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Und verfluche ihre Sünden

Und verfluche ihre Sünden

Titel: Und verfluche ihre Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Spencer-Fleming Julia
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doch die Wärme, die der Asphalt abstrahlte, bewies die Kraft der Frühlingssonne. Der Winter war vorüber, auf Nimmerwiedersehen. Ihr würde nichts fehlen, wenn sie nie wieder im Leben eine Schneeflocke zu Gesicht bekam.
    Sie zog das Handy aus der Tasche und kontrollierte ihre Nachrichten. Eine von ihren Eltern, die sich nur mal melden wollten, eine von Elizabeth de Groot, die ihr versicherte, dass alle hervorragend ohne sie zurechtkamen, und eine von Hugh Parteger. »Vikarin! Vielen Dank für deinen Kurzbesuch zum Mittagessen auf deinem Weg zu diesem Pestilenzdorf südlich des Grenzzauns.« Sie nahm an, dass er New Jersey meinte. Hugh mochte in England geboren sein, in seinem Herzen war er echter New Yorker. »Nächstes Mal« – er senkte die Stimme – »warum erzählst du deiner Gemeinde nicht einfach, du würdest deinen Militärdienst leisten, und verbringst stattdessen das Wochenende mit mir? Ich verspreche dir, ich kann dir Manöver zeigen, von denen die Army nicht mal zu träumen wagt.«
    »Keine Chance, Hugh«, versicherte sie dem Telefon. Lachend löschte sie die Nachricht.
    Während er ihre Bestellung zusammensuchte, spähte Mr. Napoli immer wieder zu ihr herüber und runzelte leicht die Stirn, als er den Macallan, den Harveys und die Flaschen mit Shiraz in den schmalen Papiertüten verstaute. Erst als sie Führerschein und Scheckbuch zückte, lächelte er sie an. »Reverend Fergusson!« Er hielt ihren Führerschein mit beiden Händen, während sein Blick zwischen dem Foto und ihr hin und her wanderte. »Ich hab Sie in dieser Soldatenmontur nicht erkannt.« Er wedelte mit den Händen und musterte ihre Tarnkleidung. »Wir haben Sie in letzter Zeit gar nicht mehr gesehen. Jetzt kann ich Mrs. Napoli auch sagen, warum.« Er nahm ihren Scheck, pling. »Die Armee. Ist das denn der richtige Ort für so ein hübsches Mädchen wie Sie?«
    Clare erinnerte sich zu spät, dass sie es hatte vermeiden wollen, in der Öffentlichkeit in Uniform herumzulaufen. Zu viele Erklärungen. Sie lächelte kokett. »Aber, aber, Mr. Napoli. Sie haben doch mein Geburtsdatum gelesen.« Sie nahm ihren Führerschein vom Tresen. »Ich bin wohl kaum ein Mädchen.«
    Während er galant ihr Recht auf Jugendlichkeit verteidigte, obwohl ihr siebenunddreißigster Geburtstag nur noch zwei Monate entfernt war, zog sie sich mit dem Versprechen, sich in Zukunft häufiger blicken zu lassen, aus der Affäre. Als sie mit einer Tragetasche voller Alkoholika aus dem Laden polterte, nahm sie sich vor, beim nächsten Mal Zivilkleidung zu den Wehrübungen mitzunehmen und sich umzuziehen, ehe sie ins Auto stieg und nach Hause fuhr.
    Russ Van Alstyne stand neben seinem großen roten Pick-up auf dem Parkplatz.
    Starrte sie an.
    Sie schluckte. Drückte ihre Papiertüte fester an die Brust. Ihr erster Gedanke lautete: War er immer schon so groß? Ihr zweiter: Er hat abgenommen. Er trug seine halbzivile Uniform: braunes MKPD-Hemd zu Jeans, die schon bessere Tage gesehen hatten, und als Gegengewicht zu den salzfleckigen Jagdstiefeln eine offizielle Windjacke.
    Dann wurde ihr bewusst, wo er stand. Ihre Augen wurden groß. Seine ebenfalls.
    »Was machst du vor einem Schnapsladen?«, fragte sie.
    »Was machst du in Uniform?«, fragte er gleichzeitig.
    Sie verstummten. Seine Bestürzung – weil er erwischt worden war? – spiegelte sich deutlich in seinem Gesicht. »Hast du wieder angefangen zu trinken?«, fragte sie. Ihre widerstreitenden Gefühle – Sorge, nicht besorgt sein wollen – ließen ihre Stimme schärfer klingen als beabsichtigt.
    Er zwinkerte. Runzelte die Stirn. »Was?«
    Sie wies mit der Hand auf Napolis Schaufenster mit den Sonderangeboten für Dewar’s, Bombay Sapphire und alle australischen Weine. »Was machst du vor einem Schnapsladen?« Sie trat einen Schritt näher, weil sie ihn nicht in Verlegenheit bringen wollte, indem sie in Hörweite von Passanten sein Problem lauthals diskutierte. »Bitte sag mir, dass du nicht wieder angefangen hast zu trinken.« Er schloss einen Moment die Augen. Öffnete sie. Als er sprach, klang seine Stimme angespannt vor Selbstbeherrschung. »Ich habe nicht wieder angefangen zu trinken. Ich bin hier, um Napolis Anzeige wegen eines geplatzten Schecks aufzunehmen.«
    Ihr Mund formte ein stummes O.
    »Hättest du jetzt die Güte, mir zu verraten, warum du, verdammt noch mal, in Militärklamotten steckst?«
    Sie schob die Schulter nach vorn, damit er das Abzeichen der Nationalgarde sehen konnte. Seine Hand wanderte

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