten. Schließlich musste ich sie in glücklicher Ignoranz, in seliger Dummheit durch mein Taxi wandern lassen. Angeblich sind die Augen ein Fenster zur Seele, aber in meinen sahen sie nichts. Sie blickten mich an und erkannten nichts. Ich dachte ununterbrochen nach, plante, wartete und überlegte, es war alles da, in meinem Inneren, aber sie waren blind dafür.
    Zum Scottish Exhibition and Conference Center.
Zur Central Station. Brave Hausfrauen mit Tüten voll Klatsch und Tratsch. Hyndland. Fahrgäste am Taxistand abholen. Oder rausgewunken werden. Mount Florida. Früh anfangen, spät aufhören.
    Garthamlock. Celtic Park. Kinder in die Schule bringen. Rauchen verboten. Trinken verboten. Essen verboten. Kotzen verboten. Nach Cathcart. Nach Johnstone.
    Ich fuhr sie. Ich fuhr an ihnen vorbei, ich fuhr durch sie hindurch. Ich holte sie ab und lieferte sie ab. Ich nahm ihr Geld und gab ihnen

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