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Und Rache sollst du nehmen - Thriller

Und Rache sollst du nehmen - Thriller

Titel: Und Rache sollst du nehmen - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Robertson
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falschen Heuhaufen und übersahen deshalb die drei Nadeln.
    Vielleicht konnte man den Bibelfan John also doch nicht zum Champion der schottischen Serienmörder küren. Doch viele andere fühlten sich berufen, den Titel für sich zu beanspruchen.
    Robert Black brachte mindestens drei kleine Mädchen um, vielleicht sogar zwölf. Nilsen ermordete fünfzehn Jungen und Männer, wenn nicht mehr. Brady hatte fünf Kinder auf dem Gewissen und erhob Anspruch auf fünf weitere. Peter Manuel wurde für sieben Morde verurteilt, hatte aber wahrscheinlich fünfzehn begangen. Angus Sinclair hatte nur zwei in der Akte, wurde jedoch einer Reihe weiterer Tötungen verdächtigt. Oder Peter Tobin, der Angelina Kluk, Vicky Hamilton und vermutlich noch andere geschlachtet hatte. Thomas Neill Cream, der Engelmacher, Ripper-Verdächtige und Giftmischer, ein gebürtiger Glasgower und fünffacher Mörder. Der Todesengel Colin Norris, Pfleger und vierfacher Mörder.
    Als stolze Tradition würde man es wohl kaum bezeichnen, aber es ist durchaus bemerkenswert. Ziemlich viele
Serienmörder für so ein kleines Land. Das schönste, idyllischste, mörderischste Land der Welt. Ein etwas anderer Slogan für die Broschüren im Fremdenverkehrsamt.
    Wer kann es mit uns aufnehmen? Kaum jemand, und die sind alle tot. Das ist schottische Ironie.
    Aber sie sind nicht wie ich. Und ich bin nicht wie sie.

17
    Er bewegte sich. Sein Kopf zuckte auf der Brust, er kämpfte ums Bewusstsein.
    Als sich seine Augen vollständig geöffnet und scharf gestellt hatten, entdeckte er mich. Ich saß direkt vor ihm. Er fuhr zusammen und riss die Augen noch weiter auf, ebenso verängstigt wie verwirrt. Sehr schön.
    Erst jetzt schien er die Fesseln an Händen und Füßen zu bemerken. Seine Arme waren fest an den Stuhl gebunden, seine Beine an die Stuhlbeine. Er wand sich, doch es hatte keinen Zweck. Er konnte hier nicht weg.
    Dann blickte er sich um, aber alles, was er in dem trüben Licht erkannte, war ich. Mir kam das sehr gelegen. Ich hätte ihn gerne angelächelt, doch ich konnte nicht, ich brachte nur ein wütendes Starren zustande. Wallace Ogilvie hockte vor mir, mit gefesselten Armen und Beinen, mit zugeklebtem Mund und völlig entgeistert. Er hatte keine Ahnung, wer ich war.
    »Pierre Ambroise François Choderlos de Laclos.«
    Wallace Ogilvie zuckte mit den Schultern, so gut er konnte.
    »Pierre Ambroise François Choderlos de Laclos«, wiederholte ich, »ist der Autor von Les Liaisons Dangereuses. Von der Verfilmung hast du doch bestimmt gehört?«
    Wallace Ogilvie glotzte mich einfach nur an.
    »Das Buch hat er im Jahr 1782 geschrieben. Ich bin
mir sicher, dass du ein Zitat daraus kennst: La vengeance est un plat qui se mange froid.«
    Wallace Ogilvie starrte weiter geradeaus.
    »Nicht verstanden? Ich dachte, vielleicht kannst du ein bisschen Französisch.«
    Wallace Ogilvie schüttelte vorsichtig den Kopf.
    »Hmm. Und wie steht’s mit deinem Klingonisch?«
    Wallace Ogilvies Augenbrauen zogen sich verwundert zusammen.
    »Eigentlich bescheuert, aber der Spruch wird oft als klingonisches Sprichwort zitiert. Du weißt schon, aus Star Trek. bortaS bIr jablu’DI’, reH QaQqu’ nay. Hat ewig gedauert, bis ich das auswendig konnte.«
    Ich versuchte, absolut lässig rüberzukommen, ich wollte ihm Angst einjagen und zugleich meine Wut im Zaum halten. Kontrolle ausüben. Ich hatte hier das Sagen.
    »Nein? Auch kein Klingonisch?«
    Wallace Ogilvie schüttelte den Kopf. Jetzt hatte er wirklich Angst.
    »Manchmal heißt es ja, dass der Satz aus Sizilien stammt. La vendetta è un piatto che si serve freddo. Andere meinen, die Wurzeln des Sprichworts lägen im Chinesischen, Spanischen oder Paschtunischen. Das Internet ist schon eine tolle Erfindung, was?«
    Wallace Ogilvie sagte irgendetwas hinter dem Klebeband. Ich verstand kein Wort. Doch er redete auch mit den Augen; sie ließen mich wissen, dass ich verrückt und er entsetzt war. Nun ja, meinetwegen. Zwischen dem scheinbaren und dem tatsächlichen Wahnsinn verläuft
ein sehr schmaler Grat. Ich wusste nicht mal selbst, auf welcher Seite ich stand.
    »Kapierst du’s langsam?«, fragte ich ihn.
    Als Wallace Ogilvie schon wieder den Kopf schüttelte, hätte ich ihn am liebsten geschlagen oder getreten. Aber ich rührte ihn nicht an. Bis zu diesem Moment hatte ich jeden Körperkontakt vermieden, und nun wollte ich mir wirklich nicht mehr die Hände oder Füße schmutzig machen. Kontrolle.
    »La vengeance est un plat qui se

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