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Und trotzdem ist es Liebe

Und trotzdem ist es Liebe

Titel: Und trotzdem ist es Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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diesem Moment gerettet hat, war mein nächster Gedanke, der mich fast zum Lächeln gebracht hat. Ich dachte, bei dieser Geschichte springen für Daphne drei Kinder heraus.»
    «Moment mal», sage ich so unschuldig und beiläufig wie möglich. «Daphne kriegt die Kinder, wenn du und Scott sterbt?»
    Anscheinend war ich nicht feinsinnig genug für Maura, denn sie geht in Abwehrstellung. «Na ja, sie ist verheiratet , Claudia … und sie will Kinder haben.»
    «Ach so. Ja, ich verstehe», sage ich, aber genau wie bei Raymond jrs. Taufe verspüre ich einen kleinen Stich – Eifersucht und einen Hauch von Empörung. Ich hoffe, dass ich wenigstens als Ersatz vorgesehen bin, sollte Daphne auch noch sterben. Aber wahrscheinlich ist dies nicht der richtige Augenblick, um sich mit Sorgerechtsfragen zu beschäftigen. «Es war also nicht Jane?»
    «Nein. Es war nicht Jane. Und ich weiß, Jane würde so etwas niemals tun. Aber man hat schon Pferde kotzen sehen … Ich glaube, die einzigen Menschen auf der Welt, denen ich wirklich voll vertraue, seid du und Daphne. Aber wahrscheinlich kann ich von Glück sagen, dass ich euch beide habe, hm?»
    Eine Szene aus Hannah und ihre Schwestern geht mir durch den Kopf. Aus ebendiesem Grund ist es einer der verstörendsten Filme, die ich je gesehen habe. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass Daphne oder Maura mich auf diese Weise verraten würde. Oder Jess, was das betrifft. Aber Maura hat recht, die Liste ist kurz.
    Maura spricht weiter. «Ich glaube, der anfängliche Schock bei dem Gedanken, dass Scott mich mit Jane betrügen könnte, war ganz heilsam. Ich meine, ich war so unglaublich erleichtert , als ich das Gesicht dieses Mädels sah und erkannte, dass es doch nicht Jane war. Es war fast wie eine kleine gewonnene Schlacht mitten in einem Krieg, den du mit Pauken und Trompeten verlierst … Außerdem sind das alles in einem gewissen Sinn keine neuen Erkenntnisse. Wir wussten ja schon, dass Scott ein treuloses Arschloch ist. Im Moment habe ich es also nur mit Nuancen zu tun: Er ist ein etwas größeres und konsequenteres Arschloch, als ich bisher dachte.» Sie lacht.
    Ich bin beeindruckt von der Fähigkeit meiner Schwester, ihren Humor zu bewahren.
    «Hast du ihn zur Rede gestellt? Weiß er, dass du es weißt?»
    «Nein … Und es hat was für sich, ihm zuzusehen, wie er zu Hause den Unschuldsengel spielt, den Mustergatten.» Sie macht ihn nach: «‹Hey, Maura, soll ich uns rasch ein paar Blaubeerpfannkuchen zaubern?›»
    «Widerlich», sage ich, und ich weiß eines: Wie auch immer es mit der Ehe meiner Schwester weitergeht, ich kann nicht länger so tun, als könnte ich Scott leiden.
    «Ja, das ist es wirklich. Aber irgendwie bereitet es mir auch ein perverses Vergnügen, dass ich über ihn Bescheid weiß. Wer zuletzt lacht – verstehst du? ‹Wer von uns beiden ist jetzt der Dumme?› – so ungefähr.»
    «Und wie soll es weitergehen?»
    «Ich habe mir noch keine Strategie überlegt. Ich will nicht impulsiv handeln. Was hältst du davon, wenn ich ihm die Chance gebe, reinen Tisch zu machen und zu beichten?»
    «Du meinst, du willst ihm sagen, dass du einen Verdacht hast, und dann sehen, ob er gesteht?»
    «Ja, so was Ähnliches. Ohne ihm zu sagen, dass ich Beweise habe.»
    «Wäre vielleicht eine gute Idee», sage ich. «Und wenn er es zugibt?»
    Sie atmet ins Telefon. «Ich weiß es nicht. Wieder zur Eheberatung, nehme ich an. Vielleicht könnten wir ins Fernsehen, zu Dr.   Phil .»
    Ich lache. «Das würdest du nicht machen, oder?»
    «Nein!», sagt sie. «Ich begreife nicht, wie Leute sich derart entblößen können. Ich meine, das Schlimmste daran ist doch wahrscheinlich die Demütigung.»
    Wenn die Demütigung das Schlimmste daran ist, liebt sie Scott wahrscheinlich nicht mehr, denke ich. Ich frage sie.
    «Ach, Scheiße, ich weiß es nicht», sagt sie. «Über solche Fragen bin ich längst hinaus. Ich glaube, ich liebe den Mann, für den ich ihn gehalten habe. Oder den Mann, der er mal war. Und hin und wieder spüre ich immer noch einen Funken Liebe zu ihm, wenn ich ihn mit den Kindern sehe. Er ist ein wunderbarer Vater – falls einer ein wunderbarer Vater sein kann, der seiner Familie so etwas antut …»
    Sie schweigt, und ich denke an unsere Mutter. Wahrscheinlich denkt Maura auch gerade an sie. Unfassbar, dass meine Schwester das alles noch einmal durchmachen muss.
    Dann spricht sie weiter. «Aber – nein, auf die Art, die du meinst, liebe ich ihn nicht

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