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Und trotzdem ist es Liebe

Und trotzdem ist es Liebe

Titel: Und trotzdem ist es Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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«Nenne mir einen, den wir kennen, der das tun würde.»
    Er hebt die Hände und geht einen Schritt schneller. «Und», sagt er und setzt zum großen Finale an, «du hast Titanic gehasst. Herrgott, ich kenne keine andere Frau, die Titanic gehasst hat. Es ist regelrecht unamerikanisch, Titanic zu hassen.»
    «Ich habe den Film nicht gehasst», sage ich und denke an die Oscars vor ein paar Jahren. «Ich fand nur nicht, dass es ein Stoff für die Kategorie ‹Bester Film› war.»
    «Du bist nicht auf einer Wellenlänge mit dem Volk.»
    Ich überlege kurz und sage dann: «Ich fahre mit der U-Bahn. Noch volksnäher kann man kaum sein.»
    «Nur weil es praktisch ist.»
    «Nein. Tatsächlich fahre ich sogar gern mit der U-Bahn.»
    «Bullshit. Ich habe gesehen, wie du dich mit den Fingerspitzen an der Stange festhältst.» Er imitiert meinen Griff. «Und wie du darauf achtest, dass deine Beine nicht die deines Nachbarn berühren. Und danach benutzt du Desinfektionsgel.»
    Ich schüttle den Kopf. «Vielleicht habe ich einen leichten Waschzwang … Worauf willst du eigentlich hinaus?»
    «Ich will darauf hinaus … dass deine Maßstäbe zu hoch sind.»
    «Was das Kino angeht? Und den öffentlichen Nahverkehr?»
    «Ganz allgemein.»
    Ich habe das deutliche Gefühl, dass wir jetzt über mein Privatleben reden werden. Michael erzählt mir seit Wochen, ich muss wieder in die Spur kommen. Ich soll zu www.partner.com gehen. Ich soll an der Theke einen x-beliebigen hübschen Fremden aufreißen. Ich habe ihm gesagt, ich interessiere mich nicht für x-beliebige Kerle. Nicht mal, wenn sie hübsch sind.
    «Ich weiß schon, Ben war der Mann und so weiter …», sagt Michael. Aber wie er es sagt, habe ich den Eindruck, er findet keineswegs, dass Ben der Mann war. «Aber –»
    Ich unterbreche ihn. «Ich wusste , jetzt geht’s um mein Liebesleben. Meine Güte, Michael, ich bin erst seit ein paar Tagen geschieden.»
    Er sieht sich um, als würden wir verfolgt, und sagt: «Ich weiß. Aber getrennt seid ihr schon länger … Und nach meiner Erfahrung ist es nach einer schlimmen Trennung – und ich glaube, eine Scheidung kann man so nennen – immer hilfreich, nach vorn zu schauen und die erste neue Beziehung hinter sich zu bringen. Ins kalte Wasser zu springen.»
    «Möchtest du dich als Freiwilliger zur Verfügung stellen?»
    Er sieht mich an und grinst. «Suchst du Freiwillige?»
    «Nein», sage ich. «Die suche ich nicht.»
    «Dachte ich auch nicht … Aber wenn du es dir anders überlegst – ich stehe gern zur Verfügung.»
    «Willst du mir was sagen, Michael? Warst du in all den Jahren immer heimlich verliebt in mich?», flachse ich und werfe ihm einen Seitenblick zu. Er trägt ein kanariengelbes T-Shirt, adidas-Flipflops und khakifarbene Cargo-Shorts, die seine langgestreckten, sehnigen Waden vorzeigen. Etwas an seinem selbstbewussten, leicht krummbeinigen Gang lässt ahnen, dass er im Bett Bestnoten erzielt.
    Er grinst spöttisch. «Nein. Keine Sorge, wir sind nicht Harry und Sally oder so was … Ich finde nur, du solltest wissen, dass ich jederzeit bereit bin, einer Freundin zu helfen.»
    «Mir helfen ? Herrscht vielleicht bei dir gerade Notstand?»
    «Sechs Wochen sind noch kein Notstand», sagt er. Dann räuspert er sich. «Hör zu, ich will nur sagen, ich finde dich sehr attraktiv. Bestnote, sozusagen. Wenn du also einen Freiwilligen oder so was brauchst – ich bin für dich da.»
    «Junge», sage ich. «Wer braucht den Blick von der Brooklyn Bridge bei solchen Aussichten?»
    Michael geht lächelnd an den Rand der Brücke. «Hier ist eine gute Stelle», sagt er.
    Ich folge ihm und schaue über das funkelnde Wasser hinüber nach Manhattan. Die Skyline ist atemberaubend, auch ohne das World Trade Center. Die Leute um uns herum machen Fotos und zeigen auf die herausragenden Sehenswürdigkeiten. Ich blicke auf der Brücke entlang nach Brooklyn und sehe ein Teenagermädchen; sie macht das Peace-Zeichen und wirft dann einem Jungen, der ihr entgegenkommt, eine Kusshand zu. Ich male mir aus, wie sie sich vorher verabredet haben: Wir treffen uns auf der Brooklyn Bridge, Baby. Ich schließe die Augen, lausche auf einen Hubschrauber, der über uns vorbeifliegt, und fühle den Wind in meinem Gesicht.
    Nach einer ganzen Weile wühle ich in meiner Tasche nach dem Ehering, den ich im letzten Augenblick eingesteckt habe. Ich schaue ihn noch einmal an, streiche mit dem Finger über die Gravur an der Innenseite: FÜR IMMER – BEN. Dann

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