Und trotzdem ist es Liebe
eingehender über das Baby nachdenkt, das sie mit Trey nicht haben wird – und weil ich genau weiß, worauf sie mit ihrer Argumentation hinauswill.
Und richtig, sie lächelt, als habe sie soeben ein kompliziertes Theorem bewiesen. «Siehst du … Dann kannst du ein absolut reines Gewissen haben.»
Ich schüttle den Kopf und lache, als sie triumphierend ihre Handfläche gegen meine schlägt. Es hat wirklich etwas für sich, wenn die beste Freundin eine Meisterin der Logik ist.
Ein paar Tage später bin ich bei Richard zu Hause, und wir machen Abendessen. Genauer gesagt, ich sehe zu, wie er das Abendessen macht, und übernehme kleine, unkomplizierte Aufgaben wie Salatwaschen oder Zwiebelschneiden. Salatwaschen ist okay; ich breite die Blätter gewissenhaft auf Küchenkrepp aus und tupfe sie trocken, bevor ich sie in eine große hölzerne Salatschüssel lege. Aber als ich anfange, die Zwiebel in der falschen Richtung zu zerschneiden, fängt Richard an zu lachen. «Im Ernst, Parr – wie kann jemand nicht wissen, wie man eine Zwiebel schneidet?»
«Ich weiß.» Ich bin ein bisschen genervt. «Ich hab’s schon tausendmal gelernt, aber ich kann mich nie daran erinnern. Mit Tomaten geht es mir genauso.»
Behutsam nimmt er mir das Messer aus der Hand. «Wenn du erlaubst …»
Ich spiele die Hilflose – was mir nicht allzu schwerfällt – und beobachte seine perfekte Schneidetechnik und sein schnelles, müheloses Hacken.
«Ist es verrückt, dass mich das total antörnt?», frage ich. Ich habe schon immer etwas für Leute mit unerwarteten Talenten übriggehabt, und ich hätte Richard niemals für einen besonders geschickten Koch gehalten.
Er lacht, und ich bewundere die Fältchen an seinen Augen. Anscheinend hat er geduscht, bevor ich gekommen bin, denn sein Haar ist hinten noch feucht, und sein Eau de Cologne riecht ein bisschen stärker als sonst. Er ist barfuß und trägt eine dunkle Jeans und ein frisches weißes Hemd; die Ärmel sind bis zu den Ellenbogen hochgekrempelt. Er schiebt die Zwiebelwürfel mit dem Messerrücken zusammen und befördert sie vom Brett in die Pfanne mit Olivenöl. Es brutzelt zufriedenstellend.
«Voilà», sagt er stolz. Dann wischt er sich die Hände an einem Geschirrtuch ab, öffnet eine Flasche Wein mit einem Kellnerbesteck – noch etwas, das ich nicht kann – und schenkt zwei Gläser voll. Er reicht mir eins, und wir stoßen wortlos miteinander an. Ich bin ein Fan des wortlosen Anstoßens – es sei denn, man hat wirklich etwas Lohnendes zu sagen. Trinksprüche von der Sorte Auf heute Abend , Auf den Koch oder Auf uns verwässern den Augenblick, finde ich. Schlimmer noch, sie ziehen oft eine verlegene Gesprächspause nach sich, sozusagen die Frage: «Worüber unterhalten wir uns jetzt?» Außerdem – wenn ein Mann mir beim Anstoßen in die Augen schaut, wie Richard es eben getan hat, kann das sehr viel verführerischer sein als alle Worte.
Ich lächle, als Richard auf mich zukommt, sich vorbeugt und mich küsst. Er ist gut einen Kopf größer als Ben, und das macht das Küssen im Stehen schwieriger. Die meisten Frauen bevorzugen große Männer, aber mir hat immer die Intimität gefallen, die sich ergibt, wenn zwei in der Größe zueinander passen. Das Engtanzen ist dann besser. Unter anderem. Nicht dass ich an Richard irgendetwas ändern möchte. Ich küsse ihn wieder und schmecke den Wein. Der erste Kuss des Abends ist immer der beste, finde ich. Vielleicht denkt Richard genauso, denn wir küssen uns noch ein wenig weiter, bevor er sich wieder zum Herd umdreht und in seinen Zwiebeln rührt.
«So. Jetzt stör mich nicht», sagt er. «Das hier ist ernst.»
Ich betrachte seinen Rücken und seinen über den Herd gebeugten Nacken. Dieser Augenblick, denke ich mir, ist so gut wie jeder andere, um ihm von der Taufe zu erzählen. Ich werde es ganz beiläufig machen, es einfach so in den Raum stellen. Bei Richard muss ich nicht lange um den heißen Brei herumreden. Das ist das Schöne an unserer Beziehung. Oder was immer wir miteinander haben. Es gibt keinen Schein zu wahren. Also rücke ich mit den nackten Fakten heraus: Gute Freunde haben ein Kind gekriegt. Taufe nächste Woche. Ben wird auch da sein. Kommst du mit?
Er dreht sich um und grinst. «Du willst deinen Exmann eifersüchtig machen?»
Ich setze zu einem gestammelten Dementi an, aber er unterbricht mich: «Kein Problem. Ich bin dabei. Und keine Sorge.» Er hebt seinen Holzlöffel wie ein Schwert. «Du wirst stolz auf
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