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Und tot bist du

Und tot bist du

Titel: Und tot bist du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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In Begleitung eines Mannes wäre ihnen das sicherlich nicht passiert, dachte er.
    Eine Frau an einem kleinen Fenstertisch fiel ihm auf. Sie blickte nachdenklich aufs Meer hinaus. Graues Haar, Runzeln, schlichte Sonnenbrille, wehmütige Miene – sie sah aus, als hätte sie vor kurzem einen Trauerfall durchgemacht.
    Collins’ Blicks schweifte weiter die Tische entlang. Irgend etwas stimmte nicht, und er konnte sich des unangenehmen Gefühls nicht erwehren. Deshalb war er sehr erleichtert, daß sich die Britlands eine Stunde später zum Aufbruch entschlossen.

    Als sie den Empfang passierten, winkte Henry Collins zu sich. »Jack«, sagte er. »Da war ein Mann im Speisesaal, der plötzlich hinausrannte, ohne etwas zu essen. Haben Sie ihn bemerkt? Etwas an ihm kam mir bekannt vor. Nehmen Sie ihn mal unter die Lupe.«
    Collins nickte. Er schickte seine vier Kollegen mit den Britlands voraus und holte am Empfang einige Erkundigungen ein.
    Als er nach einer Stunde in Belle Maris eintraf, hatte er schon dafür gesorgt, daß der Hotelgast, der sich unter dem Namen Norman Ballinger eingetragen hatte, rund um die Uhr beschattet wurde. Grund dafür waren der Bericht des Oberkellners über das offene Zigarettenetui und die Bemerkung des Rezeptionisten, der Mann habe »ein paar Sätze Golf« spielen wollen. Jetzt verstand Collins, warum er so ein schlechtes Gefühl gehabt hatte.
    Kaum hatte er das Haus betreten, als sich auch schon sein Piepser meldete. »Sie sind auf einer heißen Spur, Jack«, informierte ihn die Zentrale. »Ballinger heißt in Wirklichkeit Congor Reuthers und ist Angelica del Rios rechte Hand. Er verkehrt zwar nicht offiziell in Politikerkreisen, aber es heißt, daß er sich Angelicas Wohlwollen sichert, indem er ihr sämtliche Probleme aus dem Weg schafft.«
    »Was tut er im Boca Raton?« fragte Collins.
    »Wir vermuten, er weiß, daß Alesso hier ist.« Wahrscheinlich will er herausfinden, was er vorhat. Wir lassen ihn zwar beobachten, aber seien Sie vorsichtig. Reuthers macht sich nicht selbst die Hände schmutzig. Vielleicht hat er Verstärkung mitgebracht.«
    Collins legte auf. Warum wurde er nur das Gefühl nicht los, daß Henry Parker Britland besser die Finger von der Columbia hätte lassen sollen?

    Am Dienstag morgen mußte. Lenny Wallace die unangenehme Entdeckung machen, daß die Sicherheitsvorkehrungen auf der Columbia verschärft worden waren.
    Um sieben Uhr rief er Reuthers an und erfuhr, daß Miguel Alesso, der Oppositionsführer, der bei den Wahlen in der nächsten Woche gegen die Premierministerin antreten würde, mit Präsident Britland auf der Jacht zum Mittagessen verabredet war.
    »Sie müssen die Papiere holen«, befahl Reuthers.
    »Die Premierministerin ist persönlich in die Angelegenheit verwickelt. Es darf einfach nicht schiefgehen.«
    Dann wies er Lenny an, sich unter einem Vorwand in den Speisesaal zu schleichen, um das Gespräch beim Mittagessen zu belauschen.
    Lenny hatte schwer an sich halten müssen. Reuthers mußte schon ganz schön blöde sein, zu glauben, daß ein einfacher Matrose so mir nichts dir nichts in einen Raum spazieren konnte, in dem eine Unterredung auf höchster Ebene stattfand. Dazu hätte er mindestens eine Tarnkappe gebraucht. Doch dann dachte er an seine Mutter und die Tanten und schwieg.
    Allerdings wies er Reuthers darauf hin, daß Jack Collins, der oberste Leibwächter, ebenfalls an Bord sein würde.
    Und der bekäme sogar mit, wenn jemand auf dem Schiff nur nieste.
    Aber Reuthers sprach nur eine letzte Warnung aus:
    »Sie sollten wissen, daß Ihre Mutter und Ihre Tanten vorrübergehend unter Hausarrest stehen. Also tun Sie, was Sie für richtig halten.«
    Um Punkt zwölf stand Lenny, ein Fernglas vor den Augen, auf dem Mannschaftsdeck. Eine Limousine fuhr vor, zwei Männer und eine Frau stiegen aus und kletterten ins Beiboot: die Britlands und der Oppositionsführer von Costa Barria, Miguel Alesso.
    Plötzlich kam Lenny eine neue Idee: Alesso war bei der Bevölkerung ziemlich beliebt. Die Leute gerieten außer Rand und Band, wenn er in der Öffentlichkeit auftrat. Was ist, dachte er, wenn ich die Papiere nicht finde? Ich könnte mich einfach verdrücken. Und wenn er durch einen verrückten Zufall die Wahlen gewinnt, könnte ich mich mit ihm in Verbindung setzen und ihm von meinem Auftrag erzählen. Und dann sage ich ihm, was hinter der Sache steckt. Vielleicht belohnt er mich ja.
    Aber nein, das würde niemals klappen. Lenny wußte das genau. Bis die

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