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Und trotzdem ist es Liebe

Und trotzdem ist es Liebe

Titel: Und trotzdem ist es Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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Doppelpunkt an, lösche ihn wieder, ersetze ihn durch ein Komma und entscheide mich schließlich für meinen persönlichen Favoriten: den sachlichen Bindestrich. Übrigens gehört auch das Semikolon zu meinen liebsten Satzzeichen; bei einer unserer ersten E-Mail-Korrespondenzen hat Ben mich mal darauf aufmerksam gemacht. Er schrieb: «Glaubst du, du hast genug Semikolons untergebracht? Du liebst das Kerlchen wohl wirklich.» Ich schrieb zurück: «Stimmt, ich liebe das Semikolon; ich liebe dich aber auch.» Es war das erste Mal, dass ich ihm diese Worte schrieb. Vielleicht also wird ein sorgfältig platziertes Semikolon ihn milder stimmen und ihn daran erinnern, wie es einmal zwischen uns war. Während ich noch über den ersten Satz nachdenke, klingelt das Telefon. Es ist Maura. Ich nehme den Hörer ab, dankbar für die Unterbrechung.
    «Hey», sage ich, «was gibt’s?»
    «Er hat es abgestritten.»
    «Ist nicht wahr !», sage ich, aber ich weiß nicht, warum ich so überrascht bin. Warum sollte ein geborener und kunstfertiger Lügner sich plötzlich zusammennehmen und die Wahrheit sagen?
    «Doch», sagt Maura müde. «Und er hat es so energisch getan … und so detailliert. Er war so gut, dass ich beinahe angefangen habe, ihm zu glauben. Was verrückt ist, denn ich habe das Video gesehen und das Tonband gehört. Er ist beängstigend gut.»
    «Hast du ihm gesagt, dass du Beweise hast?»
    «Noch nicht», sagt sie. «Aber ich werde ihn am Wochenende damit konfrontieren. Ich werde ihm sagen, dass ich mich scheiden lassen will … dass ich es satt habe, eine Lüge zu leben. Ich kann nicht nur der Kinder wegen bei ihm bleiben … Außerdem glaube ich nicht mal, dass es gut für sie ist, so aufzuwachsen. Kinder merken es immer, wenn etwas nicht stimmt. Wir haben’s auch gemerkt.»
    «Ich weiß.» Ich weiß noch, wie es war, wenn ich bei Freundinnen übernachtet hatte, deren Eltern sich wirklich zu lieben schienen. Meistens konnte ich mir einreden, dass zu Hause alles in Ordnung sei, bis ich dann sah, wie eine glückliche Familie in Wirklichkeit aussah.
    «Ich glaube, ich habe wirklich keine Wahl», fährt sie fort. «Es gibt wohl nur noch eins: Augen zu und durch.»
    «Das tut mir so leid, Maura. Ich wünschte, ich könnte etwas daran ändern.»
    «Ich weiß», sagt sie. «Danke.»
    «Soll ich dir die Adresse meiner Anwältin geben? Sie ist ein Haifisch. Sie verschafft dir alles, was du haben willst.»
    «Ich hoffe, dass wir diesen ganzen Zirkus vermeiden können. Ich möchte, dass unser Familienanwalt als Vermittler eintritt – solange Scott sich vernünftig verhält. Ich werde ihm sagen, ich will das Haus verkaufen und den Erlös teilen. Und natürlich verlange ich das Sorgerecht für die Kinder … Das könnte der größte Knackpunkt werden.»
    «Bist du sicher, dass du es so haben willst?» Tiefe Trauer überkommt mich, als ich mir vorstelle, wie die drei Kids zwischen den beiden Häusern hin- und herkutschiert werden und wie Maura sich am Weihnachtsmorgen von ihnen verabschiedet, wenn sie losfahren, um bei ihrem Daddy die Geschenke auszupacken. Ich frage mich, ob nicht vielleicht doch eine winzige Chance besteht, dass Scott sich noch ändert. Ob Maura ihm vielleicht eine letzte Gelegenheit dazu geben könnte. Vielleicht denke ich aber auch nur an die Hast, mit der ich meine eigene Scheidung betrieben habe, und an den selbstgerechten Zorn, der bei meinem schnellen Entschluss eine große Rolle gespielt hat. War ich zu sehr davon erfüllt, recht zu haben? Zu sehr davon besessen, Ben zu bestrafen, weil er von unserer Abmachung zurückgetreten war? Handelt Maura jetzt genauso? Ich räuspere mich und sage sanft: «Meinst du nicht, das geht ein bisschen zu schnell? Hast du es dir wirklich gut überlegt?»
    «Ich habe es schon lange kommen sehen, Claudia. Genug ist genug.»
    «Was wirst du den Kindern sagen?»
    «Keine Ahnung. Die Jungs sind noch zu klein. Das ist vermutlich gut so.»
    «Ja.» Wahrscheinlich werden sie später – wenn überhaupt – nur wenige Erinnerungen daran haben, dass ihre Eltern einmal zusammen waren.
    «Also. Daphne nimmt die Jungs am Freitagabend zu sich, und ich hatte gehofft, du könntest Zoe übers Wochenende nehmen.»
    «Selbstverständlich», sage ich.
    «Danke», sagt sie.
    Wir schweigen beide einen Augenblick lang. Dann räuspert sie sich und sagt energisch: «Das wär’s also. Noch fünf Tage bis zum Ende der Idylle.»

    Etwas an Mauras Lage lässt das verzweifelte Bedürfnis, mit

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