Und raus bist du: Kriminalroman (German Edition)
zum Computer zurück, dessen Bildschirm ihn immer noch aufforderte, ein Passwort einzugeben. »Solveig« tippte er in die Tastatur, und schwupps war er drin.
Mit steigendem Puls klickte er auf das Symbol für den Internet Explorer, begab sich auf Nordeas Homepage und weiter auf die Seite für Privatkunden, wo er aufgefordert wurde, seine Sozialversicherungsnummer und ein Passwort einzugeben. Er tippte die Sozialversicherungsnummer ein, die er von der Frau in der Personalabteilung bekommen hatte, und versuchte es wieder mit »Solveig«, bevor er schließlich eine der vierziffrigen TANs auf Erikssons kleiner Karte freirubbelte. Erneut hatte er das Glück auf seiner Seite und befand sich plötzlich mitten in Einar Erikssons persönlichen Finanzen. Ein Schauer durchfuhr seinen Körper, und er begann systematisch, die Transaktionen seines Kollegen während des vergangenen Jahres durchzugehen – so weit konnte man sie zurückverfolgen.
Jeden Monat wurde eine Summe von gut 5500 Kronen – Sjöberg nahm an, dass es sich um die Frührente seiner Frau handelte – von der Rentenkasse auf Erikssons Konto überwiesen. Darüber hinaus bezog er ein Gehalt von ungefähr 20 000 Kronen. Von diesem Geld gingen 11 500 Kronen an das Pflegeheim für Erikssons Frau, die Miete betrug 4500 Kronen, und die übrigen festen Ausgaben beliefen sich auf 2500 Kronen. Die restlichen 7000 Kronen hob er am Geldautomaten ab, woraus Sjöberg schloss, dass er damit die laufenden Ausgaben bestritt. Eine Kreditkarte, die an das Girokonto bei der Nordea gekoppelt war, besaß Eriksson nicht, ebenso wenig schien er Kredite aufgenommen zu haben. Einar Erikssons finanzielle Situation war, gelinde gesagt, überschaubar, und Sjöberg konnte feststellen, dass er seine gesamten Einnahmen verbrauchte und nichts für zukünftige Bedürfnisse zur Seite legte.
Er vergewisserte sich, dass Eriksson den Drucker, den auch er selbst benutzte, als seinen Standarddrucker festgelegt hatte und dass die Druckerschlange leer war. Daraufhin druckte er sämtliche Informationen von Erikssons Nordea-Konto aus und loggte sich anschließend aus der Homepage der Bank und dem Computer aus. Er legte die Karte und die Mappe mit den Rechnungen zurück in die unterste Schublade, schloss sie mithilfe der Büroklammer wieder ab und schob den Stuhl unter den Tisch. Nachdem er die Schreibtischlampe ausgeschaltet hatte, tastete er sich im Halbdunkel zur Tür, öffnete sie und schlich ungesehen wieder auf den Flur hinaus.
Er eilte zum Drucker, der neben der kleinen Küche mit dem Kaffeeautomaten stand. Statt zu warten, bis alle Papiere ausgedruckt waren, nahm er jedes fertige Blatt sofort an sich, damit kein Vorübergehender sehen konnte, worum es sich dabei handelte. Als er alle Blätter eingesammelt hatte, faltete er sie zwei Mal zusammen und schob sie sich hastig in die Gesäßtasche.
*
Der Wind wehte jetzt kräftig, und die Wolken hingen schwer über der Stadt, anscheinend bereit, jederzeit ihren Inhalt über die frierenden Stockholmer zu ergießen. Die Wolkendecke hinderte die vielversprechenden Strahlen der Märzsonne effektiv daran, ihr Ziel zu erreichen, und obwohl es erst drei Uhr am Nachmittag war, dämmerte es bereits.
Jamal Hamad ging mit hochgezogenen Schultern, die Hände in den Taschen vergraben. Nicht so sehr wegen des Wetters, sondern vielmehr wegen seiner Gemütslage. Denn in vielerlei Hinsicht handelte er überstürzt. Hoffte er zumindest. Der Zweck dieses kleinen Ausflugs war ein Schuss ins Ungewisse. Hundert zu eins, dass er mit leeren Händen zur Wache zurückkehren würde. Aber das spielte keine Rolle, denn in diesem Fall wollte er nichts lieber als das. Außerdem war es schön, für eine Weile wegzukommen. Die Begegnung mit Westman an der Rezeption, als sie ihn nicht eines einzigen Blickes würdigte, jagte ihm jetzt noch kalte Schauer über den Rücken. Im Büro herrschte Eiszeit. Warum, wusste er nicht so richtig, aber es war verdammt unangenehm.
Alles hatte ein halbes Jahr zuvor begonnen, als er mit Westman einen ganzen Abend im Pelikan gesessen und gequatscht hatte. Wie immer hatten sie jede Menge Gesprächsstoff und die Stimmung war rau, aber herzlich. Es war spät geworden, beinahe Mitternacht, als er aufbrechen wollte. Sie hatte gefragt, ob sie nicht weitermachen sollten, aber er war hart gegen sich selbst geblieben und hatte abgelehnt, weil er am nächsten Morgen früh aufstehen wollte, um gegen Bella Hansson Golf zu spielen. Dass es Bella Hansson war, und
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