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Und trotzdem ist es Liebe

Und trotzdem ist es Liebe

Titel: Und trotzdem ist es Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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mehr. Einen Mann, der mir das Gefühl gibt, mein Leben ist schmierig, obwohl ich gar nichts getan habe, kann ich nicht lieben.» Zum ersten Mal wird ihre Stimme brüchig. Ich versuche, ihre Tränen zu stoppen, indem ich im munteren Ton einer Mutter spreche, deren Kind gerade hingefallen ist und nicht weiß, ob es weinen soll. «Okay. Und wenn er alles abstreitet?»
    Meine Taktik funktioniert, denn Mauras Stimme klingt wieder kräftig. «Ich weiß es nicht. Aber ich glaube, dann packe ich die Kinder in den Wagen und fahre weg.»
    «Du solltest ihn rauswerfen. Und mit dem Video würdest du das Haus auf jeden Fall bekommen.»
    «Ich weiß nicht, ob ich das Haus überhaupt haben will. Unser Leben in diesem Haus ist ein Witz.»
    Wir schweigen eine ganze Weile. Dann sagt sie: «Daphne hat mir übrigens von der Sache mit der Eizellenspende erzählt. Und von Ben.»
    Einen Sekundenbruchteil lang ist mir unbehaglich; ich frage mich, ob es Maura etwas ausmacht, dass ich Daphne als Erste ins Vertrauen gezogen habe. Wie alt müssen meine Schwestern und ich wohl werden, bevor wir aufhören, in unserem Dreierzirkel miteinander zu konkurrieren? «Ja», sage ich. «Es war schwer, ihr diesen Wunsch abzuschlagen, aber ich konnte nicht anders.»
    «Weil du Ben wiederhaben willst?»
    «Nicht nur … Aber um ehrlich zu sein, das war der Hauptgrund. Ich glaube, ich habe einen Fehler gemacht. Er fehlt mir wirklich.»
    «Ja», sagt Maura. «Das überrascht mich nicht. Ich dachte mir, dass du es dir noch anders überlegen würdest.»
    Ihr Hab ich’s nicht gesagt? ist subtil, aber aufreizend. Ich könnte ihr genauso kommen, denke ich plötzlich. Ich könnte ihr sagen, dass ich Scott von Anfang an misstraut habe. Dass ich ihn viel zu charmant und glatt fand, um wahr zu sein. Ich denke an ihre Verlobung, als Scott ein Flugzeug charterte, das mit einem Spruchband an der Küste von East Hampton entlangflog: WILLST DU MICH HEIRATEN, MAURA? Ich weiß noch, dass ich Jess damals sagte, ich traute keinem Mann, der aus einem Heiratsantrag – der ein privater, intimer Ausdruck von Liebe sein sollte – eine so öffentliche Veranstaltung macht. Ich habe daran gedacht, Maura das Gleiche zu sagen: dass ich befürchtete, sie heirate einen schamlosen Angeber, einen Mann, der vor allem die Jagd genieße. Aber ich glaube, das hätte nichts geändert. Und was hätte es für einen Sinn, ihr das alles jetzt zu sagen? Im Grunde ihres Herzens weiß sie sicher, dass sie mit Scott einen Fehler gemacht hat. Genauso, wie ich weiß, dass ich mit der Trennung von Ben einen Fehler gemacht habe. Also sage ich nur: «Tja. Manchmal muss man so was vermutlich erst selbst herausfinden.»
    «Wirst du ihm sagen, wie es dir geht?»
    «Ja», sage ich. «Sobald ich den Mut dazu habe.»
    Maura seufzt. «Ist es nicht merkwürdig, dass ein Baby das Einzige war, was zwischen dir und Ben gestanden hat? Und dass die Kinder anscheinend das Einzige sind, was Scott und mich noch zusammenhält?»
    «Ja», sage ich. «Ich hätte mit dem richtigen Mann ein Kind kriegen sollen.»
    «Und ich habe Kinder mit dem falschen Mann.» Damit bestätigt sie meine Theorie, dass Frauen – zumindest im Unterbewusstsein – immer wissen, welche großen Fehler sie in ihrem Leben begangen haben. Manchmal lohnt es sich nur einfach nicht, allzu genau hinzuschauen. Es sei denn, die Fehler lassen sich beheben.
    «Tja», sage ich und frage mich, ob es für mich und meine Schwester zu spät ist. «Wir sind ein feines Paar, was?»
    «Ja.» Maura lacht spröde. «Das kann man wohl sagen.»

Sechsundzwanzig
    Noch einmal zwei Wochen verstreichen, während ich mir den Kopf darüber zerbreche, wie ich Kontakt mit Ben aufnehmen soll. Soll ich ihn unangemeldet besuchen? Soll ich ihn zu Hause anrufen? Oder auf dem Handy? Im Büro? Soll ich ihm eine E-Mail schicken? Ein Haiku mailen?

    Trenn dich von Tucker.
    Sie ist nicht die Frau für dich.
    Ich will dein Baby .

    Natürlich ist das mit dem Haiku ein Witz, aber der springende Punkt ist, ich schreibe im Kopf tatsächlich welche, ich entwerfe E-Mails auf der Rückseite von Werbeprospekten, und ich übe von Herzen kommende Monologe unter der Dusche ein. Aber je länger ich über meinen nächsten Schritt nachdenke, desto unentschlossener bin ich. Außerdem befürchte ich mit zunehmender Paranoia, dass Tuckers und Bens Beziehung, um es mit Jess’ Worten zu sagen, «sich rapide konsolidieren» könnte. Sie muss es ja wissen, denke ich, während ich zusehe, wie sie sich in

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