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Und Rache sollst du nehmen - Thriller

Und Rache sollst du nehmen - Thriller

Titel: Und Rache sollst du nehmen - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Robertson
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verlockende Vorstellung. Aber ich wusste bereits, was ich tun würde, und Wallace Ogilvie schien es auch zu wissen. Gut, vielleicht war ihm lediglich klar, dass er sterben würde.
    Also stand ich auf, wartete, bis er den Kopf hob und mich mit seinen geröteten, flehenden Augen anblickte, und nickte ihm zu. Es war so weit.
    Ich drehte mich um, ging hinaus und schloss die Pforte hinter mir. In die Tür war ein Fenster eingelassen, so dass ich Wallace Ogilvie weiterhin sehen konnte. Und er mich. Ein paar Sekunden lang blieb ich davor stehen und schaute ihn an, ihn und meine Spiegelung im Glas. Ich wirkte ganz ruhig, bis auf meine Augen. Die waren angespannt und aufgewühlt.
    Dann legte ich den Schalter um. Er befand sich außerhalb von Wallace Ogilvies Blickfeld, aber er würde sicher bald mitbekommen, was ich getan hatte.
    Ich stand da, beobachtete ihn und wartete. Meine Augen waren auf seine gerichtet, seine auf meine. Ich wollte
seine Reaktion nicht verpassen, den Moment, in dem er es begriff. Ich wollte ihn zusammenzucken sehen.
    Zehn Minuten verstrichen, ohne dass etwas geschah. Vielleicht hatte die Anlage zu lange stillgelegen? Langsam fragte ich mich, ob sie noch richtig funktionierte.
    Fünfzehn Minuten. Mittlerweile war ich mir sicher, dass der Kühlraum nicht mehr betriebsfähig war. Eventuell konnte ich ihn reparieren? Aber ich hatte keine Ahnung, wo und wie ich damit anfangen sollte. Alles ging in die Binsen. Das konnte doch nicht wahr sein.
    Da zuckte er. Es war ein unmerkliches Rucken mit den Schultern, ein einziges Beben. Aber es reichte.
    Eine rauschhafte Vorfreude durchströmte mich. Er zitterte vor Kälte, ich vor Aufregung.
    Ich sprach gegen das Glasfenster. Wahrscheinlich konnte er mich nicht hören, aber egal.
    »Die normale Körpertemperatur eines Erwachsenen beträgt 37 Grad Celsius. Deine Kerntemperatur ist bereits etwas niedriger. Aber ich denke, das ist dir sowieso schon aufgefallen. Spürst du diese Verspannung um Schultern und Nacken? In der Fachsprache ist das eine Erhöhung des Muskeltonus. Wenn dieser Effekt eintritt, ist die Körpertemperatur auf 36 Grad gefallen.«
    Nun bewegte er sich heftiger. Seine fest verschnürten Beine zuckten, seine Schultern zitterten, zogen sich zusammen und spreizten sich. Er rieb sich an dem Stuhl, soweit es die Fesseln erlaubten, seine bebenden Füße schlugen im Rahmen ihrer Möglichkeiten aus, sein Kopf rollte hin und her.
    »Noch kälter«, sagte ich, »so um die 35,5 Grad. Dein
Körper zittert, um über verstärkte chemische Reaktionen in den Muskeln Wärme zu generieren. Dadurch kann man die Wärmeerzeugung an der Hautoberfläche um bis zu fünfhundert Prozent steigern. Erstaunlich, nicht? Die schlechte Nachricht ist allerdings, dass du diese Strategie nur für begrenzte Zeit aufrechterhalten kannst. Bis die Muskelglukose aufgebraucht ist und die ersten Ermüdungserscheinungen auftreten.«
    Jetzt zitterte er so stark, dass der Stuhl über den Boden tanzte, einen Zentimeter nach links, einen nach rechts. Er stemmte sich mit aller Kraft gegen die Kälte. Ein aussichtsloses Unterfangen.
    »An den Händen ist dir besonders kalt, oder? Deine Handflächen dürften kaum wärmer als 15 Grad sein. Arschkalt also. Das liegt daran, dass dein Körper das Blut instinktiv von der Haut abzieht und tiefer in den Körper hineintreibt. Er lässt die Hände mit voller Absicht auskühlen, um die lebenswichtigen Organe zu schützen. Ein guter Versuch, aber leider nicht gut genug.«
    Nun schüttelte es ihn so richtig. Ein gewaltiges Bibbern, fast als hätte er einen Anfall.
    »Deine Körpertemperatur ist jetzt auf 35 Grad gefallen. Du erlebst die Phase der milden Hypothermie, dein Körper zittert mit maximaler Intensität. Die Muskeln ziehen sich zusammen, um zusätzliche Wärme zu erzeugen. Aber keine Sorge, das wird nicht lang dauern.«
    Ich wartete, sah zu und wartete noch ein bisschen.
    Das brutale Zittern wurde von ersten Pausen unterbrochen. Dann wurden die Pausen länger und das Zittern kürzer.

    Bald hatte sein Körper alle Versuche aufgegeben, sich zu bewegen. Seine Beine schlotterten kaum noch, er zuckte bloß ein wenig. Schließlich kam es, wie es kommen musste: Das Zittern hörte vollständig auf.
    »Oje. Jetzt fließt die Hitze wirklich rasant ab. Zur Hälfte verlierst du sie übrigens allein über den Kopf. An den Ohren muss dir so richtig, richtig kalt sein. Du bist unter 35 Grad, und das ist schlecht, sehr schlecht. Für jedes weitere Grad unter 35 sinkt

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