Und Sei Getreu Bis in Den Tod: Mitchell& Markbys Letzter Fall
nichts abgestritten. Teds größtes Problem besteht darin, dass er der Versuchung nicht widerstehen kann, sich zu produzieren. Er hat es getan, als er Fionas Leiche in den See gelegt hat. Er tut es jetzt, indem er uns davon erzählt. Es ist merkwürdig, aber viele Kriminelle sind so gestrickt. Ein geplantes Verbrechen wie Mord muss zwangsläufig im Geheimen stattfinden, doch Geheimnistuerei ist für den Mörder höchst ärgerlich. Er will der Polizei und jedem, der sich dafür interessiert, beweisen, wie clever er ist und wie er jeden hinters Licht führen kann. Mörder sind sich ihrer Cleverness ganz besonders sicher, und es ist höchst befriedigend für sie, die Polizei zu verspotten. Es ist, als würde man ein Stück Schnur mit einem Papier daran vor einer Katze baumeln lassen. Die Katze kann es sehen, doch sie vermag es nicht zu erreichen. ›Fang mich doch!‹, sagt der Mörder, ›sieh nur, hier bin ich! Bist du schnell genug, oder bin ich schneller?‹ Ted sagt, Fiona in den See zu legen wäre ein Witz gewesen. Ich denke, es sollte dazu dienen, uns zu ködern. Und ja, es war ein Witz, Teds privater Witz. Er hat dagesessen und über uns alle gelacht.«
»Ich wette, dass er jetzt nicht mehr lacht«, beobachtete Toby grimmig.
Markby trank von seinem Pint. »Auf gewisse Weise lacht er immer noch. Geschnappt zu werden, sogar verurteilt zu werden ändert nichts an der Geisteshaltung des Mörders. Er glaubt immer noch, dass er schlauer ist als alle anderen. Er besitzt keine Moral, wie wir sie verstehen. Er kennt kein Mitleid. Er sieht keinen Grund, warum er nicht handeln sollte, wie es ihm beliebt. Er hat seine kriminelle Laufbahn mit einem Mord begonnen. Wie ihr wisst, hat er uns erzählt, dass er an jenem fatalen Sonntag als Zehnjähriger in Freda Kemps Haus geschlichen ist, um nach herumliegendem Geld zu suchen. Sie hat ihn gestört, und er hat zugeschlagen. Wenn ihr mich fragt, es war nicht das erste Mal, dass er ihr Geld gestohlen hatte. Die alte Lady wurde allmählich verwirrt und hat das eine oder andere Pfund nicht vermisst. Später praktizierte er die gleiche Art von Gelegenheitsdiebstählen, wenn er in unverschlossene Autos einstieg oder sich offene Türen oder Fenster zu Nutze machte. Es brachte ihn in eine Besserungsanstalt.«
»Wo er Steve Poole kennen gelernt hat, und nach ihrer Entlassung haben beide ein Geschäft gegründet. Er hatte die Chance, mit seiner kriminellen Vergangenheit abzuschließen und keine krummen Sachen mehr zu machen«, sagte Meredith. »Es ist eine Schande.« Sie schob ihr dichtes braunes Haar mit beiden Händen zurück, und die goldenen Reflexe wogten.
»Doch mit ehrlicher Arbeit seinen Lebensunterhalt zu bestreiten erwies sich als schwieriges Unterfangen. Er und Steve arbeiteten sich krumm für ein bescheidenes Einkommen. Plötzlich sah Ted eine Chance, leichtes Geld zu verdienen. Von dem Augenblick an, als er Alison erkannte, wusste er, dass er es zu seinem Vorteil ausnutzen konnte. Zuerst wusste er nicht genau wie, doch dann erzählte er Fiona die Geschichte, um sich zu produzieren, und Fiona hatte selbst einen Groll auf ihre Stiefmutter. Sie lehnte Alison ab, und ihre Gefühle wurden von ihrer leiblichen Mutter in der Schweiz noch bestärkt. Chantal scheint heute glücklich verheiratet, doch nach der Scheidung von Jeremy hatte sie eine Reihe unglücklicher Beziehungen, und sie beneidete Alison um die Sicherheit, die sie selbst verloren hatte. Sie überzeugte ihre Teenagertochter, auf das verhasste Internat nach England zu gehen, nicht weil es Chantal gepasst hätte, sondern wegen der Scheidung, die bedeutete, dass Chantal ihrer Tochter kein geordnetes Zuhause bieten konnte.
Fiona hatte die Idee mit den Briefen, und Ted war nur zu bereit mitzumachen. Er musste vorsichtig zu Werke gehen, um Fiona nicht zu verschrecken. Sein langfristiges Ziel war es, Geld zu verlangen – sobald Fiona so tief in der Sache steckte, dass sie sich nicht mehr ohne weiteres daraus befreien konnte. Das war es, was Fiona nicht begriff. Sie war ein reiches junges Mädchen und begriff nicht, wie sehr die Aussicht auf eine goldene Gans jemanden wie Ted beeinflusste. Sie dachte zuerst, sie würde Ted benutzen, um die Briefe zu schreiben und Alison einen Schrecken einzujagen. Doch sie war nicht dumm, und bald begann sie, seine Motive zu hinterfragen und zu begreifen, dass Ted sie möglicherweise nur benutzte. Als Meredith und ich an jenem Tag zum Essen auftauchten und die ganze Geschichte in allen Details
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