Und Rache sollst du nehmen - Thriller
meinen Namen riefen. Ich hatte getan, was ich tun musste – für sie. Aber das hier war was anderes. Ally McFarlands einzige Schuld war es, ein dummer Junge gewesen zu sein. Wäre ich nicht gewesen, wäre er noch am Leben.
Ich saß ruhig vor dem Fernseher, aber ich bekam nichts mit. Für mich dröhnte aus den Lautsprechern Ally McFarlands Stimme. Ich sah den großen schwarzen Labradormischling vor unserem Haus und hatte Reaper vor Augen, Reaper mit Allys Kehle zwischen den Zähnen.
Das brachte mich zum Nachdenken. Kein angenehmes Gefühl. Es brachte mich dazu, über die anderen nachzudenken, die Dinge in einem neuen Licht zu betrachten. Zum ersten Mal seit bald sieben Jahren spürte ich nicht nur Schmerz.
Carr. Hutchison. Tierney. Sinclair.
Schuld. Reue. Buße. Bedauern. Scham. Jeweils nur ein Anflug davon, aber es war nicht zu leugnen.
Abgesehen von Wallace Ogilvie, natürlich.
Aber da war noch etwas anderes. Angst.
Ich begriff, dass Ally nur einen einzigen Hinweis hätte preisgeben können: Wer ihn dazu gebracht hatte, all
diese Fragen zu stellen. Er hätte Kirky meinen Namen verraten können. Aber ich war mir ziemlich sicher, dass er es nicht getan hatte.
Schließlich atmete ich noch.
Dennoch, vielleicht wollte Kirkwood bloß ein bisschen abwarten. Damit ich ins Grübeln kam. Damit ich mir in die Hosen machte. Damit er genügend Zeit hatte, sich eine passende Behandlung für mich auszudenken. Etwas Schlimmeres als den Tod.
Vielleicht.
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The Herald, Dienstag, 28. April 2010. Seite 3.
von Gregg Morrison
Detective Sergeant Rachel Narey, die bisher die Jagd nach dem Glasgower Serienmörder angeführt hat, ist nicht mehr die leitende Ermittlerin in dem Fall. Die Strathclyde Police bestritt jedoch, dass DS Narey von der Fahndung zurückgezogen wurde, und erklärte, dass die Gesamtverantwortung seit jeher bei Detective Lewis Robertson gelegen habe und weiterhin liege.
Hingegen wurde bestätigt, dass DI Frank Lewington von der Nottinghamshire Police zu dem Fall hinzugezogen wurde. Er soll einen Großteil der Verantwortung für den tatsächlichen Ermittlungsalltag übernehmen, wobei er von fünf weiteren Detectives aus Nottingham unterstützt wird. Sie alle sollen DCI Robertson sowie letztlich Strathclyde Chief Constable Andrew Chisholm unterstehen.
Eine Sprecherin der Behörde gab bekannt, dass DS Narey weiterhin maßgeblich an den Ermittlungen beteiligt sein werde; der Schwerpunkt ihrer Aufgaben habe sich jedoch verschoben, man habe sie von der Verantwortung für die tagtägliche Routinearbeit befreit. In der Sonderkommission, die sich mit den sogenannten Cutter-Morden befasst, stand DS Narey ursprünglich an zweiter Stelle, doch nachdem der Mörder direkt mit ihr in Kontakt getreten war, hatte man ihr die Leitung übertragen. Man war der Meinung, dass sie einen Dialog mit dem Täter aufgebaut hätte, weshalb es dem Ermittlungserfolg zugutekommen
würde, ihr die Führung zu überlassen.
Eine gut informierte Quelle innerhalb der Strathclyde Police berichtete, das vorherrschende Gefühl sei, dass der Dialog nunmehr an einem Ende angelangt sei und nicht mehr dazu beitragen könne, den Mörder aufzuspüren.
In einer Erklärung, die in der Strathclyde Police in Umlauf gebracht wurde, tat DI Lewington seine Entschlossenheit kund, den Fall mit einer neuen Herangehensweise zu beleben. Zugleich verlieh er seiner Überzeugung Ausdruck, dass der Mörder bald gefasst werden würde: »Ich bin dankbar für die Chance, mich an dieser Ermittlung zu beteiligen und auf der exzellenten Arbeit aufzubauen, die meine Kollegen von der Strathclyde Police bereits geleistet haben. Meine Mitarbeiter von der Nottinghamshire Police und ich werden die Fahndung nach dem Mörder, der diese grausamen Taten begangen hat, hoffentlich mit einem frischen Blick beleben können. DCI Robertson und DS Narey haben hart und ausdauernd daran gearbeitet, den Killer zu fassen – wir werden unser Bestes geben, ihr Werk fortzusetzen. Dabei werden wir immer wieder auf das Wissen der Ortskundigen zurückgreifen, jedoch auch eine neue Herangehensweise und unverbrauchte Ideen zur Anwendung bringen. Die Bürger Glasgows können sicher sein: Es werden alle Hebel in Bewegung gesetzt, um den Verantwortlichen zu fassen.«
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Die süße Rachel war also weg vom Fenster. Futsch. Die Anzugträger hatten sich der negativen Berichterstattung gebeugt und DS Narey rausgeschmissen. Man hatte sie von der Verantwortung für die tagtägliche Routinearbeit befreit.
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