Und trotzdem ist es Liebe
seinen Flitterwochen herkommen. Und versuchen, hier ein Kind zu machen.
Eine junge, hinreißend schöne Frau führt uns in unser Zimmer – eine von der Sorte, die du einfach unaufhörlich anstarren musst, sodass du es auch deinem Freund nicht verübeln kannst, wenn er sie unaufhörlich anstarrt. Was Richard auch tut, als sie uns freundlich die Minibar, die automatischen Jalousien und den Safe zeigt. Dann heißt sie uns noch ein letztes Mal willkommen, lächelt und geht.
«Na, die war ja der Hammer», sage ich, als die Tür sich klickend schließt.
Richard zieht die Brauen hoch. «Ach ja? Ich hab’s nicht bemerkt.»
Ich bin überhaupt nicht eifersüchtig, aber ich sehe ihn an, als wäre ich es.
Er wirft mir einen wollüstigen Blick zu.
«Ach ja?», sage ich.
«Komm her, du», sagt er.
Nach dem Sex schlafen wir zwei Stunden. Es ist ein intensiver Schlaf – wie man ihn nur beim Jetlag erlebt oder wenn man krank ist. Als wir aufwachen, fragt Richard: «Meinst du, es ist zu kalt für den Pool?»
«Grenzwertig», sage ich. «Aber wir probieren’s.»
Ich ziehe mich im Bad um und frage mich, warum ich dabei nicht von einem Mann beobachtet werden möchte, mit dem ich schon mindestens zwanzigmal geschlafen habe. Aber es hat drei Jahre gedauert, bevor ich in Bens Anwesenheit gepinkelt habe – und ganz zu Anfang musste ich dabei das Wasser laufen oder ihn laut singen lassen –, und so ist meine Schamhaftigkeit jetzt vielleicht nicht so abwegig. Ich wühle in meiner Tasche und stelle beglückt fest, dass Jess mir meinen schmeichelhaftesten Badeanzug eingepackt hat – den roten Bikini, den ich zuletzt im Urlaub mit Ben auf St. John getragen habe. Mir fällt ein, dass ich ihn danach nicht ausgewaschen habe. Also trägt er vielleicht immer noch Spuren der Karibik in sich. Vielleicht sogar eine Spur von Ben. Ich drücke ihn ans Gesicht und atme ein, aber er riecht einfach wie ein Badeanzug, den ich zu waschen vergessen habe. Nichts von Ben. Aber das liegt vielleicht nur daran, dass ich Richards Eau de Cologne noch in der Nase habe.
Richard und ich fläzen uns den ganzen Nachmittag über in hölzernen Liegestühlen an dem schönsten Pool, den ich je gesehen habe: ein aquamarinblaues Rechteck, das in den dunkelblauen See übergeht. Das Publikum ist gutbetucht und schon älter, und Richard hatte recht: Es gibt keine Babys hier. Wir trinken Limonade, und ich arbeite ein bisschen. Normalerweise achte ich darauf, dass ich im Urlaub nicht arbeite, aber an diesem Wochenende kann ich es nicht vermeiden. Am Tag meiner Rückkehr muss das Manuskript an den Autor zurückgeschickt werden. An einer Stelle muss ich lachen und klopfe mit dem Stift auf das Papier.
«Ist es so gut?», fragt Richard.
Ich nicke.
Er lächelt spitzbübisch. «Du hast einen so sicheren Blick für Talente.»
Ich weiß, dass er scherzhaft sich selbst meint. Deshalb lege ich die Hand auf seine nackte Brust, klappere mit den Augendeckeln und sage: «Ja, das habe ich wirklich.»
Er beugt sich herüber und küsst mich, und ich denke: Ich vermisse Ben nicht. Ich möchte jetzt hier sein und nirgendwo anders . Aber wer hier sitzt, auf den Comer See hinausblickt und woanders sein möchte, muss auch eine Macke haben. Der wahre Test einer Beziehung würde lauten: Bin ich glücklich hier im Motel 6 in Little Rock?
Wir essen eine Kleinigkeit am Pool, und dann spielen wir Tennis auf einem Sandplatz, hoch oben auf einer Anhöhe mit Blick über das Hotel und den See. Ich sage zu Richard, dass es mir beinahe wie Verschwendung vorkommt, hier Tennis zu spielen, statt uns ausschließlich auf die Landschaft zu konzentrieren.
«Keine Ausflüchte», sagt er. «Jetzt wirst du etwas lernen.»
«Ha ha», sage ich.
Und ich habe recht. Der jahrelange Tennisunterricht zahlt sich aus. Ich bin viel besser als Richard. Er verzichtet ganz auf den Aufschlag – lässt den Ball einfach aufspringen und schlägt ihn herüber. Ich muss lachen. «Kannst du keinen Aufschlag?»
«Ich bin Baseballspieler, Honey!», ruft er herüber.
Ich schlage den Ball hart zurück. Er holt aus und trifft nicht. Der Ball landet auf der Linie.
«Der war drin», sage ich. «Love – fifteen.»
«Hast du gerade gesagt, du liebst mich?», ruft er.
Noch nicht , denke ich, aber ich sage: «M-hm.»
«Gut», schreit er. « Ti amo, anche .»
Ich kann kein Italienisch, aber ich kann mir denken, was er da gerade gesagt hat.
Am Abend essen wir auf der Terrasse. Es ist kühler geworden, aber Jess hat mir
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