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Und tot bist du

Und tot bist du

Titel: Und tot bist du
Autoren: Mary Higgins Clark
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nicht länger warten.«
    »Der Entführer hat es aber offenbar auf Publicity abgesehen. Sonst hätte er nicht Dan Rather angerufen«, widersprach Henry.
    »Rather sagt, nein. Der Mann habe gemeint, er wolle
    ›die Integrität der Medien auf die Probe stellen‹ – was immer das heißen soll.«

    »Wann kam der Anruf?«
    »Vor knapp zehn Minuten. Ich habe mich umgehend mit Ihnen in Verbindung gesetzt. Wo sind Sie jetzt?«
    »Wir landen gleich auf dem National Airport.«
    »Kommen Sie sofort zu mir. Eine Polizeieskorte erwartet Sie.«
    Zwanzig Minuten später standen Henry, Marvin Klein und Jack Collins vor der Tür des Oval Office. Des Ogilvey saß an seinem Schreibtisch. Hinter ihm an der Wand prangte das Präsidentensiegel. Der Finanzminister, der Justizminister und die Leiter von FBI und hatten sich um den Präsidenten versammelt. Als Henry hereinkam, sprangen sie auf.
    Es war zwanzig vor sechs. »Die Entführer haben sich wieder gemeldet, Henry«, sagte der Präsident. »Anscheinend macht es ihnen Spaß, Katz’ und Maus mit uns zu spielen. Sie haben noch einmal bei Rather angerufen und verlangt, daß ihre Forderungen im Fernsehen verlesen werden. Außerdem haben sie einen Beweis geliefert, daß Sunday sich tatsächlich in ihrer Gewalt befindet.«
    Kurz wandte er den Blick ab und sah Henry dann direkt in die Augen. »Sundays Brieftasche und eine Locke ihres Haares wurden in einem versiegelten Plastikumschlag beim Delta-Schalter im National Airport abgegeben.«
    Desmond Ogilvey senkte die Stimme.
    »Henry, die Haare in dem Umschlag waren mit Meerwasser durchtränkt.«
    Als Sunday spürte, wie ihr der Sack vom Kopf gezogen wurde, holte sie zuerst tief Luft und schlug dann die Augen auf, um den Entführer zu sehen. Allerdings war es dämmrig im Raum und sie konnte nicht viel erkennen. Der Mann trug eine Art Mönchskutte, dessen Kapuze den Großteil seines Gesichtes verbarg.
    Dann löste er die Stricke, mit denen sie an den Stuhl gefesselt war, ließ ihre Knöchel jedoch zusammengebunden.
    Er zog sie hoch, und da er ihr die Stiefel abgenommen hatte, spürte sie den kalten Betonboden unter ihren Füßen.
    Sunday stellte fest, daß der Mann sie um etwa zehn Zentimeter überragte. Seine dunkelgrauen Augen hatte einen verschlagenen, bösen Ausdruck, doch am meisten angst macht Sunday ihr schlaues Funkeln. Sie bemerkte, wie stark seine Hände und Arme waren, als er sie herumdrehte und sagte: »Vermutlich möchten Sie die Toilette benutzen.«
    Während sie voranstolperte, versuchte sie, ihre Lage zu beurteilen. Offenbar befand sie sich in einem Keller. Es war kalt, und es herrschte der stickige Modergeruch, wie er in Kellerräumen oft hängenbleibt. Der Boden war rissig und uneben. Außer dem Stuhl gab es noch einen tragbaren Fernseher mit Zimmerantenne.
    Der Mann packte sie fest am Arm und führte sie durch den dunklen Raum. Sunday zuckte zusammen, als sie sich an einem vorstehenden Betonstück den Fuß anstieß. Sie wurde durch einen schmalen Flur gebracht, der an einer Treppe mündete. Dahinter befand sich eine Kammer, und durch die offene Tür konnte Sunday eine Toilette und ein Waschbecken erkennen.
    »Meinetwegen dürfen Sie die Tür schließen, aber machen Sie keine Dummheiten«, sagte der Mann. »Ich warte draußen. Natürlich habe ich sie durchsucht, als ich Sie herbrachte. Ich weiß, daß Frauen oft eine Waffe oder Reizgas bei sich haben.«
    »Ich bin unbewaffnet«, antwortete sie.

    »Das ist mir bekannt«, entgegnete er ruhig. »Vielleicht ist Ihnen noch nicht aufgefallen, daß ich Ihnen den Schmuck abgenommen habe. Ich muß sagen, es hat mich überrascht, daß bis auf den goldenen Ehering nichts Wertvolles dabei war. Ich hätte gedacht, ein wohlhabender Mann wie unser ehemaliger Präsident wäre großzügiger zu seiner hübschen jungen Frau.«
    Sunday fiel der über Generationen vererbte Familienschmuck der Britlands ein, der nun ihr gehörte.
    »Mein Mann und ich halten nicht viel von Protz und Prunk«, erwiderte sie. Zu ihrer Erleichterung war sie bis auf die Muskelkrämpfe in Armen und Beinen unversehrt.
    Der Gedanke, welche Ängste Henry wohl jetzt ausstand, machte sie wütend und verlieh ihr neuen Mut.
    Sie betrat die winzige Toilettenkabine und spritzte sich Wasser ins Gesicht. Aus dem Heißwasserhahn kam nur ein dünnes Rinnsal, das sich jedoch unglaublich wohltuend auf ihrer Haut anfühlte. Von der Decke baumelte eine nackte Glühbirne – wahrscheinlich nicht mehr als fünfundzwanzig Watt, dachte
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