Und raus bist du: Kriminalroman (German Edition)
verriet eine gewisse Verwunderung.
»Ich werde Nachforschungen zu Christer Larssons erster Frau anstellen. Sonst noch etwas?«, fragte Sjöberg und erhob sich demonstrativ.
Hamad und Westman verließen den Raum, während Sandén zurückblieb.
»Du hast doch irgendetwas in der Mache ...?«, fragte er vorsichtig, ohne Anstalten zu machen, sich zu erheben.
Mit einem Seufzer ließ sich Sjöberg in seinen Stuhl zurückfallen. Er rollte ein Stückchen nach hinten, zog sich jedoch gleich wieder näher an den Schreibtisch heran und stützte sein Kinn in die Handflächen. Das Trommeln seiner Finger auf den Schläfen konnte Sandén unter Umständen verraten, dass etwas nicht stimmte. Aber er wollte ihm nichts von seinem Treiben in Einar Erikssons Wohnung erzählen. Jedenfalls jetzt noch nicht. Einar würde hoffentlich bald wieder auftauchen, und dann konnte man die ganze Angelegenheit schnell wieder vergessen. Wenn er allerdings in den nächsten Tagen nicht zurückkäme, würde er die Kollegen in seine Suche einbeziehen. Er beschloss, Einar noch bis Freitagvormittag Zeit zu geben.
»Du bist fast den ganzen Vormittag weg gewesen«, bemerkte Sandén, jetzt allerdings mit mehr Anteilnahme als Neugier in der Stimme.
Sjöberg gefiel sein Tonfall nicht, denn ihm wurde plötzlich bewusst, dass Sandén vielleicht persönliche Gründe hinter seiner Abwesenheit vermutete. Dass es mit Margit zu tun haben könnte. Daher ließ er alle polizeilichen Instinkte fahren und befreite sich stattdessen lieber von allen eventuellen Verdächtigungen, die in diese Richtung gehen konnten.
»Das hier bleibt unter uns«, sagte Sjöberg und streckte einen Finger in die Höhe, um den Ernst seiner Aussage zu unterstreichen.
»Selbstverständlich«, sagte Sandén verwundert, »aber du musst nichts sagen, wenn du nicht ...«
»Du wirst absolut dichthalten«, ermahnte ihn Sjöberg noch einmal.
Sandén nickte ernst mit dem Kopf.
»Ich war zu Hause bei Einar«, sagte Sjöberg mit gesenkter Stimme und warf gleichzeitig einen Blick auf die geöffnete Tür zum Flur.
Er ging auf Nummer sicher, lief hinüber und schloss sie. Sandén folgte ihm mit dem Blick und sah inzwischen eher amüsiert aus.
»Da gibt es nichts zu lachen«, sagte Sjöberg ernst. »Der Mann ist seit drei Tagen verschwunden, ohne von sich hören zu lassen. Er ist weder krankgeschrieben, noch hat er Urlaub beantragt.«
»Und welche Erklärung hatte er dafür?«, fragte Sandén.
»Er war gar nicht zu Hause! Ich weiß immer noch nicht, wo er steckt. Ich habe mich mit einem Nachbarn unterhalten, der erzählen konnte, dass er jeden Samstagmorgen mit dem Auto losfährt und spätabends wieder nach Hause kommt. So auch am vergangenen Samstag, obwohl der Nachbar nicht gesehen hat, ob er tatsächlich am Samstagabend wieder zurückgekommen ist. Das Auto stand jedenfalls wieder da, also wird es wohl so gewesen sein. Einen Verkehrsunfall können wir also immerhin ausschließen.«
»Aber er ist doch bestimmt zu Hause gewesen«, warf Sandén ein. »Er wollte wohl nur nicht mit dir sprechen.«
»Warte, ich bin noch nicht fertig«, fuhr Sjöberg fort. »Ich habe den Nachbarn gefragt, ob er seine Frau auf diese Ausflüge mitnimmt, aber er hat nur gelacht und gesagt, dass Einar Eriksson gar keine Frau habe. Bist du nicht auch immer davon ausgegangen, dass Einar verheiratet ist?«
Sandén überlegte einen Augenblick, bevor er antwortete.
»Tja, hm, er hat ein paarmal eine Frau erwähnt, aber er hat nie direkt über sie gesprochen. Oder überhaupt über irgendetwas Privates. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass er einen Ehering trägt.«
»Ich bin in seine Wohnung eingedrungen, Jens.«
Sandén formte ein unhörbares »oh« mit den Lippen.
»Ich habe das Schloss geknackt und bin eingestiegen.«
»Na, so was darf man aber nicht tun. Da kommt die Polizei.«
»Ja, was sollte ich denn machen, verdammt noch mal? Ich kenne niemanden aus seinem Bekanntenkreis, und Familie hat er auch nicht.«
»Also hat er gar keine Frau?«
»Doch, er hat eine Frau. Aber sie ist in irgendeinem verdammten Pflegeheim in Fellingsbro untergebracht, wo auch immer das liegen mag. Und da ist sie schon eine ganze Weile. Ich habe zehn Jahre alte Rechnungen gefunden. Zehn Jahre! Kein Wunder, dass er so griesgrämig ist.«
»Du hast also die Wohnung durchsucht. Oh, oh, Conny.«
»Ich hatte das Gefühl, dass ich es tun sollte. In Einars eigenem Interesse. Wir können ihn doch nicht einfach verschwinden lassen; wir sind doch
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