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Und verfluche ihre Sünden

Und verfluche ihre Sünden

Titel: Und verfluche ihre Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Spencer-Fleming Julia
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nach oben und berührte seinen Kragen, wo, wie bei ihr, ein Abzeichen der Welt seinen Rang verkündete. »Wo ist dein Seelsorgerkreuz?«
    Sie wiederholte seine Bewegung und berührte ihre Offiziersstreifen. »Ich bin nicht bei der Militärseelsorge. Ich bin beim 142. Flugbataillon. Kampfunterstützung.«
    »Du bist was?« Mit drei schnellen Schritten stand er vor ihr. »Du bist bei der Kampfunterstützung? Bist du wahnsinnig? Wir führen einen gottverdammten Krieg! Wer, zum Teufel, meldet sich freiwillig zur Front, wenn Krieg herrscht?«
    Sie sah zu ihm auf. »Ich weiß nicht. Du vielleicht?«
    Er zischte durch die Zähne. Das Geheimnis, das er vermutlich mit ins Grab genommen hätte, wenn er es nicht mit ihr geteilt hätte. Plötzlich schämte sie sich, als hätte sie mit Kanonen auf Spatzen geschossen. »Mach dir keine Gedanken«, sagte sie. »Ich habe es niemandem verraten. Und das werde ich auch nie.« Denn im Gegensatz zu dem, was alle anderen glaubten, war Russell Van Alstyne nicht zum Dienst in Vietnam eingezogen worden. Er hatte sich freiwillig gemeldet.
    »Himmel, das weiß ich. Glaubst du, ich würde mir deswegen Gedanken machen?« Er schüttelte den Kopf. »Ich hatte wenigstens eine Entschuldigung. Ich war achtzehn und dumm und wollte dringend weg aus der Stadt. Welchen Grund hast du?«
    Sie schob die Papiertüte zurecht. »Der Bischof und ich hatten mehrere lange Gespräche geführt, nachdem … nachdem …« Sie suchte nach einem beschönigenden Wort für das, was sie getan hatte. Das sollte sie nicht. Und würde es nicht. »Nachdem ich Aaron MacEntyre ermordet hatte.«
    »Das war Notwehr, kein Mord. Du hast uns in der Scheune das Leben gerettet. Und das seines miesen Kumpels.«
    »Ich wollte vom Amt zurücktreten, aber er hat das seltsamerweise nicht akzeptiert.«
    »Du willst – was?«
    Sie ignorierte die Unterbrechung. »Letzten Endes hält der Bischof nicht das, was ich … getan habe, für das Problem. Das hält er für ein Symptom meines inneren Zustands, weil ich nicht weiß, ob ich eine Priesterin bin, die früher als Offizier in der Armee gedient hat, oder ein Offizier, der Priesterin geworden ist. Er hat mir empfohlen« – sie sah zu ihm auf, ihr Mund zuckte –, »er hat mir dringend empfohlen, als Lösung der Nationalgarde beizutreten.« Sie zuckte die Achseln. »Und so bin ich eingetreten. Ende Januar.« Sie schwieg kurz. »Hast du nichts davon gehört?«
    »Nein. Deine Name wurde nicht mehr erwähnt …« Sein blauer Blick verschwamm. Sie konnte förmlich sehen, wie ihm ein Licht aufging. »Niemand spricht mehr über dich.« Sie war nicht sicher, ob er wusste, dass er laut redete. »Niemand spricht jemals mit mir über dich.«
    Ein weiteres Beispiel brillanter Schlussfolgerung vom Polizeichef von Millers Kill. Idiot. Sie grub ihre Finger in die Papiertüte, um sich daran zu hindern, ihm die Überraschung aus dem Gesicht zu schlagen.
    Ein Pontiac fuhr in die Lücke neben ihrem Subaru. Automatisch traten sie beide einen Schritt zurück. Auseinander.
    Sein Blick wurde wieder scharf. »Dein Bischof hat dich zurück in den Dienst gedrängt. Mit dem Wissen, dass du an die Front versetzt werden könntest.«
    »Ich bin nicht gedrängt worden. Es war meine eigene …«
    Sein Schnauben beendete ihre Rationalisierungsversuche. »Weil du Aaron MacEntyre ausgeschaltet hast.«
    »Weil ich eine lange Liste …«
    »Er wollte mich erschießen. Er war bereit dazu.«
    Clare presste ihre Lippen zu einem dünnen Strich zusammen. Diesen speziellen Pfad der Erinnerung wollte sie nicht betreten. »Nein.«
    »Wegen mir.«
    »Nein.« Lauter diesmal. Der ältere Herr, der gerade aus dem Pontiac stieg, erstarrte und musterte sie nervös. Stand der Polizeichef im Begriff, eine streitlustige Soldatin zu verhaften?
    »Dieses Gespräch führen wir nicht.« Sie drehte sich zu ihrem Auto um. Russ packte ihren Ärmel, und in diesem Moment begann das Handy in ihrer Hosentasche zu klingeln. »Joyful, Joyful, We Adore Thee«. Der Beweis, falls sie je einen gebraucht hatte, dass ein barmherziger Gott existierte.
    »Und ob wir das tun«, sagte er.
    Sie fischte das Handy heraus und klappte es auf. »Hallo?« Sie drehte sich weg, entschlossener diesmal, und löste sich aus seinem Griff.
    »Clare? Hier spricht Schwester Lucia. Lucia Pirone.« Die Stimme der Schwester klang schwach. Clare lehnte sich an ihren Subaru, den Blick auf Russ gerichtet. Er trat einen Schritt auf sie zu. Dann begann sein Handy zu klingeln.
    »Lucia? Was

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