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Und tot bist du

Und tot bist du

Titel: Und tot bist du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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warum ist das alles nie bekanntgeworden? fragte Sunday.
    Alesso bedachte sie mit einem erstaunten Blick. »Der Gefängnisaufseher hätte sein eigenes Todesurteil unterschrieben, wenn er zugegeben hätte, daß er über die Hintergründe des Mordes am Premierminister informiert war«, entgegnete er. »Doch als er älter wurde, trank er gern einmal ein Gläschen Wein über den Durst, wie Männer es manchmal eben so tun. Und mit der Zeit fing er an, zu viel zu reden. Schließlich ist er verschwunden.«
    »Und nun, all diese Jahre später, löst sich endlich das Rätsel«, meinte Henry nachdenklich.
    »Nein, Sir«, verbesserte ihn Alesso. »Das Rätsel ist erst gelöst, wenn wir die Papiere finden, falls sie überhaupt noch existieren. Aber im Augenblick kann ich Sie nur bitten, meine Kandidatur zu unterstützen. Und Sie, Abgeordnete Britland, flehe ich an, einer Wirtschaftshilfe für mein Volk nicht zuzustimmen, solange Angelica del Rio an der Macht ist. Wer sie fördert, leistet der Unterdrückung Vorschub.«
    Sunday konnte seinem eindringlichen Blick nicht standhalten. Sie wandte sich ab, damit er ihr die Unentschlossenheit nicht anmerkte.
    »Und Sie, Sir«, meinte Alesso zu Henry, »bitte ich, den Präsidenten der Vereinigten Staaten dazu zu drängen, den Staatsempfang für Angelica del Rio abzusagen. Eine große Nation wie die Ihre darf nicht zum Unterstützer einer Tyrannin werden.«

    Lenny wußte, daß er keine Chance hatte, das Oberdeck zu erreichen, so lange die Unterredung andauerte. Allerdings erfuhr er, daß die Britlands nach dem Essen nach Belle Maris zurückkehren und von dort aus am frühen Morgen nach Washington abreisen wollten. Das bedeutete, daß der allgegenwärtige Geheimdienst die Villa und nicht die Jacht bewachen würde.
    Lennys Dienst endete um fünf Uhr nachmittags, und es hätte merkwürdig ausgesehen, wenn er danach nicht sofort nach Hause ging. Aber während er das Deck aus Teakholz schrubbte, hatte er einen Einfall: Von einem Menschen, der Lebensmittelvergiftung hatte, würde niemand verlangen, daß er sein Bett verließ.
    Eine Stunde später sprach er beim Obersteward vor.
    Schweißperlen glänzten auf seiner Stirn, seine Augenlider standen auf Halbmast, und er litt augenscheinlich unter Gleichgewichtsstörungen.
    »Ich hab was Falsches gegessen«, stöhnte er und hielt sich den Bauch.
    Nach zehn Minuten lag er in seinem Bett in der Mannschaftsunterkunft und sammelte seinen Mut, um sich hinauf zu Kabine A zu schleichen. Doch er mußte warten, bis es dunkel wurde und die Geheimdienstmänner von Bord waren.
    Die kommenden Ereignisse werfen bereits ihre Schatten, dachte Henry am Abend, als er einen Espresso trank.
    Er und Sunday saßen auf Belle Maris’ blumengeschmückter Terrasse. Kerzen flackerten, und der Vollmond tauchte die Columbia in ein prächtiges, aber auch unheimliches Licht.
    »Du bist so still, Liebling«, stellte Sunday fest, während sie Sims mit einem Kopfnicken bedeutete, ihr noch einen Espresso einzuschenken.

    »Nach dieser Menge Kaffee wirst nicht einmal du schlafen können«, warnte Henry.
    »Du kennst mich doch, Henry. Ich würde sogar auf einem Lattenzaun einschlafen. Das muß wohl an meinem ruhigen Gewissen liegen.« Sie nahm einen Schluck und schnalzte mit den Lippen. »Wie heißt es so schön: Das ist ein Kaffee, in dem der Löffel stehenbleibt.«
    Dann wurde ihre Miene ernst. »Henry glaubst du Alessos Geschichte?«
    »Ja, und zwar aus verschiedenen Gründen. Gestern abend im Restaurant habe ich mir den Mann, der mir so bekannt vorkam, ziemlich genau ansehen können. Und wie du weißt, hatte ich recht. Ich bin ihm wirklich schon einmal begegnet. Er ist Angelica del Rios rechte Hand. Er war in jener Nacht vor zweiunddreißig Jahren auf der Columbia. Während del Rio mir den Umschlag zusteckte, befand er sich ganz in unserer Nähe. Also hat er bestimmt geschlossen, daß ich die Papiere haben mußte, als er sie bei del Rio nicht fand. Nun, da Alesso die Wahrheit entdeckt hat, wird Reuthers Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um den Umschlag zurückzubekommen. Wenn es etwas nützen würde, die Jacht in ihre Bestandteile zu zerlegen, würde ich es tun. Doch sie befand sich mehr als dreißig Jahre lang nicht in unserem Besitz. Vielleicht hat ja ein Zimmermädchen den Umschlag entdeckt und ihn weggeworfen.«
    »Wirst du Des vorschlagen, den Staatsempfang für Madame del Rio abzusagen?« wollte Sunday wissen.
    »Staatsbesuche sagt man nicht so einfach ab, Liebling,

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