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Und tot bist du

Und tot bist du

Titel: Und tot bist du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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einen abfälligen Blick auf seine Gefängnisuniform. »Da wäre noch eine Kleinigkeit. Wie Sie sicherlich wissen, habe ich eine Schwäche für elegante Kleidung. Da meine sorgfältig zusammengestellte Ausstattung inzwischen verschollen ist, verlange ich eine komplette neue Garderobe. Vor allem angesichts dessen, daß der Ort, an den ich mich begeben werde, nicht gerade für seine Modesalons bekannt ist. Besonders bevorzuge ich Calvin Klein und Giorgio Armani.

    Die Sachen müssen aus ihrer letzten Kollektion stammen.
    Außerdem brauche ich einige gute Schneider, die besagte Kleidungsstücke bis Freitag vormittag nach meinen Vorgaben ändern. Bevor Sie gehen, können Sie sich bei der Gefängnisverwaltung über meine genauen Maße informieren. Meine neue Garderobe soll in einem Vuitton-Koffer und dazu passenden Reisetaschen zum Flugzeug gebracht werden.« Er hielt inne und sah Henry an. Ein Lächeln spielte um seine Lippen. »Habe ich mich klar genug ausgedrückt?«
    Bevor Henry Gelegenheit zu einer Antwort hatte, grinste Jovunet breit. »Das sollte Sie eigentlich nicht überraschen.
    Oder haben Sie vergessen, unter welchen Umständen ich das letzte Mal festgenommen wurde? Die Calvin-Klein-Modenschau?« Er lachte auf. »Wie peinlich! Und dabei war die Show nicht einmal interessant. All die Unterwäsche: Manchmal glaube ich, der liebe Calvin läßt langsam nach.«
    Henry ertrug es nicht mehr. Keine zehn Sekunden länger hielt er es in ein und demselben Raum mit diesem Mann aus! »Wir sehen uns morgen in Washington«, sagte er.
    Beim Hinausgehen spürte er Collins Atem im Nacken. Er fürchtet, ich könnte diesen Kerl umbringen, dachte Henry.
    Während die Stahltür sich hinter ihnen schloß, hörten sie, wie Jovunet ihnen noch eine letzte Forderung nachrief:
    »Ach, und vergessen Sie den Dom Pérignon und den Kaviar nicht, Mr. President. Viel Kaviar. Selbst in einem Überschallflugzeug wird es eine lange Reise.«
    Jetzt mußte Jack Collins Henry tatsächlich festhalten, um ihn daran zu hindern, sich auf den Gefangenen zu stürzen. Glücklicherweise fiel in diesem Augenblick die Tür zu, so daß Claudus Jovunet nicht mehr zu sehen und zu hören war. »Mr. President«, beteuerte Collins.
    »Wenn etwas schiefgeht, kaufe ich mir den Kerl.«

    Aber Henry war in Gedanken woanders. »Kaviar?« sagte er. »Das mit dem Kaviar muß irgendeine Bedeutung haben. Ist schon bekannt, in welchem Land er Zuflucht suchen will?«
    Nachts wurde Sunday von einem grellen Lichtblitz, der den Sack über ihrem Kopf durchdrang, aus einem unruhigen Schlaf gerissen.
    »Ich mache nur ein Photo von Ihnen«, sagte der Entführer leise. »Sie sehen so schrecklich verkrampft und hilflos aus. Großartig. Bestimmt bricht es Ihrem Mann das Herz, wenn er sieht, in welcher Lage Sie sich befinden.«
    Er nahm ihr den Sack ab. »Nur noch eins, dann können Sie weiterschlafen.«
    Sunday blinzelte, um die hellen Punkte zu verscheuchen, die ihr nach dem zweiten Lichtblitz vor den Augen tanzten. Sie bemerkte, daß die Glühbirne an der Decke irgendwann in der Nacht abgeschaltet worden war. Als der Mann sie nun wieder anknipste, blendete sie sogar deren schwacher Schein. Sundays Vorsatz, Ruhe zu bewahren, verflog. Wütend funkelte sie den Entführer an. »Eins sage ich Ihnen: Falls ich hier jemals lebend rauskomme, sollten Sie besser bei Ihrem Terroristenfreund im Flugzeug sitzen.
    Und wenn Sie verhaftet werden, sorge ich persönlich dafür, daß Sie in dem allerstrengsten Gefängnis landen, das wir finden können.«
    Wieder ein greller Lichtblitz.
    »Tut mir leid. War keine Absicht. Aber Ihr Mann soll sehen, wie verstört Sie sind«, sagte er.
    Irrtum, dachte Sunday. Ich bin nicht verstört, sondern stinksauer. Erst kürzlich hatte Henry eine Kostprobe ihres Temperaments bekommen, als sie ihm einen Vortrag über die Unmenschlichkeit der Fuchsjagd gehalten hatte. Wenn sie so richtig in Wut geriet, mußte man sich warm anziehen.
    Falls Henry das letzte Photo bekommt, wird er wissen, daß ich noch nicht am Ende bin, beruhigte sich Sunday.
    »Offenbar setzt Ihr Mann Himmel und Hölle in Bewegung, um Sie zu retten«, sprach der Entführer weiter.
    »Im Radio und im Fernsehen heißt es, daß Claudus Jovunet in die Gegend von Washington gebracht wird. Um elf Uhr vormittags wird man Videoaufnahmen von ihm senden. Außerdem verlangt man ein Videoband von Ihnen. Man will sichergehen, daß Sie wohlauf sind.«
    Er betrachtete die Polaroidbilder. »Sehr gut. Diese hier gemeinsam

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