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Und tot bist du

Und tot bist du

Titel: Und tot bist du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Gebet: »Bitte, lieber Gott«, flehte sie lautlos. »Mach, daß der phantasiebegabte Mann, den ich geheiratet habe, logisch genug denkt, um meine Nachricht zu verstehen. Sag ihm, daß ›verteidigen‹ ›Pflichtverteidigerin‹ bedeutet, und daß er ›Slipper‹ mit ›Turnschuhen‹ vertauschen muß. Und dann laß ihn daraus auf ›Turnschuh‹ Klint und seinen verrückten Bruder schließen.«
    Es hatte über eine Stunde gedauert – wertvolle Zeit, die sie eigentlich nicht hatten –, um die Hinweise zusammenzusetzen, die Sunday Henry gegeben hatte. Doch mit der vereinten Hilfe von CIA und FBI hatten sie trotz der sehr vagen Andeutungen herausfinden können, welchen ihrer zwielichtigen Mandanten Sunday vielleicht gemeint hatte.
    Da sie das Wort ›verteidigen‹ benutzt hatte, hatte man die vielen Mandanten überprüft, die sie als Pflichtverteidigerin vertreten hatte. Die Anspielung auf Henrys Schuhe war am schwierigsten zu enträtseln gewesen. Erst durch einen Umkehrschluß war ihnen klar geworden, daß sie mit den Gucci-Slippern, die er an jenem Tag nicht getragen hatte, seine Turnschuhe meinte. Und so waren sie endlich darauf gekommen, von welchem ihrer zahlreichen Klienten sie sprach: ›Turnschuh‹ Klint.
    Henry stürmte in das Zimmer, in dem Claudus Jovunet laut schnarchend ein Nickerchen hielt. »Wachen Sie auf, Sie mieses Schwein! Jetzt ist Schluß mit den Spielchen.
    Jetzt reden Sie endlich, aber dalli!«
    Jovunet öffnete ein Auge und griff automatisch unter sein Kopfkissen.
    »Da ist keine Kanone«, zischte Jack Collins mit zusammengebissenen Zähnen. »Die Zeiten sind vorbei, Sie Mistkerl.« Er zerrte Jovunet aus dem Bett und stieß ihn gegen die Wand. »Wir wollen Antworten hören. Und zwar auf der Stelle.«
    Jovunet blinzelte und strich sich schläfrig den gestreiften Calvin-Klein-Pyjama glatt. »Also sind Sie im Bilde«, seufzte er. »Nun denn, ich hätte alles getan, um diesen wundervollen Tag noch zu erleben.«
    Marvin Klein schaltete die Deckenbeleuchtung an.
    »Raus mit der Sprache«, befahl er. »Wohin sollte Sie das Überschallflugzeug bringen?«
    Jovunet kratzte sich am Kinn, starrte die drei Männer nacheinander an und zuckte die Achseln. »Keine Ahnung.«
    Henry schob Collins zur Seite. »Wer hat meine Frau entführt?« fragte er.
    Jovunet ließ sich auf die Bettkante sinken und rieb sich die Stirn. »Der Brandy war eindeutig ein Fehler«, stöhnte er. »Aber einem Rémy Martin VSOP habe ich noch nie widerstehen können. Und der Kellner war gestern abend überaus großzügig damit.« Er blickte Henry in die Augen und war mit einemmal hellwach. »Sie wissen genauso gut wie ich, daß niemand auch nur einen Penny ausgeben würde, um mich aus dem Gefängnis zu holen«, beteuerte er. »In den letzten fünfunddreißig Jahren habe ich so ziemlich alle Länder und politischen Organisationen ausgetrickst. Ich bin nicht besonders stolz darauf, aber damit habe ich mir eben meinen Lebensunterhalt verdient.« Er hielt inne und sah von einem Mann zum anderen. »Um ehrlich zu sein, Mr. President, hätte ich Ihnen morgen kein Ziel nennen können, wenn wir tatsächlich in dieses Flugzeug gestiegen wären. Niemand will mich. Ich habe keinen Schimmer, welches Spiel hier mit Ihnen gespielt wird, denn ich bin überall unerwünscht – außer im Gefängnis natürlich. Und ich bin mir dessen bewußt, daß ich es als Dauergast in Marion um einiges besser habe als irgendwo sonst auf der Welt. Der Tag in der Freiheit hat mir großen Spaß gemacht: vor allem der Kaviar war ein Traum. Ich habe meine Chance in vollen Zügen ausgenützt, weil ich wußte, daß es nicht lange dauern würde. Mir war klar, daß Sie mir bald auf die Schliche kommen, und das ist ja jetzt auch geschehen.«
    Ungläubig starrte Henry den Mann an. Er sagt die Wahrheit, dachte er entmutigt. »Okay, Jovunet, haben Sie schon mal den Namen ›Turnschuh‹ Klint gehört?«
    »›Turnschuh‹ Klint?« Jovunet war ehrlich überrascht.
    »Da klingelt bei mir nichts. Sollte ich den kennen?«
    »Wir haben Anlaß zu der Vermutung, daß er an der Entführung meiner Frau beteiligt ist – er oder vielmehr sein älterer Bruder Wexler Klint, da ›Turnschuh‹ Klint zur Zeit eine Gefängnisstrafe absitzt. Wir glauben, daß sich sein Bruder dafür an meiner Frau rächen will.«

    Jovunet schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, daß ich Sie enttäuschen muß, Gentlemen. Obwohl mir in meinem Leben viele zwielichtige Gestalten begegnet sind, waren Ihr Mr.

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