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Und stehe auf von den Toten - Roman

Titel: Und stehe auf von den Toten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Tresen. »Was können Sie mir dazu sagen?«
    Der Händler beugte sich sogleich darüber und untersuchte die Stücke eingehend. »Diese Sachen sind einmal durch meine Hände gegangen. Sie stammen aus Florenz. Schauen Sie nur diesen Schleier an! Dieses wunderbar lichte Gewebe. Das können nur wenige. Gegen diesen Schleier sind viele andere grob und schwer wie Kerkerketten. Oh je, wie hat er gelitten, welche Barbaren!«
    »Ja, er schwamm im Tiber.«
    Der Jude schlug die Hände über den Kopf zusammen. »Sie hätten ihn vorher sehen müssen. Ein Stoff, den Schmetterlinge gewebt haben müssen, so leicht und luftig war er. Auf die Idee, das Wunderwerk in den Fluss zu werfen, können nur Christen gekommen sein.« Dann schluckte er und bat Prospero um Verzeihung.
    »Reiche Christen«, ergänzte Prospero und überging damit einfach Raphaels Fauxpas.
    »Der Kranz und die eingefasste Perle erinnern an Arbeiten von Cellini, die er für den Kardinal Bibiena, das heißt für eine seiner Mätressen, angefertigt hatte.«
    Er prüfte wieder die Einfassung der Perle und den Kranz aus getriebenem Gold. »Kein Zweifel. Das ist die Arbeit
seines Schülers Francesco.« Dann nahm er eine Lupe und prüfte die Innenseite des Kranzes. »Da, schauen Sie. FiB«
    »FiB?«, fragte der Hilfsauditor
    »Er war ein Teufel«, schmunzelte der Händler voller Bewunderung.
    »Was meinen Sie damit?«
    »Für besondere Anfertigungen verwandte Cellinis Schüler das sarkastische Signum FiB: Francesco il Bastardo. Francesco der Bastard. Man sagt, er sei der Sohn einer Magd und eines Kardinals gewesen. Na ja, hat ihm schließlich nichts genutzt. Ist verbrannt worden. Hier in Rom. Zusammen mit dem armen Pietro Carnesecchi.«
    »Kennen Sie auch den Besitzer?«
    »Ich habe diese Sachen aus dem Nachlass einer Kurtisane. Habe sie dem Giuseppe Romano verkauft. Was dann damit geworden ist, weiß ich allerdings nicht.«
    Prospero bedankte sich bei Raphael und machte sich ungeachtet seines Aufzuges gleich auf den Weg zu Roms führendem Modisten. Giuseppe wollte gerade schließen, als er dessen Salon im Viccolo della Volpe pitschnass erreichte.
    »Wie sehen Sie denn aus, Dottore?«, fragte der Modehändler, dem die Missbilligung deutlich anzusehen war. Ein Mann von Stand, ein Gelehrter, ein Untersuchungsrichter gar, durfte sich in der Kleiderfrage nicht einfach so gehen lassen. Prospero legte ohne Umschweife die Sachen auf Giuseppe Romanos Ladentheke.
    »Kennen Sie das?«
    Giuseppe riss die Augen auf. »Aber natürlich. Oh Gott, wie sehen die schönen Sachen denn aus! Den Schleier kann man wegwerfen«, jammerte er. Es war fast, als machte er Prospero für den erbarmungswürdigen Zustand der Stücke verantwortlich.

    »Sagen Sie mir, was Sie wissen!«, herrschte Prospero den Modehändler ungeduldig an. Er spürte, dass die Spur langsam warm wurde. Endlich! Aus Giuseppe sprudelte es nur so heraus. Er berichtete davon, wie der Cavaliere von Fünen am Karnevalsmontag mit einem schönen Mädchen, das als Pulcinella verkleidet war, sein Geschäft betreten hatte. Prospero war überrascht, den Namen von Deborahs Bräutigam in diesem Zusammenhang zu hören. Der Modehändler verschwand in die hinteren Räume und kam kurz darauf mit dem Kostüm zurück. Auf von Fünens Bitte hin habe er das Mädchen wie eine Principessa gekleidet. »Und sie war auch eine Prinzessin. Jung und rein. Und schön! Eine Madonna, eine wahrhaftige Madonna. Niemand konnte sich ihrem Charme entziehen. Wissen Sie, diese verführerische Mischung aus Geheimnis und Unschuld.«
    »Weiter, Giuseppe, weiter!« Prospero sah Cäcilia vor sich; das erste Mal hatte er in diesem deprimierenden Fall ein Bild vor Augen. Er konnte sich lebhaft vorstellen, wie sie fröhlich das Geschäft des Modehändlers betrat und sich wie in einem Märchen fühlte. Während Giuseppe Romano ihm Kleid und Ausstattung des Mädchens beschrieb, verfolgte er in seiner Fantasie die Verwandlung einer einfachen Notarstochter aus der Provinz in eine Königin. Wie von fern brandete Giuseppes Erklärung an sein Ohr, dass der Cavaliere eine stattliche Summe gezahlt habe. Wie passte Deborahs Bräutigam in dieses Bild?
    »Wieso David von Fünen? Sind Sie sicher?«, hakte er bei Giuseppe Romano nach.
    »Ja, aber ja«, bestätigte dieser eifrig.
    »Woher kennen Sie ihn?«
    »Er kauft seine Kleidung bei mir.«
    »Besitzt er denn so viel Geld?«

    »Nun, arm ist er nicht.«
    Allerdings hatten sie in dieser Angelegenheit vereinbart, dass Giuseppe das

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