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Und verfluche ihre Sünden

Und verfluche ihre Sünden

Titel: Und verfluche ihre Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Spencer-Fleming Julia
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ist los? Tut mir leid, ich kann Sie kaum verstehen.« Sie stellte die Tüte auf der Motorhaube ab. Russ kam noch einen Schritt auf sie zu. Sie zeigte auf seine Jackentasche. Dein Handy, sagte sie lautlos.
    »Zum Teufel mit meinem Handy«, knurrte er.
    »Ich hatte einen Unfall«, sagte Schwester Lucia. »Mein Lieferwagen …«
    »Einen Unfall?« Clare stieß mit dem Finger in Russ’ Richtung, dann schnitt sie eine Grimasse »Alles in Ordnung?«
    Er öffnete seine Jacke und holte das Handy heraus. Kontrollierte die Anruferkennung. Runzelte die Stirn. Er ging zurück zu seinem eigenen Fahrzeug, um das Gespräch anzunehmen.
    »Nein, eigentlich nicht, glaube ich.« Clare wurde klar, dass die leise Stimme der Nonne wohl weniger der schlechten Verbindung, sondern ihren Verletzungen zuzuschreiben war.
    »Lucia, haben Sie 911 angerufen?«
    »Ja.« Dann ein Geräusch, als würde die Frau um Luft ringen. »Bei mir sind zwei Polizisten. Der Krankenwagen ist unterwegs.«
    »Wie kann ich Ihnen helfen?«
    »Ich war …« Ihre Stimme verklang.
    »Lucia? Lucia? Wo sind Sie?«
    »Verzeihung. Neben der Route 137 in Cossayuharie. Der Lieferwagen. Einer der Reifen ist geplatzt. Wir sind von der Straße abgekommen.«
    »Wir?«
    »Einige der Männer sind verletzt«, sagte die Nonne. »Sie haben Angst. Sie laufen fort, in die Wälder – bitte, Clare, bitte …«
    »Ich bin gleich da. Ich steige jetzt in meinen Wagen. Sie rühren sich nicht und tun, was die Sanitäter Ihnen sagen. Um alles andere werde ich mich kümmern.«
    »Danke …« Die Verbindung war unterbrochen. Clare steckte das Handy zurück in ihre Hosentasche. Klappte die Hecktür auf und stellte die Tüte mit Alkoholika auf den Boden. Die Hand an der Tüte, die Finger um die Schlüssel gekrümmt, hielt sie einen Moment inne. Sie konnte einfach einsteigen und losfahren. Sie musste nicht mehr mit Russ sprechen.
    Feige. Master Sergeant Ashley »Hardball« Wright, ihr ehemaliger Armeeausbilder, feixte.
    Ungezogen, rügte Großmutter Fergusson.
    Sie drehte sich wieder zu ihm um und stellte überrascht fest, dass er bereits den Parkplatz überquert hatte und dicht vor ihr stand. »Ich muss mich beeilen«, sagte sie. »Die Nonne, der ich helfen will, Schwester Lucia, hatte …«
    »Einen Autounfall ohne Fremdbeteiligung. Es sieht nicht gut aus. Ich bin auf dem Weg dorthin.«
    »Oh.« Sein Anruf. Natürlich. »Ich schätze, dann sehen wir uns dort.«
    »Ich schätze, ich nehme dich mit.« Er wandte sich zu seinem Truck um und winkte ihr, ihm zu folgen.
    »Ich halte das für keine gute Idee.«
    Er drehte sich zu ihr um. »Weißt du überhaupt, wo du hinmusst?«
    »Neben der Cossayuharie Road …« Sie verstummte, als ihr klarwurde, wie groß das Gebiet war, das sich mit Schwester Lucias Beschreibung deckte.
    »Ich garantiere dir, dass wir zehn, fünfzehn Minuten schneller sind, als wenn du allein fährst.« Er marschierte zu seinem Pick-up.
    Einen Augenblick blieb sie reglos stehen. Seien Sie nicht blöd, blaffte Hardball Wright. »Geh einfach weg«, drängte ihre Großmutter.
    »Warte!« Sie rannte über den Parkplatz. »Ich komme mit.«
    III
    Er stieß die Luft aus, die er unbewusst angehalten hatte, aber er behielt dasselbe gleichmäßige Tempo auf dem Weg zu seinem F-250 bei. Als er die Fahrerseite erreichte, war sie bereits in die Kabine geklettert, hatte sich angeschnallt und starrte geradeaus durch die Windschutzscheibe, als wäre das Schild von Napolis Laden das Interessanteste, was sie an diesem Tag gesehen hatte.
    Er ließ den Motor an. Löste das Blaulicht aus der Halterung, kurbelte das Fenster herunter und knallte es aufs Dach. »Festhalten«, kommandierte er.
    Er bog auf die Route 137 ab und beschleunigte, bis sie gut zwanzig Meilen über der erlaubten Höchstgeschwindigkeit den Highway entlangdonnerten. Er wandte seine Augen einen Sekundenbruchteil von der Straße ab, gerade lang genug, um ihr einen flüchtigen Blick zuzuwerfen. Es war komisch. Wenn er in den vergangenen Monaten an sie gedacht hatte – wenn er sich gestattet hatte, an sie zu denken –, hatte er sie immer so vor sich gesehen wie an dem Tag, als Linda starb; bleich, voller Blutergüsse, mit blutigem Mund. Ihre Augen tiefgrün vor Grauen, als sie auf ihre Hände starrte. Oh, mein Gott, hatte sie geweint. Was habe ich getan?
    Die spitze Nase und hohen Wangenknochen dieser Clare waren von rosiger Gesundheit. Sie verströmte Energie, von den verschränkten Armen bis zu den Stiefeln, die fest auf dem Boden

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