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Und Rache sollst du nehmen - Thriller

Und Rache sollst du nehmen - Thriller

Titel: Und Rache sollst du nehmen - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Robertson
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Sondern Jack. Niemand weiß, wer er wirklich war.
    Jack tat, was Jack tun musste, und dann hörte er auf. Er verschwand, er löste sich im Nebel der Londoner Altstadt auf. Niemand hatte ihn je erwischt.
    Aber der eigentliche Clou kommt noch. Jacks größtes Geheimnis könnte nämlich sein, dass er gar nicht existiert hat.
    Eine Theorie besagt, dass es keinen Psychopathen gegeben hat, der in den Straßen von Whitechapel spukte, keinen Irren, der Prostituierte jagte, um sie zu töten und aufzuschlitzen. Doch, doch, diese Frauen wurden alle getötet, aber nach dieser Hypothese eben nicht von einem Typen namens Jack.
    Drei Männer sollen zusammengearbeitet haben, um die Morde durchzuführen. Ihr Plan, wenn man der Theorie Glauben schenken will, bestand darin, ihre wahren Absichten durch den Mythos des Rippers zu verschleiern. Die Beteiligten stammten allesamt aus den höchsten Rängen der Gesellschaft, standen auf unterschiedliche Weise mit dem Königshaus in Verbindung und waren fest entschlossen, dessen Interessen zu wahren. Ob es nun der verrückte Prince Albert Victor war, der ihren Schutz
benötigte, oder Gull oder auch Williams, ist dabei nicht weiter von Belang.
    Der Grund für den ganzen Aufstand war, dass eine der fünf Huren, Mary Kelly, zu viel wusste und an die Öffentlichkeit gehen wollte. Sie musste zum Schweigen gebracht werden. Doch allein Kelly umzubringen, hätte bedeutet, eine Spur zum Palast zu legen. Vielleicht hätte sich die Polizei sowieso kein Bein ausgerissen wegen einer ermordeten Prostituierten, aber falls sie sich doch bemühte, hätte sie über die Frage nach einem möglichen Motiv für die Tötung Mary Kellys zur Wahrheit gelangen können.
    Also fasste man einen Plan. Also erdachte man eine Geschichte. Also führte man ein Theaterstück auf.
    Mary Kelly und ihre Freundinnen wurden hingerichtet, und ihr Mörder wurde zum Teufel auf Erden stilisiert. Verborgen zwischen den anderen vier Opfern brachte man Mary unauffällig zum Schweigen. Sie war die Nadel, die anderen der Heuhaufen.
    Das Schöne daran war, dass das Ganze nach dem Werk eines Wahnsinnigen aussah, während es sich in Wirklichkeit um eine absolut rationale, logische und präzise durchgeführte Operation handelte.
    Und, stimmte sie, diese eine Theorie unter so vielen anderen? Ich wusste es nicht, aber ich verstand die Idee dahinter. Ich respektierte ihre Logik.
    Logisches Denken. Daran waren die anderen – West, Bundy, Nilsen, Dahmer – gescheitert. Sie waren viel zu ausgeflippt, um noch vernünftig zu denken, meistens hatten sie eine ernstzunehmende Störung. Jack dagegen
war vernünftig. Er ließ sich nicht erwischen. Nicht in hundert Jahren.
    Dahmer war ein besoffener Zwangskranker, West ein Sexsüchtiger mit einem grausigen Hang zur Verstümmelung, Brady eine zutiefst verbitterte Seele auf Autopilot. Nilsen war ein in sich gekehrter Fantast, ein weiterer Süchtiger und Zwanghafter.
    Jeder von ihnen hatte seinen ganz eigenen Knall, selbst wenn sie unter einer vergleichsweise zurechnungsfähigen Form des Wahnsinns litten, die sie als halbwegs normal durchgehen ließ. Der Detective, der Nilsen festnahm, beschrieb ihn als »beängstigend normal, ein ganz gewöhnlicher Typ«. Shipman war durchgeknallt genug, um dreihundert alte Menschen umzubringen, ja vielleicht sogar mehr, aber zugleich so unauffällig, dass keiner von ihnen misstrauisch wurde. Und als eines von Dahmers Opfern auf offener Straße vor ihm floh, überzeugte er die Cops erfolgreich davon, dass es sich lediglich um einen Beziehungskrach handelte.
    Aber sie konnten nur so tun, als wären sie normal, sie hielten ihre Rolle nur für eine gewisse Zeit durch. Es juckte sie ständig – ihre Sucht, ihre Leidenschaft, ihr Zwang. Sie mussten es immer noch einmal tun. Ein klarer Mangel an logischem Denken.
    Dieser unwiderstehliche Drang war es, der jegliche vernünftigen Überlegungen untergrub und sie ständig zum nächsten Mord trieb. Also nicht das Böse oder irgend so ein Quatsch.
    Wenn es um Serienmörder geht, wird ziemlich viel Schwachsinn über das sogenannte Böse geredet. Hohe
Zahlen werfen das Moralgefühl der Leute aus der Bahn. Deshalb muss einer, der zwanzig Menschen getötet hat, zwangsläufig böser sein als einer, der nur zwei getötet hat. Ein Mann, der seine Opfer zerfetzt, ist böser als einer, der davon absieht. Eine Mörderin ist böser als ein Mörder. Ein Typ, der einen einzigen Menschen verstümmelt, ist böser als ein Politiker, der im Namen des

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