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Und tot bist du

Und tot bist du

Titel: Und tot bist du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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noch schlimmer ist, sie verschwenden unsere. Die Mafia steckt bis über beide Ohren in Schwierigkeiten. Niemals würde sie sich mit der Regierung der Vereinigten Staaten anlegen, indem sie die Frau eines ehemaligen Präsidenten entführt. Außerdem schwören sämtliche Terroristengruppen – neue wie alte – Stein und Bein, daß sie nichts mit der Sache zu tun haben.
    Kein Mensch hat je von einem Kommando zur Befreiung und Verteidigung von Claudus Jovunet gehört. Und darüber hinaus haben wir keine terroristische Vereinigung ausmachen können, in deren Namen das Wort ›Verteidigung‹ überhaupt vorkommt.«
    Verteidigung … verteidigen …
    Die Erinnerung traf Henry wie ein Blitz. Es war hier in diesem Zimmer gewesen, unter den Portraits des Ehepaares Washington. Nachdem der britische Botschafter Sunday gesagt hatte, was für ein Jammer es sei, daß sie und Präsident Britland einander nicht schon früher kennengelernt hätten. Und Sunday hatte geantwortet: »Damals hätte Henry mich wahrscheinlich keines Blickes gewürdigt. Als er zum ersten Mal gewählt wurde, war ich Jurastudentin im vierten Semester. Bei seiner Wiederwahl vier Jahre später arbeitete ich als Pflichtverteidigerin und setzte mich für meine Mandanten ein. Einige von ihnen konnte man wirklich bedauern, andere hingegen waren leider keine allzu rechtschaffenen Bürger …«
    Und ich versprach ihr, sie vor verärgerten Mandanten zu beschützen, die sie nicht freigekriegt hat.
    Mit aufgeregt gerötetem Gesicht sprang Henry auf.
    »Jetzt hab ich’s!« rief er aus und wandte sich zu seinen beiden überraschten Begleitern um. »Sunday versucht, mir mitzuteilen, daß einer der Mandanten, die sie als Pflichtverteidigerin vertreten hat, an der Sache beteiligt ist! Los!
    Wir haben nicht viel Zeit!«
    Sunday wußte, daß sie die beneidenswerte Gabe hatte, unter fast allen Bedingungen einschlafen zu können. Sie hoffte nur, daß sich diese Fähigkeit diesmal nicht als verhängnisvoll erweisen würde. Doch da die holprige Fahrt ihr unerträgliche Schmerzen in der Schulter verursachte, hatte sie dennoch versucht, sich durch die Yogaübungen zu entspannen, die sie vor einigen Jahren in einem Kurs gelernt hatte. Und schließlich war sie tatsächlich eingedöst.
    Allerdings verlor sie dadurch restlos ihr Zeitgefühl. Wie lange waren sie wohl schon unterwegs? fragte sie sich.
    Und wohin fuhren sie? Klint hatte den National Airport erwähnt, aber wenn sich das Haus, in dem sie gefangengehalten worden war, tatsächlich in der Nähe von Washington befand, hätten sie den Flughafen schon längst erreicht. Nein, ihr Ziel war viel weiter entfernt.
    Sunday konnte zwar nichts sehen, aber sie hörte zu ihrer Erleichterung das Geräusch anderer Autos. Das bedeutete, daß sie wenigstens auf einer Hauptstraße fuhren. Würde es etwas nützen, mit den Füßen gegen den Kofferraumdeckel zu trampeln? Nein, außer sie hielten irgendwo an einer Tankstelle. Doch wenn sie eine solche Gelegenheit abwarten wollte, mußte sie wachbleiben, die Ohren spitzen und die Schmerzen ertragen.
    Kurz darauf spürte sie, daß der Wagen langsamer wurde.
    Sunday wälzte sich herum und zog die Beine an, um gegen den Kofferraumdeckel zu treten. Aber das Auto hatte kaum angehalten, als es auch schon wieder losfuhr.
    Eine Mautstation! Doch auf welcher Autobahn? In welchem Bundesstaat? Wohin wollte Klint?
    Sehr viel später erhielt sie die Antwort. Als Klint den Kofferraum öffnete und sie heraushob, stieg ihr selbst durch den Sack und die Decke der Geruch von Seeluft in die Nase.
    Ich wußte gar nicht, daß Sie in der Highschool Bademeisterin waren. Wer weiß? Vielleicht leistet Ihnen das noch gute Dienste, hatte Klint vor ein paar Stunden gesagt.
    Dann traf es sie wie der Blitz: Er hatte vor, sie zu ertränken!
    Während Sunday weggetragen wurde, begann sie, lauthals zu beten: »Vergib mir, Gott, wenn ich mich benachteiligt gefühlt habe. Die meisten Menschen erleben nicht einmal eine Stunde des Glücks, das mir mit Henry vergönnt war. Bitte beschütze ihn. Und achte auch auf Mutter und Vater. Niemand war so gut zu mir wie sie.«
    Sie spürte, wie Klint ihr Gewicht auf einen Arm verlagerte. Dann hörte sie einen Schlüssel klirren. Eine Tür öffnete sich quietschend. Sie wurde auf einen Stuhl gesetzt.
    Der stechende Schmerz in ihrer Schulter hatte zwar nicht aufgehört, war aber ohne Bedeutung. Nichts spielte mehr eine Rolle als der Aufschub, der ihr noch gewährt worden war. Sunday änderte ihr

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