Und Rache sollst du nehmen - Thriller

Polizei hätte das niemals für sich behalten dürfen. Ein Mensch, der so gestört ist, dass er vier Unschuldige tötet und ihnen die Finger abschneidet, ist zu allem fähig. Das muss man den Leuten sagen, damit sie die nötigen Sicherheitsvorkehrungen treffen können. «
    Tam Pearson, Stadtrat aus Maryhill, berichtete von großer Beunruhigung in seinem Viertel – man fürchte die Rückkehr des Rippers. »Die Leute haben Angst, abends aus dem Haus zu gehen. Es ist eine himmelschreiende Schande, dass die Polizei von diesem Killer wusste, der immer noch frei herumläuft, und es nicht für nötig erachtet hat, die Öffentlichkeit zu warnen! Dafür sollte irgendwer den Hut nehmen.«
    Zum ersten Mal schlug der Ripper am 10. Februar zu, als er den Anwalt Jonathan Carr auf einem Parkplatz nahe Milngavie tötete. Die Ermordung des 37-Jährigen wurde zunächst als aus dem Ruder gelaufener Raub gedeutet oder aber als Racheakt im Zusammenhang mit einem der früheren Fälle Mr Carrs. Im Lichte der alarmierenden Enthüllungen des Record erscheinen diese Theorien jedoch kaum haltbar. Bisher hat sich die Polizei hartnäckig geweigert, offenzulegen, wie Mr Carr zu Tode kam – doch mittlerweile konnte der Record in Erfahrung bringen, dass sein Mund mit Isolierband abgedichtet und seine Nasenlöcher zugeklebt wurden, was letztlich zum Erstickungstod führte.
    Opfer Nummer zwei war der beliebte Buchmacher Billy Hutchison aus Maryhill. Der 58-Jährige wurde im Mai tot aufgefunden – offenbar war er an einem Stromschlag gestorben, und anfangs ging man tatsächlich von einem tragischen Unfall aus. Doch der Umstand, dass sich kurz darauf Detectives
der Mordkommission in den Fall einschalteten, gab einen ersten Hinweis darauf, dass mehr dahintersteckte.
    Der dritte Schlag des Rippers traf den kleinkriminellen Drogendealer Thomas »Spud« Tierney aus Baillieston. Der 26-Jährige wurde am 27. September erstochen, ersten Vermutungen zufolge als Racheakt einer rivalisierenden Gang. Tierney stand in Verbindung mit dem Glasgower Geschäftsmann Alexander Kirkwood. Letzten Montag wurde der Geschäftsmann Wallace Ogilvie (52) zum vierten Opfer des Rippers. Von offizieller Seite wird die Ursache seines Todes bislang verschwiegen. Wer Kenntnis von Mr Ogilvies letzten Aufenthaltsorten hat, wird dringend gebeten, mit der Polizei in Kontakt zu treten. Der Record kann exklusiv enthüllen, wie Mr Ogilvie zu Tode kam: Er war bereits beinahe an Unterkühlung gestorben, als schließlich sein Herz aussetzte. Außerdem erfuhr der Record von weiteren Beweisen für eine Verbindung zwischen den vier Fällen: Abgesehen von dem Finger, der jedem Opfer abgeschnitten und an die Polizei – zunächst generell ans CID, später gezielt an Detective Sergeant Rachel Narey – geschickt wurde, belegen DNA-Spuren zweifelsfrei, dass die Morde miteinander zusammenhängen.
    Die Strathclyde Police verweigerte zwar jede Bestätigung, doch laut verlässlichen Quellen des Record wurde die DNA eines Opfers in zwei Fällen am Körper eines anderen gefunden. Man geht davon aus, dass der Täter jeweils dasselbe Werkzeug verwendet hat, um den Finger abzutrennen, wodurch Blut, Haut- und Gewebepartikel von der einen Leiche auf die andere übertragen wurden. Ein mit den Ermittlungen vertrauter Officer sagte: »Ich weiß, es klingt gruselig, aber so wie es aussieht, hat sich der Killer nicht mal die Mühe gemacht, die Klinge zu säubern, nachdem er den Leuten den Finger abgesäbelt hatte – was auch immer er dazu benutzt hat, wahrscheinlich eine Art Gartenschere. Die Jungs vom Labor haben Haut- und Gewebefetzen
von Carr und Hutchison auf Spud Tierneys Finger gefunden, und dann waren DNA-Partikel von Carr, Hutchison und Tierney auf Ogilvie. Bestimmt werden dieselben Spuren auftauchen, wenn die Ergebnisse vom neuesten Opfer reinkommen.«
    Die Suche nach dem Ripper wird von Detective Chief Inspector Lewis Robertson und Detective Sergeant Rachel Narey angeführt. Vom Daily Record telefonisch kontaktiert, verweigerte DS Narey zunächst jeglichen Kommentar zum polizeilichen Vorgehen – doch als sie erfuhr, dass sich der Record im Besitz eines abgetrennten Fingers befand, der gesicherten Informationen zufolge von einem Opfer des Serienmörders stammte, war ihre Überraschung nicht zu überhören. Sie sagte ein Treffen mit dem Autor dieses Artikels zu, bei dem der Körperteil übergeben wurde.
    Außerdem willigte DS Narey ein, eine Erklärung zu den ungelösten Mordfällen abzugeben – wobei