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Und stehe auf von den Toten - Roman

Titel: Und stehe auf von den Toten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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hören. »Das ist doch albern«, stieß er hervor.
    »Nenn es, wie du willst. Aber vielleicht hast du dein Ziel erreicht, meine Hochzeit zu verhindern. Er hat mir jedenfalls gesagt, dass er wegen der Eheschließung Bedenkzeit braucht. Vielleicht geht er auch nach Prag zurück.«
    Prospero und Valenti tauschten einen schnellen Blick. David von Fünen befand sich auf der Flucht. Wenn das kein Schuldgeständnis war. Für Prospero stand fest, dass Fünens Wunsch, über die Heirat noch einmal nachzudenken, ein Vorwand war, um abzutauchen.
    »Möglicherweise folge ich ihm auch nach Prag. Hier finden wir ja doch keine Ruhe vor deiner Eifersucht und deinen Nachstellungen«, fügte Deborah hinzu. Dann ließ sie ihn stehen und brachte einer Gruppe Kinder etwas zu essen.
Die Freundlichkeit, die sie diesen fremden Leuten zuteil werden ließ und die in einem so scharfen Kontrast zu ihrem barschen Verhalten ihm gegenüber stand, rührte Prospero. Dann erst schrillte es in seinen Ohren. Sie wollte Rom verlassen. Weggehen. Panik ergriff ihn, obwohl er doch selbst mit dem Gedanken gespielt hatte, als Pfarrer der Chiesa di San Rocco in dem süditalienischem Kaff zu dienen, dessen Name ihm wohl nie wieder einfallen würde.
    »Wir haben die Bande aufgeschreckt.« Valentis Äußerung riss Prospero aus seinen sich überschlagenden Gefühlen. Verflixt, dachte er. Er hätte den Cavaliere von Fünen gleich gestern Morgen festnehmen sollen.
     
    Wenig später kamen sie in der Kirche San Lorenzo fuori le Mura an, die aus frühchristlicher Zeit stammte und unmittelbar neben dem Campo Verano lag. Der Erzpriester der Wallfahrtskirche, ein hagerer Franziskaner, der aussah, als hätte er für die Darstellungen der Leiden Christi Modell gestanden, begrüßte Prospero und teilte ihm halblaut mit, dass alles vorbereitet sei. Er führte den Hilfsauditor durch den Kreuzgang, dessen wuchtiges Tonnengewölbe romanische Wehrhaftigkeit ausdrückte. In der Sakristei angekommen, schwindelte es Prospero Lambertini. Das prächtige Messgewand, das auf einem großen Holztisch ausgebreitet lag und nur darauf wartete, von ihm angelegt zu werden, erinnerte ihn daran, dass er gleich die erste Messe seines Lebens feiern würde - und er hatte nicht einmal Zeit gehabt, sich darauf vorzubereiten. Der Erzpriester schien den Schauer gespürt zu haben, der den jungen Priester überfallen hatte. Er legte vertraulich die Hand auf seine Schulter. »Wir haben erfahrene Messdiener ausgewählt. Die Knaben wissen, was sie zu tun haben.« Jetzt erst nahm Prospero
die beiden vierzehnjährigen Jungen wahr. Er nickte ihnen freundlich zu.
    »Wir sind alle in der Hand des Herrn. Vertrauen Sie ihm. Lassen Sie sich von ihm leiten. Mehr ist nicht vonnöten. Der Herr sei mit Ihnen!«, sagte der Franziskaner abschließend und ließ ihn dann allein. Prospero hielt einen Moment inne. Auf der Brücke hatte er noch Rechenschaft von Gott verlangt, ihn sogar gehasst. Er hatte ihn geleugnet und sich von ihm abgewandt. Und was tat Gott? Der Herr hatte ihn errettet aus der Gefahr des Todes und ihn geleitet.
    Als er aus der Sakristei trat, erfüllte der Gesang des Chores den alten Raum der Basilika. In Gedanken stimmte Prospero mit ein: »Ecce advenit dominator Dominus... Seht, der Herr ist gekommen... et regnum in manus eius, et potestas, et imperium... und in seiner Hand ist die Herrschaft und die Macht und das Reich...«
    Unrecht und Brutalität, Verbrechen und unaussprechliches Leid hatte es immer gegeben, aber auch die Menschen, die sich dagegen auflehnten. Diese Menschen hatten Gott in sich. Zu ihnen, zu dieser wahren Kirche wollte er gehören. Vor dem Chor standen elf Särge, in denen elf Mädchen lagen, und daneben der Sarg mit dem Vater. Prospero schritt an den toten Mädchen vorbei. Lacriano hatte sie ansehbar hergerichtet.
    Entgegen dem Ritus spendete er den Verstorbenen jetzt schon Weihwasser und schlug segnend das Kreuz über sie, um ihnen das Sterbesakrament zuteil werden zu lassen. Er konnte fühlen, wie Gott ihn durch den Totengottesdienst leitete. Der Franziskaner hatte Recht gehabt, er musste nur auf Gott vertrauen, nur auf ihn hören. Und so würde er nachher beten: »Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln... Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal,
fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir. ..« Und er wusste, dass er den Müttern und Vätern, den Brüdern und Schwestern, den Großeltern, den Onkeln und Tanten, den Anteil nehmenden Nachbarn und Freunden, dem

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