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Und trotzdem ist es Liebe

Und trotzdem ist es Liebe

Titel: Und trotzdem ist es Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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rolle ich die Schulter vor und zurück, um die Muskulatur zu lockern, bevor ich ihn weit ausholend in den East River werfe. Ich bin stolz auf meinen unmädchenhaften, harten Wurf, den ich gelernt habe, weil ich keine Brüder hatte, aber einen Vater, der Baseball liebt: Er hat alle seine Bemühungen auf mich konzentriert. Ich versuche die Flugbahn im Auge zu behalten und zu sehen, wo er ins Wasser fällt, aber auf halbem Wege verliere ich ihn: Der Platinring verschwindet vor dem Hintergrund des zinnfarbenen Flusses.
    «War es das, was ich glaube?», fragt Michael. Er sieht beeindruckt aus.
    «Yep.» Ich blinzle auf das Wasser hinunter.
    Er zieht die schwarzen Brauen über der Oakley-Sonnenbrille hoch. «Ziemlich Titanic- mäßig, oder?»
    Ich muss lachen. «Siehst du? Rose und ich haben eine Menge gemeinsam.»
    «Im Ernst. Das war eine starke Geste», sagt Michael.
    «Danke.»
    «Da möchte ich dich fast küssen», sagt er. «Sozusagen als Kirsche auf dem Sahnehäubchen deiner kleinen Zeremonie, verstehst du?»
    Einen Augenblick lang erwäge ich seinen Vorschlag und die Tatsache, dass es unserer Freundschaft ein paar neue Konturen geben könnte. Wann immer man mir dann die unvermeidliche Frage stellt, die man Freunden verschiedenen Geschlechts zu stellen pflegt – «Habt ihr euch eigentlich je geküsst oder so was?» –, kann ich antworten: «Ja, das haben wir. Eines Tages, gleich nachdem ich meinen Trauring von der Brooklyn Bridge geworfen hatte.» Das wäre eine gute Story für mein romantisches Repertoire, und Jess würde sie sicher gefallen – zumal da sie Michael scharf findet. Außerdem könnte es sein, dass ein einfacher Kuss – genau wie mein symbolischer Ringwurf – als eine Art Katalysator wirkt.
    Ich glaube zwar, dass Michael es mehr im Scherz vorgeschlagen hat; trotzdem betrachte ich flüchtig seine vollen Lippen und glaube, dass ich es tun werde. Aber ich zögere eine Sekunde zu lange, und dann habe ich das Reich der Spontaneität verlassen und bin auf heiklem Terrain. Es ist am besten so, beschließe ich. Warum soll ich mein Leben kompliziert machen, indem ich einen Freund küsse? Erst recht einen Freund aus dem Büro?
    Ich schaue wieder zur Skyline hinüber und zucke unverbindlich die Achseln. «Wärst du auch damit zufrieden, dich in Brooklyn volllaufen zu lassen?»
    «Na klar», sagt Michael. «Ehe ich mich schlagen lasse.»

    Wir gehen weiter hinüber nach Brooklyn und bleiben erst stehen, als wir am Superfine angekommen sind, einem Restaurant in der Front Street. Michael sagt, das Essen hier sei toll und die Atmosphäre angenehm und entspannt. Ein Tisch ist nicht frei, und so setzen wir uns an die Bar unter den erfrischenden Luftschwall der Klimaanlage. Ich schlinge die Beine um den Barhocker, und Michael fragt die Barfrau, eine ältere Frau mit Zöpfen (eine Kombination, die ich schrecklich finde), welche Biere sie im Ausschank haben. Sie rattert das Angebot herunter. Nichts davon reizt uns; also ordern wir zwei Flaschen Heineken. Michael sagt, sie solle alles aufschreiben. Er bleibt bei Bier, aber ich lege einen Zahn zu und bestelle einen trockenen Martini. Michael zieht die Brauen hoch und lächelt.
    Wir lassen uns einen Burrito kommen und teilen ihn, weil er riesig ist. Außerdem teilen wir uns eine Portion Fritten. Trotzdem habe ich schnell einen Schwips. Die Zeit weicht allmählich zurück, und die Gedanken an Ben tun es auch. Michael und ich unterhalten uns über die Bücher, an denen wir arbeiten, und über Leute aus dem Verlag. Dann erzähle ich ihm das Neueste über Jess’ Beziehung zu Trey. Ich weiß, sie hätte nichts dagegen. Jess spricht sehr offen über die Details ihres Lebens.
    Ich ziehe eine wodkagetränkte Olive vom Zahnstocher, schiebe sie in den Mund und ermahne mich im Stillen, mich zu bremsen. Ich muss den unbeschwerten Schwips behalten, statt in düster brütende Betrunkenheit zu versinken. Das ist natürlich leichter gesagt als getan, wenn man es mit Martinis zu tun hat. Und je mehr ich trinke, desto öfter wandern meine Gedanken zurück zu Ben.
    Irgendwann platze ich unwillkürlich heraus: «Ich habe nie gedacht, dass er mir so sehr fehlen würde.»
    Michael streicht über die Seite seines Glases und wischt die feuchten Finger an seinen Shorts ab. «Was ist eigentlich genau passiert?»
    «Wir hatten unterschiedliche Wünsche», sage ich rasch.
    Er verdreht die Augen. «Mein Gott, Claudia. Das ist noch blöder als die Nummer mit ‹Wir haben uns

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