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Und Rache sollst du nehmen - Thriller

Und Rache sollst du nehmen - Thriller

Titel: Und Rache sollst du nehmen - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Robertson
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Der Schwerpunkt ihrer Aufgaben hatte sich verschoben.
    Zum Teil war ich erleichtert, das konnte ich nicht bestreiten. Narey war nicht wie die anderen. Und ich war nicht der Psycho, für den mich die anderen hielten. Die anderen starrten auf den immer weiter wachsenden Leichenberg und auf die Zeitungsschlagzeilen und schluckten jedes Wort, das ich ihnen zum Fraß vorwarf. Wie Roboter. Es war fast schon zu leicht, sie an der Nase herumzuführen. Nicht so Narey. Sie schien als Einzige zu bezweifeln, was der Rest der Welt für die reinste Wahrheit hielt.
    Alle suchten sie den Mann, den sie den Cutter nannten. Narey legte sich nicht fest. Doch natürlich hatte nicht sie einen Dialog mit mir aufgebaut, ich hatte einen mit ihr aufgebaut. Ich schrieb ihr, ich schickte ihr Briefe, ich verhalf ihr zum Aufstieg an die Spitze der Sonderkommission. Sie war meine Kreatur. Ihre Macht hatte sie von mir.
    Diese Typen hatten kein Recht, sie einfach so abzusägen. Das war meine Entscheidung, ich gab hier den
Ton an, ich hatte die Kontrolle. Aber sie war intelligenter als die anderen, möglicherweise zu intelligent. Vielleicht war es also besser so. Trotzdem, es war meine Entscheidung, ob sie die Führung hatte oder nicht, da hatten die anderen nichts zu sagen. Sie hatten Narey unter dem Druck der Öffentlichkeit abtreten lassen – des Parlaments, der Medien, der Bevölkerung. Journalisten und Fernsehteams aus aller Welt reisten nach Glasgow, um über den sogenannten Killer zu schreiben und zu reden. Und jedes Wort, das geschrieben wurde, brachte die Verantwortlichen ins Schwitzen, jedes Wort, das geredet wurde, rückte sie in ein schlechtes Licht. Aber das konnte keinesfalls ihre eigene Schuld sein, oh nein. Da musste jemand anders herhalten. Also her mit dem Sündenbock. Her mit Rachel.
    Dabei ahnten sie nicht, dass sie mir einen Gefallen taten. Sie erlösten mich von der einzigen Bedrohung, abgesehen von Alec Kirkwood, die mir nicht alles abkaufte, was ich ihr andrehen wollte. Das erheiterte mich. Und es wurmte mich.
    Ich hatte die Zeitung quer durchs Zimmer geschleudert, als ich von Nareys Rauswurf las. Von ihrer Auswechslung als leitende Ermittlerin. Sie war eine Gefahr für mich, aber es war meine Entscheidung, ob ich dieses Risiko eingehen wollte oder nicht. Ich glaube, schon damals, als ich sie das erste Mal in den Fernsehnachrichten gesehen hatte, wusste ich, dass sie anders war. Und als sie dann hier aufkreuzte, um mich zu verhören, war ich mir sicher. Irgendwer würde zwangsläufig auftauchen, das war von vornherein klar. Reine Routine. Sie konnten
gar nicht anders, sie mussten mich befragen, trotz all der Hinweise, die gegen eine Verbindung zwischen den Morden, gegen ein persönliches Motiv sprachen. Was sein muss, muss sein.
    Aber es würde auf ein oberflächliches Gespräch hinauslaufen, da war ich ganz zuversichtlich. Kein vernünftiger Mensch konnte glauben, dass der Hass auf ein einziges Opfer als Motiv für die Taten eines fünffachen Mörders herhalten könnte. Doch Rachel war hartnäckig. Sie provozierte mich. Und ich ging darauf ein. Nur ein bisschen, aber dennoch. Vielleicht war es das, was ihre Aufmerksamkeit erregte, vielleicht war sie einfach besonders gründlich, vielleicht war sie ein Genie oder eine entsetzliche Nervensäge. Vielleicht glaubte sie wirklich an die ehernen Prinzipien der Polizeiarbeit, die besagten, dass es kaum Zufallsmorde gab, weshalb man stets zunächst im persönlichen Umfeld des Opfers suchen sollte, bevor man auf einen wildfremden Mörder verfiel.
    Warum auch immer: Ich wusste, sie hatte nicht ausgeschlossen, dass ich der Täter war oder zumindest etwas mit den Morden zu tun hatte, so unwahrscheinlich das auf den ersten Blick auch wirkte. Sie war ein Risiko. Aber eines, das ich gerne auf mich nahm.
    Man war der Meinung gewesen, dass sie einen Dialog mit dem Täter aufgebaut hätte, weshalb es dem Ermittlungserfolg zugutekommen würde, ihr die Führung zu überlassen. Fast richtig. Ich hatte hier die Führung, nicht sie. Der Dialog, mein Dialog, kam meinem Erfolg zugute. Sie hätte nichts, gar nichts erfahren, wenn ich nicht beschlossen hätte, es ihr mitzuteilen.

    Und jetzt herrschte in der Strathclyde Police das Gefühl vor, dass der Dialog am Ende angelangt war und nichts mehr dazu beitragen konnte, den Mörder aufzuspüren. Ach ja? Die Entscheidung, wann der Dialog an ein Ende gekommen war, lag bei mir, ich würde den Zeitpunkt bestimmen, niemand sonst. Und aufspüren würde man

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