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Und Rache sollst du nehmen - Thriller

Und Rache sollst du nehmen - Thriller

Titel: Und Rache sollst du nehmen - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Robertson
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noch, und er würde Nummer Sechsundfünfzig sein.
    Da tauchte von irgendwo außerhalb meines Blickfelds ein Schatten auf und schob sich an dem Jungen vorbei, schubste ihn einfach zur Seite und rempelte ihn dabei um. Und stürmte an mir vorüber.
    Ich sah zu, wie sich der Junge aufrappelte und der Gestalt einen wütenden Blick hinterherwarf.

    Als ich seinen Augen folgte, entdeckte ich einen kurzen, stämmigen Typen Mitte zwanzig, der die Straße in vollendeter Rücksichtslosigkeit hinauftrampelte. Das war der Rücken von Nummer Sechsundfünfzig.
    Oder von Nummer Drei, je nachdem.

12
    Ich folgte ihm, diesem kurz geratenen, stämmigen Kerl, der mit Vorliebe kleine Jungs aus dem Weg schubste. Und nicht nur kleine Jungs – der erbärmliche Egomane achtete auf niemanden, der ihm in die Quere kam. Er rempelte Frauen beiseite, er stellte sich Männern in den Weg, die ihn um zwei Köpfe überragten. Er bewegte sich mit der Rücksichtslosigkeit eines Schulhofschlägers und dem Selbstbewusstsein eines doppelt so großen Mannes.
    Ich hielt mich in fünf, sechs Metern Entfernung und beobachtete ihn.
    Der Kerl war nicht ganz eins siebzig groß, hatte kurzes, stachelig abstehendes Haar und brachte vielleicht fünfundsiebzig Kilo auf die Wage. Wenn er sich umschaute, konnte ich sein Gesicht erkennen – es wirkte ramponiert, als hätte es einen Krieg hinter sich. Im Grunde sah er aus wie ein schlecht gelaunter Hund.
    Er bahnte sich einen Weg die Sauchiehall Street hinauf. Für so einen mickrigen Typen verfügte er über ein bemerkenswertes Selbstvertrauen. Ein Draufgänger. Die Art, wie er drauflosstolzierte, erinnerte mich an Carr. Beides kleine Männer mit großen Egos, und doch völlig unterschiedlich.
    Aber ich hatte keine Zeit, über Carr nachzudenken. Jetzt ging es um diesen Kerl vor meiner Nase. Vielleicht würde ich ihm nie wieder begegnen, also war hier und
jetzt der entscheidende Moment. Egal wie riskant es sein würde, egal wie lang es dauerte. Wenn ich eine Chance hatte, musste ich sie ergreifen, oder sie war für immer vertan. Das wusste ich.
    Der kleine Mann kam an ein paar Bekannten vorbei, zwei jungen Typen in Quasi-Assi-Uniform. Sie blieben eng beieinander stehen und flüsterten sich in Lichtgeschwindigkeit etwas zu. Der kleine Mann schaute sich um und schüttelte den Kopf, dann nickte er in Richtung der Konzerthalle am Ende der Straße. Die anderen tauschten einen Blick aus, nickten ebenfalls und liefen weiter.
    Mein Mann hatte zwar geflüstert, aber dafür ausgiebig mit den Händen gesprochen. Seine Augen waren immer wieder zur Seite gehuscht, sein zusammengekniffener Mund hatte rasch und verstohlen Worte geraunt, aber seine Gesten leisteten Überstunden. Nun ging er weiter.
    Er blieb nicht stehen, als er die Fußgängerzone erreicht hatte. An der Renfield Street bog er so plötzlich nach rechts ab, dass zwei Mädchen zur Seite springen mussten, und betrat einen Pub. Das Lauders.
    Gar nicht gut. Die Sache wandte sich gegen mich. Ich hatte meine eigenen Gründe gehabt, auf der Sauchiehall Street anzufangen, aber nur, um ihn zu identifizieren. Ihn oder sie. Das hier war nicht Teil des Plans.
    Trotzdem, es musste sein.
    Ohne innezuhalten oder mich auch nur umzudrehen, lief ich am Lauders vorbei, bis zu den Läden unter der Konzerthalle, wo ich in ein Schaufenster guckte und tat, als würden mich die Waren brennend interessieren. Dort
wartete ich. Eine Minute lang. Die Minute wurde immer länger. Dann zuckte ich die Schultern, wandte mich ab und ging zurück. Ich betrat das Lauders.
    Ich wusste, dass der kleine Mann irgendwo dort drinnen sein würde, aber ich schaute mich nicht nach ihm um. Stattdessen ging ich an die Bar und bestellte ein Pint Heavy.
    Der Mann hinter der Theke sagte nichts und schenkte ein, ich sagte nichts und zahlte.
    Ich blickte in den Spiegel und sah mich. Mich, immer noch mich.
    Ein Schluck Bier. Und noch ein Schluck, bevor ich die Augen durch die Kneipe schweifen ließ.
    Ein fetter Kerl. Ein besoffener Kerl. Ein alter Kerl. Ein zweiter besoffener Kerl. Und der kleine Mann. Ich schluckte das Gebräu und schaute weg.
    Er saß auf einem Hocker, neben ihm die beiden Quasi-Assis. Wieder beugten sie sich zueinander und flüsterten in Lichtgeschwindigkeit. Der kleine Mann wedelte mit den Händen, als müsste er in Gebärdensprache kommunizieren, die drei Köpfe nickten oder wurden geschüttelt. Plötzlich sprang meine Zielperson von ihrem Hocker auf. Auch ich war schon auf dem Sprung, aber er ging

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