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Und trotzdem ist es Liebe

Und trotzdem ist es Liebe

Titel: Und trotzdem ist es Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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wenn man den, mit dem man sie macht, nicht liebt. Als wir vor Jess’ Haus halten, küsse ich Richard und danke ihm noch einmal.
    «Du wirst mir heute Nacht fehlen», sagt er.
    «Du wirst mir auch fehlen», sage ich.
    Er ist das erste Mal, dass ich ihn anlüge.
    Im Augenblick fehlt mir nur einer, und der heißt nicht Richard.

    «Und?», sagt Jess, als ich hereinkomme. Sie trägt ein übergroßes Männer-Unterhemd und eine Daisy-Duke-Hose aus unseren Collegezeiten; die Säume sind verschlissen, und lange Fäden hängen dort herunter. «Wie war’s?»
    «Es war unglaublich», sage ich. «Das Hotel ist atemberaubend … und du hast perfekt gepackt. Die Spitzenunterwäsche kam gut an …»
    «Aber?» Eine beste Freundin merkt immer, dass ein «aber» kommt.
    «Aber ich glaube, ich möchte nicht weiter mit Richard zusammen sein.»
    Jess reißt die Augen auf. «Warum nicht? Was ist passiert?»
    «Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht. Es war alles toll und wunderschön, und dann hat er mir den hier geschenkt.» Ich halte den Ring hoch.
    Sie nimmt meine Hand und identifiziert die Steine als pinkfarbenen Turmalin, flankiert von zwei Peridots. Sie gibt zu, dass sie Richard meine Ringgröße verraten hat, aber den Ring habe er selbst ausgesucht. Sie habe damit nichts zu tun gehabt. «Moment mal», sagt sie dann, «ich kapier’s nicht. Gefällt er dir nicht oder was?»
    «Doch, er gefällt mir.»
    «Wo ist dann das Problem?»
    «Ich weiß nicht … Diese Beziehung – ich fühle mich einfach … ankerlos.»
    « Ankerlos ? Was zum Teufel soll denn das heißen? Du liest zu viele Bücher.»
    Ich habe nicht damit gerechnet, dass Jess es versteht, aber ich versuche trotzdem, es ihr zu erklären. Ich sage, dass ich einfach das Gefühl habe, mit Richard die Zeit totzuschlagen, und mit fünfunddreißig sei das kein gutes Gefühl.
    «Scheiße», sagt sie und verzieht erschrocken das Gesicht. «Ich habe vergessen, dass heute der Tag ist. Ich habe deine Karte irgendwo – und noch ein kleines Geschenk. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag. Wie fühlt es sich an?»
    «Nicht so toll.»
    «Warum nicht?»
    «Ich fühle mich alt.»
    «Na und? Du willst doch keine Kinder haben.»
    Ich denke daran, wie sie mir das letzte Mal gesagt hat, mein Alter sei ohne Bedeutung, weil ich keine Kinder haben wolle. Diesmal schweige ich nicht dazu. «Ich weiß, dass ich keine Kinder will … Aber das heißt nicht, dass ich gar nichts will.»
    Jess macht ein gekränktes Gesicht. «Du hast mich.»
    «Das weiß ich, Jess», sage ich. «Und ich liebe dich mordsmäßig … Aber du weißt, dass eine Freundin nicht das Gleiche ist.»
    Sie versucht nicht, zu widersprechen. «Na ja, aber du hast auch Richard.»
    «Richard ist auch nicht genug», sage ich. «Ich will mehr. Ich will das, was ich mit Ben hatte.»
    Jess atmet tief ein, als werde sie mir jetzt eine Weisheit offenbaren, von der ich weiß, dass sie sie nicht besitzt. Dann hält sie inne und sagt: «Wollen wir das nicht alle?»

    Am Abend klingelt mein Handy und weckt mich aus einem ziemlich tiefen Schlaf. Ich melde mich mit einem verwirrten Hallo.
    «Ich hatte mit der Voicemail gerechnet.»
    Es ist eine Männerstimme – und zuerst glaube ich, es ist Richard. Aber dann wird mir klar, dass es Ben ist.
    Ich richte mich auf und bin hellwach. Nicht einen Augenblick lang habe ich mit einem Anruf von Ben gerechnet – weder an meinem Geburtstag noch sonst. Ich sage seinen Namen, und es fühlt sich sehr intim an, weil ich im Bett bin und weil es dunkel ist. Ich schaue auf die Uhr. Es ist erst neun.
    «Herzlichen Glückwunsch zum Fünfunddreißigsten», sagt er.
    «Danke», sage ich. Mein Herz klopft, und ich lächle. Nein, ich grinse breit. Ben hat mich soeben glücklicher gemacht, als jeder Ring – und jeder andere Mensch – es jemals tun könnte.
    «Wie war der Tag?», fragt er.
    «Schön», sage ich, und dann füge ich mutig hinzu: «Und jetzt noch schöner.»
    «Und», sagt er, «was hast du gemacht?»
    Ich zögere. «Nichts Besonderes.»
    Ich habe ein schlechtes Gewissen, weil ich ihn belüge (den Comer See als «nichts Besonderes» zu bezeichnen, das geht auch bei großzügiger Auslegung nicht durch). Und ich habe ein schlechtes Gewissen, weil ich ohne ihn am Comer See gewesen bin. Ich rede mir ein, dass ich ihm die Wahrheit nicht schuldig bin und dass ich gehen kann, wohin ich will und mit wem ich will. Aber ich habe trotzdem ein schlechtes Gewissen.
    «Annie sagt, dein Freund ist mit

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