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Und tot bist du

Und tot bist du

Titel: Und tot bist du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Sprecher des Repräsentantenhauses. Immer auf der Suche nach Publicity, schoß es ihm durch den Kopf. Henry hielt von beiden Politikern nicht besonders viel.
    In der Nacht hatte es ein wenig geschneit, und im Wetterbericht hieß es, daß kurz vor dem Wochenende, wahrscheinlich am Freitag, ein heftiges Unwetter erwartet wurde. Bitte, lieber Gott, mach, daß wir starten können, betete Henry. Je länger sich Sunday in der Gewalt der Entführer befindet, desto höher liegt die Wahrscheinlichkeit, daß etwas schiefgeht.
    Er erinnerte sich an das gestrige Gespräch mit Jovunet, den er von ganzem Herzen verabscheute. Warum die widersprüchlichen Aussagen über den Kaviar? fragte er sich wieder. Es war zwar nur eine Kleinigkeit, konnte aber durchaus von Bedeutung sein. Henry war von dem gesicherten Haus, wo sich Jovunet – umringt von Schneidern –
    vergnügt an Champagner und Beluga-Kaviar gütlich tat, direkt in das Kabinettszimmer geeilt. Daß Sundays Entführer ausdrücklich Anweisung gegeben hatten, den Kaviar zu streichen, ergab keinen Sinn – außer diese Botschaft hatte eine verborgene Bedeutung. Er schüttelte den Kopf.
    Trotz seiner jahrelangen Erfahrung waren ihm solche Spielchen neu. Offenbar gab es keine Regeln, und es konnte alles mögliche geschehen.
    Henry bemerkte, daß er schon vor seinem Platz stand und alle ihn erwartungsvoll ansahen. »Mr. President«, sagte er. »Entschuldigen Sie die Verspätung.«
    Desmond Ogilvey, sonst das Sinnbild der Geduld, der sich durch nichts aus der Ruhe bringen ließ, entgegnete gereizt: »Henry, ich sage Ihnen das in Gegenwart derer, die es sicher rasch an die Presse weitergeben werden …«
    Er hielt inne und warf dem Sprecher des Repräsentantenhauses einen finsteren Blick zu, »… lassen Sie mir gegenüber die Formalitäten, außer Sie wollen scherzen. Von Jugend an hatte ich großen Respekt für die Regierung und die Politik. Doch was ich über das Präsidentenamt weiß, habe ich von Ihnen gelernt.«
    Und von Sunday habe ich gelernt, was Glück bedeutet, dachte Henry.
    Desmond Ogilvey faltete die Hände vor sich auf dem Konferenztisch – es war genau die Pose, die die Karikaturisten der Nation liebten. »Ich glaube, wir alle sind, was die Situation betrifft, auf dem laufenden«, begann er. »Die Überschallmaschine wird gerade mit den besten technischen Gerätschaften ausgerüstet. Natürlich ist das Ziel, Jovunet zu überwachen, damit wir über all seine Aktivitäten informiert sind. Wenn alles nach Plan geht und Jovunet vielleicht in einem Dschungel landet, werden wir nicht nur genau wissen, auf welchem Baum er sitzt, sondern auch auf welchem Ast. Ihn zu orten, sollte kein Problem darstellen.«
    Ogilvey schlug mit der Hand auf den Tisch. »Eine Schwierigkeit ist damit allerdings noch nicht aus der Welt geschafft. Trotz aller Unkenrufe waren unsere Superdetektive wieder einmal auf Zack: In sämtlichen Geheimdienstberichten heißt es einstimmig, daß kein Land – weder unsere Verbündeten noch unsere Gegner – bereit ist, Jovunet Zuflucht zu gewähren. Ganz im Gegenteil: Die meisten sagen, sie würden das Flugzeug lieber explodieren sehen als zuzulassen, daß dieser Mann auch nur einen Fuß auf ihr Staatsgebiet setzt. Leider müssen wir daraus den Schluß ziehen, daß sich in irgend einem Land eine unerwartete Revolution zusammenbraut, die die dortige Regierung stürzen und eine Gefährdung der internationalen Sicherheit bedeuten könnte.«
    Bedrückt hörte Henry zu. Er fühlte sich, als sehe er hilflos zu, wie Sunday durch einen reißenden Strom schwamm.

    »Deshalb«, fuhr Desmond Ogilvey fort, »müssen wir davon ausgehen, daß irgendwo ein nationaler Notstand droht und daß in einem Land ein Aufstand ausbrechen könnte, dessen Warnsignale uns entgangen sind.« Als er dem Direktor des CIA bei den letzten Worten einen Blick zuwarf, erbleichte dieser sichtlich. Dann schaute Ogilvey zu seinem Vorgänger und verkündete: »Ich weiß nicht, wie ich es Ihnen sagen soll, doch Ihre Frau, die hochgeschätzte Kongreßabgeordnete aus New Jersey, befindet sich offensichtlich in den Händen eines unbekannten Feindes. Ich befürchte, uns bleibt nur übrig zu warten, bis sich die Geiselnehmer zu erkennen geben.«
    Henry sprang auf. »Des, ich muß mir den Text ansehen, den Jovunet auf Video verlesen will.«
    Als er den Raum verlassen wollte, hielt Ogilvey ihn zurück. »Henry«, schwor er. »Wir haben alle uns zur Verfügung stehenden Mittel mobilisiert, um sie zu

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