Und Sei Getreu Bis in Den Tod: Mitchell& Markbys Letzter Fall
besprochen wurde, bekam sie ernstlich kalte Füße. Sie rief Ted von ihrem Mobiltelefon aus an und arrangierte ein Treffen mit ihm, an der üblichen Stelle unten beim Wäldchen, früh am nächsten Morgen. Sie sagte ihm, dass die Drohbriefe aufhören müssten. Ted hatte jedoch nicht die Absicht, damit aufzuhören. Genauso wenig, wie er ihr vertraute, nicht zu erzählen, was sie getan hatten. Sie besaß eine liebevolle Familie. Sie würden schockiert und enttäuscht reagieren, wenn sie es erzählte, doch nach einem mächtigen Streit und einigen Vorwürfen würden sie ihr vergeben. Fiona war schließlich Jeremys einziges Kind.
Doch Ted hatte eine kriminelle Vergangenheit, und er war derjenige, der die Briefe ausgedruckt und abgeschickt hatte. Niemand würde sich ihm gegenüber als großherzig erweisen. Jeremy Jenner würde einen Kopf auf einem Tablett verlangen, und es wäre Teds Kopf gewesen. Jeremy konnte nicht so tun, als hätte es die Briefe nie gegeben, und er würde versuchen, seine Tochter zu entlasten. Ted würde das Bauernopfer sein. Er würde ins Gefängnis gehen. Es wäre das Ende des Geschäfts gewesen, das er und Steve Poole so mühevoll aufgebaut hatten. Steve würde ihm niemals verzeihen. Also brachte er Fiona um. Später, als der unglückselige Darren sich in Erpressung versuchte, brachte er ihn ebenfalls um. Es wird bei jedem Mal leichter.«
»Es sind nicht die einzigen Menschenleben, für die er verantwortlich ist«, sagte Toby leise. »Wir haben Freda Kemp erwähnt, aber wir sollten nicht vergessen, dass er auch Schuld an Jeremys Tod trägt.«
Nach einer Weile des Schweigens sagte Meredith: »Ja, auch Jeremy ist tot.«
»Stellt sich die Frage – was ist Mord?«, sagte Toby an Alan gewandt. »Es gibt eine gesetzliche Definition, sicher. Ich für meinen Teil habe eine moralische. Ted Pritchard hat Jeremy getötet. Oh, ich weiß, er starb an Herzversagen«, fuhr er fort, bevor einer der beiden anderen etwas entgegnen konnte. »Wir wussten, dass sein Herz nicht in bester Verfassung war. Vielleicht hätte es geholfen, wenn er mehr von dem aus sich herausgelassen hätte, was in ihm nagte. Ihr wisst schon, wenn er zusammengebrochen und sich an Alisons Schulter ausgeweint hätte. Aber das war nicht Jeremys Stil. Er blieb zugeknöpft und verschlossen und fraß alles in sich hinein. Am Ende war der aufgestaute Stress einfach zu groß. Ted trägt die Verantwortung dafür – und für Jeremys Tod.«
»Es ist nicht so einfach, oder?«, warf Meredith ein. »Warum sagen wir nicht, dass Dorothy Pritchard, früher Travis, hinter all den Morden steht? Sie hat ihren geliebten Sohn Edmund, uns bekannt als Ted, mit einer obsessiven Hingabe aufgezogen und ihn mit ihrem eigenen Gift infiziert.«
»Die alte Hexe«, grollte Toby. »Alles fing mit ihr an. Sie hat Alison des Mordes beschuldigt und diesen Dinosaurier Barnes-Wakefield überzeugt, dass er nicht weiter nach einem Täter suchen muss.«
Markby trank nachdenklich von seinem Pint. »Ja, Jess Campbell ist mehr oder weniger der gleichen Meinung, schätze ich, und sie war enttäuscht, dass sie nichts finden konnte, das wir Mrs Pritchard oder Travis oder wie auch immer zur Last legen können. Das Eigenartige daran ist, wenn man die Geschichte ohne persönliche Emotionen betrachtet – falls das möglich ist –, dann hatte Dorothy Pritchard tatsächlich ein schweres Leben. Unter anderen Umständen könnte sie einem tatsächlich Leid tun. Ihr Ehemann war ein schlechter Versorger und hat sie sitzen lassen. Sie wohnte in einer armen Gegend des Landes, wo es wenig Arbeit für eine ungelernte Frau gab, deswegen musste sie putzen gehen, um den Lebensunterhalt für sich und ihr Kind zu verdienen. Könnt ihr euch vorstellen, wie sie sich gefühlt haben muss, als ihr Sohn, das einzig Gute in ihrem Leben, zu ihr nach Hause gerannt kam und beichtete, dass er ihre Arbeitgeberin Freda Kemp angegriffen und niedergeschlagen hatte? Und dann, als sie feststellte, dass Freda Kemp tot war? Natürlich hat sie alles versucht, um den Mord zu vertuschen. Es war nicht richtig, doch es war menschlich, und es war das, was eine Mutter tun würde. Nun, da Ted so gut wie sicher für lange Zeit hinter Gitter muss, hat sie nicht einmal mehr seine Besuche in diesem Heim, in dem sie lebt. Sie sitzt dort mit ihren nutzlosen Händen, unfähig, irgendetwas zu tun, mit nichts, worauf sie sich freuen kann. Sie ist keine Frau, die je Zeit hatte für Hobbys, nicht einmal fürs Lesen, und ich bezweifle, dass sie
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