Und stehe auf von den Toten - Roman
zulassen, dass der Polizist womöglich aussagte, er habe die Befehle von keinem anderen als vom Kardinalvikar von Rom erhalten. Zugegeben, die Methode ›Schlage den Diener und treffe den Herren< war nicht die feinste, aber in diesem Fall die wirkungsvollste, dachte Prospero.
»Ich bin immer wieder überrascht von der Weisheit unseres Freundes Alessandro«, lenkte Ganieri augenblicklich ein. »Ich werde das Vorkommnis persönlich untersuchen, und der pflichtvergessene Polizist wird seine gerechte Strafe erleiden. Ich verspreche es. Gut, dass Sie mir die Augen geöffnet haben, lieber Auditor. Ach, Dottore Lambertini«, fügte er hinzu, »Sie sollen eine wirklich schöne Messe in San Lorenzo gefeiert und den armen Mädchen eine würdige Beerdigung ermöglicht haben. Ich habe leider zu spät davon erfahren.« Der Tonfall war freundlich, dennoch verstand Prospero die Warnung, dass Ganieri seine Spione überall hatte, und der nächste falsche Schritt, den er machte,
ihn den Kopf kosten würde. Schlägst du meinen Bauern, schlage ich deinen Bauern, hieß das Spiel.
»Heiliger Vater« - Caprara sank auf die Knie und neigte das Haupt -, »ich bitte euch! Die Zeit drängt! Noch können wir Opfer retten.«
Unwillig verzog der Papst den Mund und atmete hörbar aus. »Ich weiß, Sie wollen die Gesandtschaft des Kaisers durchsuchen.«
Er wirkte jetzt beleidigt, dass man ihn mit diesen Nebensächlichkeiten behelligte. Doch Prospero wusste, dass ihn das Gesuch um diese Maßnahme, die die Österreicher als feindselig auffassen konnten, peinigen musste.
»Wir haben die Anregung unseres Freundes Alessandro Caprara bereits aufgenommen und ermitteln in diesem Fall. Als Untersuchungsrichter habe ich den Polizeipräfekten des Rione San Angelo, Federico Cavalcanti, eingesetzt«, versicherte Ganieri schnell. Prospero Lambertini staunte. Deshalb also saß der Polizeipräfekt vor dem Audienzsaal, und deshalb hatte er auch so gute Laune. Er hatte bereits von der Intrige gewusst, mit der sich Prospero und Caprara nun konfrontiert sahen.
»Brav«, hörte er durch seinen Zorn hindurch den Papst sagen. »Ich möchte den guten Mann sprechen.«
»Er wartet draußen, Eure Heiligkeit«, verkündete Ganieri zufrieden.
»Soll reinkommen, soll reinkommen.«
Cavalcanti legte einen Auftritt von beeindruckender Servilität hin. Er informierte den Papst darüber, dass Graf Stamitz, der österreichische Gesandte, gern behilflich sein würde, eine Straftat aufzuklären. Und wenn sich in den unüberschaubaren Kellern und Nebengelassen der Gesandtschaft Mordsgesindel versteckt haben sollte, so sei er der
Erste, der ein Interesse daran hätte, es zu fangen und dem Henker zu übergeben.
Die großen Palazzi Roms dienten in ihrer Unüberschaubarkeit und Weitläufigkeit seit jeher Mördern, Dieben und anderen zwielichtigen Figuren als Unterschlupf. Eigentlich wussten die Hausherren nie, wer alles unter ihrem Schutz lebte. Da die Sbirren und die Untersuchungsrichter ohne Genehmigung des Papstes und ohne das Einverständnis der Besitzer keinen Zutritt hatten, stellte so ein Palast ein ideales Versteck dar. Und einen Diener oder einen Koch fand man immer, mit dem man verwandt oder der bestechlich oder erpressbar war und der einen ins Haus schmuggelte.
Klemens XI. klatschte erfreut in die Hände. »Großartig. Mein Sohn, du gehst dem Verbrechen auf den Grund, und du, Lambertini, du reitest endlich in die Steiermark, um in Marburg die Leichenschau der seligen Elisabeth vorzunehmen.«
Prospero sah dem Papst an, wie dankbar er Ganieri dafür war, ihn aus dieser misslichen Lage befreit zu haben. Wenn der Gesandte selbst die Durchsuchung forderte, dann würden daraus keine Verstimmungen erwachsen. Doch so leicht wollte Prospero sich nicht abspeisen lassen.
»Bitte, Heiliger Vater«, warf er ein, »lasst mich wenigstens an der Durchsuchung des Palastes teilnehmen, dann reite ich sofort los. Ich schwöre es bei der heiligen Caterina Vigri!« Er hegte kaum Hoffnung, dass man seiner Bitte stattgeben würde.
»Dottore Lambertini soll mir eine willkommene Hilfe sein«, setzte sich Cavalcanti überraschend für ihn ein. Und Ganieri fügte hinzu: »Er hat sich so viele Verdienste um den Fall erworben. Lasst ihn dabei sein, Heiliger Vater.« Prospero war überrascht. Er suchte nach der Falle, fand sie
aber nicht. Dennoch konnte irgendetwas nicht stimmen. Er schielte zu Caprara, der aber schwieg und machte ein unbeteiligtes Gesicht, wie er es immer tat, wenn er verbergen
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