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Und stehe auf von den Toten - Roman

Titel: Und stehe auf von den Toten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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stellte der Hauptmann fest.
    »Signorina Cavalcanti«, echote einer der Räuber vergnügt. »Signorina Cavalcanti, das ist gut.«

    Wenn im Keller das Diebsgesindel hauste, schlussfolgerte Valenti für sich, dann konnten weder Cäcilia noch Deborah hier sein.
    »Du kennst dich doch im Palast aus?«, fragte der Graf den Räuberhauptmann.
    »Ho! Ho! Ho!«, polterte der. »Noch stell ich hier die Fragen! Wer bist du?«
    »Graf Sylvio Valenti Gonzaga! Und das ist mein Freund Velloni, Bibliothekar der Vaticana.«
    »Ein Graf! Da ist uns ja ein kostbares Vögelchen ins Nest gefallen! Das gibt ein fettes Lösegeld«, freute sich einer der Ganoven.
    »Diesmal mussten nicht wir dem Geld hinterherlaufen, sondern es ist zu uns gekommen! Und zwar reichlich!« Der Hauptmann rieb sich die Hände. Valenti musste verhindern, dass Geiselhaft und Geldübergabe ihn viel Zeit kosten würden. »Wie viel willst du für unsere Freilassung haben?«
    »Einhundert Scudi.«
    »Du bekommst einhundertfünfzig Scudi, wenn du uns gleich auf freien Fuß setzt.« Valenti hatte kaum ausgesprochen, da holte der Räuberhauptmann aus und versetzte ihm eine schmerzhafte Ohrfeige.
    »Das war dafür, dass du mich für dumm hältst! Respekt. Ich fordere Respekt. Ich bin nicht weniger adelig als du. Schließlich entstamme ich einem alten Geschlecht von Dieben und Räubern. Meine Vorfahren haben schon gestohlen, als deine noch dem Ochsenpflug hinterhergetrampelt sind!«
    Valenti spuckte Blut aus, und mit dem Blut einen Zahn. Er blickte wehmütig hinterher. Dann wandte er sich wieder an den Hauptmann. »Jetzt hör mir mal gut zu. In Rom treibt ein Blutsäufer sein Unwesen.«

    »Hab schon gehört, dass es auf den Straßen nicht mehr nur hübsch unsicher, sondern richtig gefährlich geworden ist. Aber was geht’s mich an. Hab keine Tochter!«
    »Meinst du, dass es deinem Geschäft zuträglich ist, wenn die Leute sich nicht mehr aus dem Haus wagen und stattdessen die Sbirren und die Schlüsselsoldaten auf den Straßen patrouillieren?«
    Der Räuberhauptmann blies die Backen auf, dann nahm er den Hut ab und kratzte sich am Kopf. »Der Schweinehund verdirbt uns das Geschäft. So viel ist sicher!«
    »Also liegt es doch auch in deinem Interesse, dass wir ihn zur Strecke bringen?«
    So schnell ließ sich der Anführer der Bande dann aber doch nicht überlisten. Er beobachtete Valenti eine Weile aus zusammengekniffenen Augen, bevor er ihn mit einer vagen Geste aufforderte weiterzureden.
    »Du bekommst zweihundert Scudi, wenn du uns gehen lässt«, erhöhte der Graf sein Angebot.
    »Welche Sicherheit habe ich?«
    »Mein Wort.«
    Die Bande brach in schallendes Gelächter aus.
    »Mein Wort!«, brüllte Valenti mit vor Zorn glühenden Ohren. Bestand die Welt denn nur noch aus Kretins, die mit dem Begriff der Ehre nichts anzufangen wussten? Aber was konnte man von einem Haufen Diebesgesindel auch anderes erwarten?
    »Ist ja schon gut«, lenkte der Hauptmann immer noch lachend ein. »Welche Garantie habe ich, dass du unser schönes Versteck nicht verrätst?«
    »Cavalcanti und ich sind Todfeinde. Wenn es anders wäre, hätte ich dann hier einbrechen müssen? Hör zu, du König der Diebe, ich habe kein Interesse daran, deine Unterkunft
öffentlich zu machen, denn du gehst mich nichts an. Und wenn du dem Wort eines Gonzagas misstraust, gehörst du gevierteilt!«
    »Zweihundert Scudo, sagst du? Und du schwörst, dass du unsere Unterkunft nicht verpfeifst.«
    »Genau.«
    Sie einigten sich darauf, dass Velloni als Sicherheit zurückbleiben und sie sich in einer Stunde vor der Gartenmauer des Palastes treffen würden, um das Geld gegen die Geisel zu tauschen. Man konnte dem ziemlich lädierten Velloni ansehen, dass ihm die Aussicht auf die fortdauernde Gesellschaft der Räuberbande ganz und gar nicht behagte, doch er nickte tapfer zu dem Vorschlag. Leider versicherten die Diebe dem Grafen, dass im Palast keine Frauen gefangen gehalten wurden. Die Spur hatte sich also als Sackgasse erwiesen. Nun war Valenti mit seinem Latein wirklich am Ende. Er eilte zu dem Bankier, der in Rom die Interessen seiner Familie wahrnahm, klopfte ihn aus den Federn und ließ sich auf einen Wechsel die Summe von zweihundert Scudi auszahlen. Dann löste er Velloni aus und schaffte den Philologen zu seiner Unterkunft bei Gioacchino, damit Caterina seine Wunden säubern konnte.
    Da ihm nichts Besseres einfiel, begab er sich in seiner Not zur Farnesina und bat Alvaro, der Gräfin irgendwie die Nachricht

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