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Und Rache sollst du nehmen - Thriller

Und Rache sollst du nehmen - Thriller

Titel: Und Rache sollst du nehmen - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Robertson
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dein Hirnstoffwechsel um fünf Prozent ab. Deine grauen Zellen gehen flöten. Wenn deine Körpertemperatur auf 34 Grad gefallen ist, setzt langsam der Gedächtnisverlust ein. Schade eigentlich, denn ich will nicht, dass du vergisst. Noch nicht.«
    Er saß nur noch zusammengesackt in seinem Stuhl und hob ab und zu den Kopf, um mich halbherzig anzustarren. Zu mehr reichte es nicht. Seine Haut nahm einen blauen Farbton an, seine Pupillen erweiterten sich.
    »Jetzt steckst du mitten in der Hypothermie. Deine Temperatur ist auf 31 Grad gefallen, und dein Körper hat einfach keine Lust mehr, sich noch länger warm zu halten. Das Blut dickt sich langsam ein. Spürt man das eigentlich? Deine Sauerstoffaufnahme ist um ein Viertel zurückgegangen, deine Nieren leisten Überstunden. Wenn du dir noch nicht in die Hosen gemacht hättest, würdest du es spätestens jetzt tun. Dein Körper gibt den Geist auf. Ach ja, falls du dir gerade darüber den Kopf zerbrichst – und das tust du ja wahrscheinlich: Es gibt keine genau definierte Temperatur, bei der ein Mensch den Kältetod stirbt. Die Naziärzte – du weißt schon, diese kranken Schweine, die in Dachau mit Eisbädern
experimentiert haben – fanden heraus, dass der Tod bei einer Körpertemperatur von ungefähr 25 Grad Celsius eintritt. Bei den einen ein bisschen früher, bei den anderen ein bisschen später. Da läuft’s einem kalt den Rücken runter, was?«
    Seine Brust hob und senkte sich. Er hatte sichtliche Atemprobleme.
    Ich beobachtete ihn gespannt.
    »Nun dürftest du bei etwa 31 Grad angekommen sein. Dein Herz rast, doch das kühle Nervengewebe leitet die elektrischen Impulse nicht mehr so gut. Immer häufiger treten Rhythmusstörungen auf, es werden nicht mal mehr zwei Drittel des gewöhnlichen Blutvolumens gepumpt. Dein Hirn erlahmt, weil es zu wenig Sauerstoff bekommt. Vielleicht leidest du unter Halluzinationen. Und es wird noch schlimmer. Nur zwei Grad weniger, und du wirst dich wirklich komisch fühlen. Aber da kommt der seltsame Teil: Dir wird heiß, so richtig, richtig heiß. Das ist der Punkt, an dem sich die Leute plötzlich die Kleider vom Leib reißen, obwohl sie eigentlich an Unterkühlung krepieren. Leider steht dir diese Möglichkeit nicht offen, du musst da einfach durch. Übrigens weiß keiner, warum einem plötzlich dermaßen heiß wird, aber vermutlich liegt es daran, dass sich die zusammengezogenen Blutgefäße plötzlich entspannen und so ein Gefühl der extremen Hitze unter der Haut erzeugen. Als würdest du bei lebendigem Leibe verbrennen. Dein Körper macht dicht, er hat keinen Bock mehr. Das ist es, was du gerade erlebst. Du driftest ab, und bald bist du weg. Mach’s gut.«

    Eine Pause. »Aber tot bist du nicht. Manchmal spricht man vom sogenannten Scheintod. Deine Haut ist nicht mehr blau, sondern grau, und vielleicht würde ich keinen Puls und keine Atmung mehr bei dir feststellen, aber tot bist du nicht. Noch nicht. Wenn ich mir ein Beispiel an den Nazis nehmen und deine Körpertemperatur immer weiter absinken lassen würde, hättest du bald ein Lungenödem. Herzversagen und Atemstillstand wären die Folge. Eigentlich hätte ich nichts dagegen, nur wüsste ich dann nicht, wann es geschehen ist. Du wärst tot, und ich wüsste einfach nicht seit wann. Aber ich will es wissen. Ich will absolut exakt wissen, wann du verendet bist. Auf die Sekunde genau. Erinnerst du dich noch an die Herzrhythmusstörungen, von denen ich dir eben erzählt habe? Mit so was ist nicht zu spaßen. Ein einziger Schreck reicht jetzt, um ein Kammerflimmern auszulösen, das zum sicheren Tod führt. Da solltest du wirklich achtgeben.«
    Ich öffnete die Tür zum Kühlraum und ging still und leise auf Wallace Ogilvie zu. Es war kalt, und wie. Aber ich würde mich nicht lange hier aufhalten.
    Ich stellte mich neben ihn. Sein Kopf hing runter. Sein Körper wirkte leblos.
    Ich beugte mich zu ihm hinab. Bis mein Mund direkt an seinem Ohr war.
    Dann schrie ich. Ich brüllte, ich bellte ihm meinen ganzen Hass ins Ohr, bis meine Lungen fast explodierten.
    Sein Herz machte einen Hüpfer. Einen einzigen. Und ich wusste, dass es geschafft war.

    Als ich den Kühlraum verließ, zitterte ich nicht nur vor Kälte. Ich schloss die Tür hinter mir, schaltete die Kühlung ab und sank an die Wand. Kurz darauf ließ ich mich auf den Boden rutschen und heulte Rotz und Wasser.
    Bis zum nächsten Morgen würde ich heulen, bis Wallace Ogilvie wieder weit genug aufgetaut war, um ihm den

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