Und Rache sollst du nehmen - Thriller
übrigens auch nicht. Da geht’s komplett drunter und drüber, die blicken nicht mehr durch. Geschieht der Schlampe recht.«
Eine Pause.
»Nein … Nein. Sorry, aber sie muss einfach mal zugeben, dass sie’s nicht draufhat. Damit endlich jemand anders das Kommando übernimmt. Ich meine, drei, verdammt nochmal! Es ist unfassbar!«
Eine Pause.
»Da bin ich anderer Meinung.«
Eine Pause.
»Darum geht’s doch gar nicht. Das hat damit nichts zu tun.«
Eine Pause.
»Woher soll ich das denn wissen? Keine Ahnung, irgendein kranker Scherz vielleicht. Aber das tut nichts zur Sache. Deswegen muss sie’s noch lange nicht im Alleingang durchziehen.«
Eine Pause.
»Aye. Bald werden wir’s wissen. Ich will nicht wissen, was hier los ist, wenn’s ’nen vierten gibt.«
Eine sehr kurze Pause.
»Warum nicht?«
Eine Pause.
»Ich mein ja nur. Die Sache ist doch längst außer Kontrolle geraten, Gav, völlig außer Kontrolle. Drei tote Arschgesichter!«
Eine lange Pause.
»Ja, aber das kann er doch nicht ahnen, oder? Also denkt er, was er will, und macht weiter, wie er will.«
Eine Pause.
»Vergiss es. Das ist ihre Entscheidung. Kein Wort, hat sie gesagt. Das ist ganz allein ihre Entscheidung.«
Eine Pause.
»Das soll nicht unser Problem sein. Wir haben erst ein Problem, wenn das Ganze hier rauskommt. Dann hängen wir alle mit drin. Aber so wie die sich aufführt, bleibt der ganze Scheiß wohl an ihr hängen. Lassen wir ihr den Spaß.«
Eine lange Pause, gefolgt von einem Lachen. Einem harten, abstoßenden Lachen.
»Aye, klar, warum nicht? Bestreite ich ja gar nicht. Du doch auch. Aber darum geht’s doch gar nicht. Wie gesagt, die Sache ist längst außer Kontrolle. Was weiß ich, wie das enden soll.«
Eine kurze Pause.
»Hast Recht, leider. Was für ein beschissener Alptraum! Es muss jetzt endlich was passieren. Wir können doch hier nicht rumeiern wie die letzten Schlappschwänze.«
Er atmete laut aus.
»Alles klar, Kumpel. Wir sprechen uns morgen.«
Der Cop ließ das Telefon mit einem wütenden Klicken zuschnappen. Bei dem Geräusch sah ich in den Spiegel – und merkte, dass er mich anstarrte. Ein aggressives, herausforderndes Starren. Ich richtete die Augen wieder auf die Straße. Geht mich nichts an, Chef.
Vielleicht ging es mich ja tatsächlich nichts an. Vielleicht war ich nur paranoid, aber das erschien mir doch eher unwahrscheinlich. Ich hielt ihn für einen Cop, und ich war mir sicher, dass jeder Cop in Glasgow von mir redete. Sonst wusste niemand von meiner Existenz, aber unter Bullen war ich mit Sicherheit Gesprächsthema Nummer eins.
Mir war bewusst, dass ich das Lenkrad während der gesamten Unterhaltung etwas fester umklammert hatte, als gut für mich war. Während der gesamten Unterhaltung, die mich vielleicht gar nichts anging. Ich blieb cool, ich blieb gelassen, ich ging in meiner Taxifahrerrolle auf. Doch ich musste mir eingestehen, dass es mir nicht ganz gelungen war, mich von der Anspannung freizumachen. Mein Herz schlug ein bisschen schneller, mein Blut war leicht erhitzt. Das »Er« und »Sie« in seiner Plauderei mit Gavin hallten in meinem Kopf wider. Ich dachte nach, ich kalkulierte, ich überlegte. Eventuell schwitzte ich sogar ein wenig stärker, als gut für mich war. Ich registrierte, wie mein Puls sich beschleunigte.
Plötzlich, als ich von der Cumbernauld Road nach Stepps einbog, registrierte ich außerdem, dass die Ampel über mir umschaltete. Scheiße! Ich stieg auf die Bremse,
als aus Gelb gerade Rot wurde. Straßen, Fenster und Schilder platzten in mein Hirn, es war wie im Flugzeug, wenn sich der Druck in den Ohren löst. Während ich einen knappen Meter hinter der Linie schlitternd zum Stehen kam, begriff ich, dass ich schon seit einiger Zeit, seit der Umgehungsstraße, kaum noch etwas mitbekommen hatte außer der Stimme meines Fahrgastes.
Der wurde ein Stückchen nach vorne geschleudert und beschwerte sich prompt. »Mann!«
»Sorry, tut mir leid. Die Ampel hat auf einmal umgeschaltet. «
»Das hab ich gesehen.«
Wieder starrte er mich im Rückspiegel an.
Ehe ich zurückstarren konnte, riss ich meine Augen von den seinen los. Es war verlockend, aber es hätte nichts gebracht und womöglich sogar verheerenden Schaden angerichtet. Mein Herz hämmerte, mein Puls pochte. Das Spiel war noch lange nicht gewonnen.
Ich wartete, atmete gleichmäßig ein und aus und achtete bewusst darauf, das Steuer nicht allzu fest zu umklammern. Es war eine lange Partie, und der
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