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Und verfluche ihre Sünden

Und verfluche ihre Sünden

Titel: Und verfluche ihre Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Spencer-Fleming Julia
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standen. Was immer ihre Augen braun schimmern ließ, Grauen war es nicht.
    »Nun?«, fragte sie.
    »Nun was?«
    »Willst du mir nicht erzählen, es sei deine Schuld, wenn mir etwas zustößt? Dass ich, wenn du nicht wärst, in Gebet und Meditation versunken wäre, statt auf meinen Einsatzbefehl zu warten? Willst du nicht die Verantwortung dafür übernehmen, dass ich meine geistlichen Pflichten so schlecht erfülle und Linda und ihre Schwester gestorben sind, und für jeden Menschen, mit dem du arbeitest, und für alle Verbrechen, die während deiner Amtszeit jemals begangen worden sind, und« – sie wies mit der Hand auf die kaffeebraunen Felder, die sich in alle Richtungen erstreckten –, »und für die globale Erwärmung? Hast du nicht gesagt, wir müssten dieses Gespräch führen?«
    Hatte er. Doch wenn er alles wiederholen würde, was sie gesagt hatte, würde er wie ein Idiot dastehen. Himmel, was hatte er zu gewinnen geglaubt, indem er sie mitnahm? Er hätte sie dort auf dem Parkplatz stehenlassen sollen, sie und ihren mickrigen kleinen Subaru und ihre Einkaufstüte voller Alkoholika.
    »Machst du dir keine Gedanken, dass du vielleicht zu viel trinkst?«, fragte er und stürzte sich auf ein anderes Thema, so wie ein Mann, dem die Munition ausgeht, sich auf einen Stock stürzt.
    »Ach, um …«
    Sie fuhren über einen Hügel und sahen sich mit einer Reihe von Bremsleuchten konfrontiert, die sich bis zum Talboden erstreckte. »Scheiße!«, fluchte er. »Festhalten!« Er stieg auf die Bremse. Der Pick-up schleuderte, schrammte in einem Hagel aus Kies und altem Salz über den Fahrbahnrand und kam zehn Zentimeter vor der Stoßstange eines Toyota Corolla zum Stehen, dessen Fahrerin sie mit angstgeweiteten Augen im Rückspiegel beobachtete.
    Er drehte sich zu Clare. »Alles in Ordnung?«
    »Ja.« Sie klopfte sich auf die Brust. Holte tief Luft. »Ja.«
    Er schaltete die Sirene ein und kroch auf die Gegenfahrbahn. Von dort konnte er das Hindernis erkennen – die Scheibenegge irgendeines Farmers hatte beschlossen, den Geist aufzugeben. Sie hing noch halb am Traktor, und die beiden Geräte blockierten den größten Teil der Fahrbahn. Der Farmer, der ergebnislos am Hinterrad der Egge gezerrt hatte, funkelte sie wütend an, als Russ neben ihm hielt. Russ stellte die Sirene ab, nicht aber das Blinklicht. Ließ das Beifahrerfenster heruntergleiten.
    »Haben Sie niemandem, der Ihnen mit dem Ding helfen kann?«, erkundigte er sich.
    »Nein, ich hab gottverdammt niemand, der mir mit dieser verdammten Scheiße hilft! Ich kriege weder für Geld noch gute Worte Scheißhilfe. Dreckskacke, verdammte.«
    »Ich schicke Ihnen jemand von der Feuerwehr.« Russ schloss das Fenster vor dem stetigen Strom von Flüchen und fuhr um das instabile Gewirr herum, wobei er das nächste Auto fast bis in den Abwassergraben zwang, wenn es nicht gerammt werden wollte. Clare wies auf den Fahrer, der Russ mittels Körpersprache deutlich machte, was er von ihm hielt.
    »Und noch ein zufriedener Kunde«, spottete sie.
    »Der Idiot hätte nicht so dicht an die Unfallstelle fahren sollen.« Er gab ein wenig Gas. »Hast du die Nummer von John Huggins in deinem Handy?« John Huggins war der Leiter der hiesigen Feuerwehr.
    »Nur zu Hause.«
    Er zerrte sein Handy aus der Tasche und reichte es ihr. »Vielleicht ist er schon bei dem Autounfall. Sag ihm, er soll ein paar von seinen Leuten hier rüberschicken, um den Verkehr zu regeln und Farmer Miesnick zu helfen, seine Maschinen von der Straße zu ziehen.«
    Clare studierte seine Kontaktliste. »Hab ihn.« Sie wählte und drückte das Handy ans Ohr. Als er an der Autoschlange vorbei war, gab Russ wieder Gas. »Äh, nein«, stotterte Clare neben ihm. »Hier ist Clare Fergusson.« Sie warf Russ einen Blick zu. »Er hat es mir gegeben. Er hat mich gebeten …« Sie seufzte. »Es geht ihm gut. Er sitzt direkt neben mir. Er hat mir das Handy überlassen, damit er sich aufs Fahren konzentrieren kann.«
    Schweigen.
    »Ja. Ist das ein Problem?« Ihr Ton war schneidend. »Nein, antworten Sie nicht. Hören Sie, wir haben hier einen Farmer, dessen …« Sie sah zu Russ hinüber.
    »Scheibenegge«, soufflierte er.
    »Dessen Scheibenegge den Geist aufgegeben hat, ungefähr zwei bis zweieinhalb Meilen von Napolis Laden die Cossayuharie Road hinunter. Russ – der Chief möchte, dass Sie ein paar Männer zum Helfen rüberschicken.« Mit der freien Hand fummelte sie an einer der Haarnadeln, die dazu dienen sollten –

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