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Und Rache sollst du nehmen - Thriller

Und Rache sollst du nehmen - Thriller

Titel: Und Rache sollst du nehmen - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Robertson
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sie wieder öffnete,
wäre ich in der Zeit zurückgereist und alles wäre wieder gut. Es funktionierte nie, aber ich versuchte es immer wieder. Ich kniff die Augen so fest zusammen, dass es schmerzte, doch es klappte nie.
    Im Geheimen schloss ich Verträge mit mir. Wenn ich dieses oder jenes tat, würde sich die Zeit umkehren.
    Alles, was ich besaß, würde ich aufgeben. Kein Problem. Jeden Penny, den ich hatte oder jemals haben würde. Mein Haus, meine Gesundheit. Auch mein Leben würde ich opfern, selbstverständlich.
    Ich wünschte mich ins Grab. Vielleicht würde das reichen. Ich machte einen Deal mit Gott, mit dem Gott, an den ich nicht mehr glaubte. Mit jedem Gott, mit jedem Teufel. Ich brüllte in meinem Inneren, ich forderte Gehör. Nehmt mich. Und bringt sie zurück.
    Mit der Zeit gab ich immer dunklere, grausamere Versprechen ab. Ich konnte gar nicht anders, denn die früheren hatten nichts genützt.
    Wenn mein eigener Tod nichts ausrichten konnte, musste ich eben das Leben anderer opfern. Wenn es etwas brachte, einen Mitmenschen ins Grab zu wünschen, würde ich es tun. Auf der Stelle.
    Ein Mensch. Zwei. Zehn. Ein Dorf. Eine Stadt. Ein ganzes Land.
    Es gab keine Grenze. Wie auch? Was für ein Vater würde schon eine Grenze ziehen und sagen: Das und das tue ich für meine Tochter, aber mehr nicht? Ein Vater würde alles tun.
    Ich stellte mir einen Tsunami vor, heraufbeschworen von dem Gott, den ich nicht mehr anerkannte. Gleich
würde die Flutwelle die gesamte Ostküste der Vereinigten Staaten überspülen. Gott sagte, dass ich sie mit einem einzigen Wort aufhalten und Millionen Leben retten könnte – andernfalls würde er mir fünf Minuten mit dem Mädchen schenken, das mir genommen worden war. Was für eine Frage.
    Mitten in der Nacht ist es leicht, Millionen Menschen ins Grab zu wünschen. Man schließt die Augen, so fest man kann, verurteilt sie zum Tod und hofft, hofft, hofft, dass alles wieder gut ist, wenn man die Augen öffnet. Aber egal, wie viele man im Geist umbringt, es bleibt immer alles gleich.
    Irgendwann fragt man sich, ob ein tatsächlicher Tod nicht mehr ausrichten müsste als Millionen vorgestellte. Vielleicht würde man den Gedanken sofort verwerfen, wenn es helllichter Tag wäre und nicht tiefste Nacht. Wenn man nicht von dem unerträglichen Grauen, selbst noch am Leben zu sein, in den Wahnsinn getrieben würde. Wenn man nicht gerade ich wäre.
    Wenn doch, klammert man sich an jeden Strohhalm, an jede Hoffnung, an jede Chance. Dabei weiß man natürlich, dass es nichts ändern wird. Die Zeit kann sich nicht umkehren, dessen ist man sich bewusst, man ist ja kein Idiot. Und trotzdem muss man es versuchen, man hat keine Wahl. Der eigene Geist fordert es.
    Ein Tod. Das ist nicht viel, für ein Leben. Für ihr Leben. Ein echtes Schnäppchen.
    Daraufhin denkt man womöglich über weitere Tötungen nach. Man fragt sich, welchen Stellenwert die Rache in einem Pakt mit Gott oder Teufel haben müsste.
Man opfert das Leben anderer und verspricht zugleich Vergeltung. Eins von beidem würde sicherlich bereits ausreichen. Aber beides auf einmal, da hätte man die Garantie.
    Bald fällt die Entscheidung nicht mehr schwer. Man gibt ein Versprechen ab, das einem plötzlich gleichermaßen gerecht und leicht einzulösen erscheint, und bekommt im Gegenzug, was man sich am meisten wünscht. Wer würde da schon zögern, wenn es um den Menschen geht, der einem mehr bedeutet als alle anderen ? Du doch nicht. Ich nicht. Ich ganz sicher nicht.
    Was für ein Vater würde für die eigene Tochter nicht alles tun?

19
    Derselbe anonyme Umschlag, dasselbe Vorgehen. Bei der Polizei würden sie schon darauf warten, seit sie Wallace Ogilvies Leiche gefunden hatten. Vor Rachel Nareys Schreibtisch hatte sich zweifellos bereits eine Schlange gespannter Kollegen gebildet.
    Doch der Finger ging diesmal an Keith Imrie vom Daily Record. Der würde eher überrascht sein, etwas Derartiges in seiner Post zu finden, da war ich mir ziemlich sicher. Doch ich hoffte, dass er – nachdem er sich in die Hose gemacht hatte – in der Lage sein würde, alles Nötige herauszufinden.
    Aus seinen Artikeln ließ sich nicht schließen, ob er es draufhatte. Das meiste, was er bis jetzt geschrieben hatte, war Schrott. Aber jetzt fiel ihm die Story seines Lebens in den schmuddeligen Schoß, und er brauchte nichts weiter zu tun, als ein paar Anrufe zu erledigen. Solche Typen hatten immer ihre Kontakte, er musste sie bloß nutzen. Zur Sicherheit

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