Und so verlierst du sie
und erzählst Paloma, la profesora sei hinter dir her. Sie kommt sehr überzeugend, diese Lüge.
Diese miese alte Schrulle? Das ist ja widerlich.
Wem sagst du das, meinst du niedergeschlagen.
Da könntest du genauso gut einen Stock vögeln, sagt sie.
Stimmt, pflichtest du ihr bei.
Vögel sie ja nicht, warnt Paloma dich einen Moment später.
Wovon redest du?
Ich sag’s dir bloß. Vögel sie nicht. Das bekomme ich raus, das weißt du. Du kannst überhaupt nicht lügen.
Jetzt werd nicht irre, sagst du mit finsterem Blick. Ich vögle niemanden. Offensichtlich nicht.
An diesem Abend darfst du Palomas Kitzler mit der Zungenspitze berühren, aber mehr nicht. Sie zieht deinen Kopf mit der Kraft ihres ganzen Lebens zurück, und am Ende gibst du zermürbt auf.
Es schmeckt, schreibst du deinem Kumpel in Panama, wie Bier.
Du hängst noch eine Laufrunde an dein Training an, in der Hoffnung, es würde deine granos runterkühlen, aber das funktioniert nicht. In deinen Träumen bist du ein paarmal kurz davor, sie zu berühren, aber dann sprengt die Bombe New York in den Orkus, und du siehst die Druckwelle heranrauschen, und dann wachst du auf, die Zunge fest zwischen die Zähne geklemmt.
Und dann gehst du mit einem kleinen Menü von Chicken Holiday nach Hause, im Mund einen Hähnchenschenkel, als sie sich gerade vor dem Pathmark mit zwei Plastiktüten abmüht. Du überlegst abzuhauen, aber die Regel deines Bruders lässt dich bleiben.
Lauf niemals weg.
Eine Regel, die er am Ende gebrochen hat, aber du kannst das jetzt nicht. Zögernd fragst du: Soll ich Ihnen helfen, Miss Lora?
Sie schüttelt den Kopf. Das ist mein Fitnessprogramm für heute. Schweigend geht ihr weiter, bis sie fragt: Wann kommst du mal rüber und zeigst mir diesen Film?
Welchen Film?
Den, der richtig reinhaut. Über den Atomkrieg.
Wärst du jemand anders, könntest du dich vielleicht beherrschen und in Deckung gehen, aber du bist der Sohn deines Vaters und der Bruder deines Bruders. Zwei Tage später bist du zu Hause, und die Stille ist schrecklich, und es kommt dir vor, als liefe ständig der gleiche Werbespot über Flickzeug für gerissene Autositze. Du duschst, rasierst dich, ziehst dich an.
Komme gleich wieder.
Deine Mom mustert deine guten Schuhe. Wohin gehst du?
Raus.
Es ist zehn Uhr, sagt sie, aber da bist du schon aus der Tür.
Du klopfst einmal, zweimal bei ihr an, dann öffnet sie. Sie trägt eine Jogginghose und ein T-Shirt der Howard University und runzelt besorgt die Stirn. Ihre Augen sehen aus, als würden sie in das Gesicht eines Riesen gehören.
Mit Gerede hältst du dich gar nicht auf. Du drängst dich einfach an sie und küsst sie. Sie langt an dir vorbei und wirft die Tür hinter dir zu.
Hast du ein Kondom?
An so etwas denkst du immer.
Nein, antwortet sie, und du versuchst, dich zu beherrschen, kommst aber trotzdem in ihr.
Es tut mir echt leid, sagst du.
Schon gut, flüstert sie, mit den Händen auf deinem Rücken hält sie dich fest, damit du dich nicht rausziehst. Bleib.
8
Ihre Wohnung ist so ziemlich das Ordentlichste, was du je gesehen hast, und könnte einer Weißen gehören, so ganz ohne albernes karibisches Zeug. An den Wänden hängen viele Fotos von ihren Reisen und ihren Geschwistern, und alle sehen unglaublich glücklich und spießig aus. Du bist also die Rebellin, was?, fragst du, und sie lacht. So in etwa.
Auf manchen Fotos sind Männer zu sehen. Einige erkennst du von früher wieder, als du klein warst, und über sie sagst du nichts.
Sie ist ganz still, ganz zurückhaltend, während sie dir einen Cheeseburger zubereitet. Ehrlich gesagt hasse ich meine Familie, erklärt sie und drückt den Pfannenwender auf den Bratling, bis das Fett spritzt.
Du fragst dich, ob sie das Gleiche fühlt wie du. Dass es vielleicht Liebe ist. Du legst für sie
Threads
ein. Mach dich auf was gefasst, sagst du.
Mach dich darauf gefasst, dass ich mich verstecke, entgegnet sie, aber ihr haltet nur eine Stunde durch, bevor sie die Hand ausstreckt und dir die Brille abnimmt und dich küsst. Mittlerweile ist dein Verstand zurückgekehrt, also bemühst du dich, dich zusammenzureißen und sie abzuwehren.
Ich kann nicht, sagst du.
Kurz, bevor sie deinen rabo in den Mund nimmt, fragt sie: Wirklich?
Du versuchst, an Paloma zu denken, die morgens so erschöpft ist, dass sie im Schulbus einschläft. Paloma, die trotzdem die Energie aufgebracht hat, dir beim Lernen für den Collegeeignungstest zu helfen. Paloma, die dich nicht
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