Und tot bist du
Helikopter auf dem Rasen vor dem Weißen Haus gebracht wurde.
Die Stimme eines Nachrichtensprechers sagte: »Dem Vernehmen nach wird sich der erschütterte ehemalige Präsident zu einer Einrichtung des Geheimdienstes begeben, wo Claudus Jovunet festgehalten wird. Wie wir erfahren haben, wurden die Pläne geändert. Anstelle einer Aufzeichnung wird Jovunets Ansprache live ausgestrahlt. Die Entführer der Abgeordneten Britland sollen wissen, daß ihre Forderungen in allen Punkten erfüllt werden.«
Sunday beobachtete, wie Henry sich dem Helikopter näherte. Er stieg die Stufen hinauf, doch bevor er die Kabine betrat, drehte er sich noch einmal zu den Kameras um.
Man reichte ihm ein Mikrofon.
»Beten Sie für sie«, sagte er.
Sundays Entführer seufzte auf. »Ein hübscher Einfall.
Aber es wird Ihnen nichts nützen.«
»Mr. Jovunet, wir müssen Ihnen jetzt das Mikrophon anstecken«, meinte Sydney Green, Medienbeauftragter des Weißen Hauses, ungeduldig.
Sie befanden sich in Arlington, Virginia, in der Nähe von Washington. Das reizende Haus mit den weißen Säulen, das auf einem großen, eingezäunten Grundstück stand, wirkte wie das Heim eins Industriebosses, der gern zurückgezogen lebte. In Wirklichkeit jedoch handelte es sich um ein gesichertes Haus, in dem wichtige politische Überläufer untergebracht wurden.
In dem elegant möblierten Zimmer drängten sich CIA-Agenten und Fernsehtechniker mit ernsten Mienen.
Claudus Jovunet stand in einem Nebenraum, der vom Wohnzimmer abging. Er bedachte den forschen Medienbeauftragten mit einer wegwerfenden Handbewegung.
»Augenblick noch, wie Sie sehen, bin ich anderweitig beschäftigt.« Dann wandte er sich wieder dem Schneider zu, der gerade den Ärmel eines Dinnerjacketts absteckte.
»Bedauerlicherweise hat selbst ein Meister seines Faches, wie Sie es sind, nicht bemerkt, daß der linke Ärmel einen Zentimeter länger ist als der rechte.«
»Das ist mir sehr wohl aufgefallen. Schon mein Vater und mein Großvater waren in diesem Beruf tätig.«
Trotz der Stecknadeln in seinem Mund gelang es dem Schneider, der Jovunet zu Füßen kniete, einen eisigen Ton anzuschlagen.
Jovunet nickte beifällig. »Ein Mann muß von seinen Fähigkeiten überzeugt sein. Ich bin sicher, daß ich bei Ihnen in guten Händen bin.« Als er dem Kellner zunickte, schenkte dieser eisgekühlten, schäumenden Dom Pérignon in sein Glas.
»Stellen Sie das Glas weg und setzen Sie sich, oder ich erwürge Sie mit bloßen Händen«, sagte Henry Britland mit gefährlich ruhiger Stimme.
Jovunet zuckte die Achseln. »Ihr Wunsch ist mir Befehl.« Er folgte der Aufforderung und wandte sich an den Schneider: »Ich denke, angesichts der knappen Zeit muß diese letzte Anprobe wohl für die Abendgarderobe genügen. Die Straßenanzüge und die Freizeitkleidung werden wohl kaum mehr als ein paar Stunden in Anspruch nehmen. Danach müssen wir noch die passenden Accessoires auswählen. Wie ich sehe, haben Sie einige dieser wundervoll frechen Belois-Krawatten mitgebracht.«
Liebevoll nahm er eine der Krawatten zur Hand, die ausgebreitet auf einem langen Tisch lagen, und hielt sie Henry hin. »Sieht eigentlich aus, wie mit Fingerfarben gemalt, aber so chic.«
Als er Henrys Miene bemerkte, legte er die Krawatte rasch wieder weg. »Gut, also zum Interview.«
»Wir müssen jetzt die Kassette aufnehmen. Wahrscheinlich macht sich Ihr Mann schon große Sorgen, glauben Sie nicht?« fragte Wexler Klint.
Sunday versuchte, nicht an den schmerzerfüllten Ausdruck in Henrys Augen zu denken. Bemüht ruhig hatte er Claudus Jovunets Ansprache noch ein paar Worte zugefügt. Dieser hatte bestätigt, er habe die Zusage der amerikanischen Regierung, man werde ihn in dem neuen Überschallflugzeug an einen Ort seiner Wahl bringen. Der ehemalige Präsident werde die Maschine steuern. Sobald Sandra O’Brien Britland in Sicherheit sei, dürfe er das Flugzeug verlassen. Falls die Entführer einen Fehler machten, würde das seinen Tod zur Folge haben.
Danach hatte Henry die Bedingungen ergänzt: »Ich muß betonen, daß Claudus Jovunets Flug in die Freiheit erst nach Erhalt des Videobandes starten wird. Ich verlange eine Bestätigung, daß meine Frau unversehrt und am Leben ist. Der Abflug erfolgt nur, wenn sich das Video bis drei Uhr heute nachmittag in unserem Besitz befindet.«
Klint schaltete den Fernseher ab und drehte sich zu Sunday um. Er hatte ein Mikrophon in der Hand, das mit einem alten Kassettenrecorder verbunden
Weitere Kostenlose Bücher