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Und trotzdem ist es Liebe

Und trotzdem ist es Liebe

Titel: Und trotzdem ist es Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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mein blaues Paschmina-Tuch eingepackt. Richard trägt ein Sportjackett; er sieht gut aus – aber immer noch eher gut wie ein Cowboy und weniger wie ein Geschäftsmann. Wir sprechen über eins unserer Lieblingsthemen: Wer im Verlag weiß über uns Bescheid?
    Normalerweise stellt Richard auf der Grundlage von Aufzugbegegnungen und Sichtungen beim Lunch bestimmte Vermutungen an. Aber heute Abend sagt er: « Alle wissen Bescheid.»
    «Neiiin … Glaubst du?» Ich tue bestürzt. Ich habe nur Jacqueline davon erzählt – und sie musste mir Stillschweigen schwören –, aber insgeheim möchte ich, dass alle es wissen. Ich bin stolz auf mein Verhältnis mit Richard.
    Er nickt. «Alle wissen es.»
    «Zu mir hat aber niemand etwas gesagt.»
    «Zu mir auch nicht.»
    «Woher weißt du dann so genau, dass die Leute es wissen?»
    «Keine Ahnung …», sagt er. «Vermutlich, weil die Leute allgemein nichts kommentieren, was sie als Affäre wahrnehmen.»
    Ich nicke, nehme einen Bissen Gnocchi und lasse mir seine Worte durch den Kopf gehen: was sie als Affäre wahrnehmen . Soll das heißen, dass wir in Wirklichkeit mehr als nur eine Affäre miteinander haben? Oder heißt es, dass es tatsächlich eine Affäre ist? Ich analysiere den Satz immer noch, nachdem wir später in unserem Zimmer miteinander geschlafen haben – auf die harte Tour, die beinahe wehtut. Wir haben längst gute Nacht gesagt und uns zum Schlafen voneinander weggedreht, und ich weiß immer noch nicht genau, was Richard gemeint hat. Es ist auch nicht so wichtig, sage ich mir. Es ist, was es ist. Wir sind, was wir sind.

    Der nächste Tag verläuft genauso wundervoll wie der erste. Richard und ich erweisen uns als Experten im Faulenzen, Essen, Trinken und Sex. Am späten Nachmittag unternehmen wir eine zweistündige Bootsfahrt auf dem See; wir fahren an George Clooneys Haus und Versaces Villa vorbei, und beim bloßen Anblick dieser Sehenswürdigkeiten fühle ich mich irgendwie selbst reich und berühmt. In dem malerischen Dorf Bellagio, der «Perle des Sees», machen wir Station. Ich kaufe mir eine lederne Schultertasche, Richard ersteht ein Paar handgemachte Sandalen. Auf der Rückfahrt fängt Richard eine Unterhaltung mit ein paar anderen Hotelgästen an. Er ist einer von den Leuten, die überall gleich Freunde finden. Ich finde, das ist eine seiner besten Eigenschaften.

    An unserem dritten und letzten Tag in Italien – an meinem eigentlichen Geburtstag – wache ich auf und denke: Ich bin fünfunddreißig. Bald bin ich vierzig. Zum ersten Mal im Leben fühle ich mich alt, und es ist kein gutes Gefühl.
    Ich drehe mich um und sehe, dass Richard schon aufgestanden ist. Er sitzt draußen auf der Veranda, liest die Zeitung und trinkt Kaffee. Er trägt einen weißen Frotteebademantel, und aus irgendeinem Grund muss ich an Richard Gere in Pretty Woman denken. Beide Richards sehen gut aus in weißem Frottee.
    Ich stehe auf, gehe ins Bad, putze mir die Zähne und bürste mir das Haar. Dann ziehe ich meinen blauseidenen Morgenmantel an und gehe hinaus. Richard faltet die Zeitung zusammen, legt sie auf den Tisch, steht auf und küsst mich auf die Wange. «Guten Morgen!», sagt er strahlend.
    «Guten Morgen», sage ich und schaue hinaus auf die Dunstschleier über dem See. «Ein schöner Tag.»
    «Stimmt», sagt Richard. «Genau richtig für deinen Geburtstag.»
    Ich setze mich, und wir lächeln einander an.
    «Kaffee?», fragt er.
    Ich nicke, und er gießt den Kaffee aus einer kleinen Kanne in eine fingerhutgroße Porzellantasse. Dann zeigt er auf den Korb, der auf einem Silbertablett steht. «Continental Breakfast. Hast du Hunger?»
    «Eigentlich nicht», sage ich. «Noch nicht.»
    «Nimm trotzdem ein Stück Gebäck», sagt er entschieden. «Du brauchst was im Magen.»
    Achselzuckend schlage ich die Stoffserviette zurück und finde ein kleines, unverpacktes Etui zwischen einem Muffin und einem Croissant. Eindeutig ein Ringetui. Mir wird mulmig. Vielleicht, weil ich beim letzten Mal, als ich einen Ring geschenkt bekommen habe, Ben gesagt habe, dass ich ihn heiraten will. Vielleicht, weil die Reise allein schon ein zu großes Geschenk ist.
    «Na, sieh mal da», sagt Richard.
    «Das hättest du nicht tun sollen», sage ich und meine es ernst.
    Er wedelt mit der Hand. «Mach schon auf.»
    Ich nehme das Etui aus dem Gebäckkorb und klappe es auf. Darin steckt ein imposanter Abendring mit grünen und pinkfarbenen Steinen, in Gold gefasst. Es ist ein interessanter Ring, den

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