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Und verfluche ihre Sünden

Und verfluche ihre Sünden

Titel: Und verfluche ihre Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Spencer-Fleming Julia
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durchgenagt und begonnen hatte …
    Er wandte sich ab. Schloss die Augen und biss die Zähne zusammen, unterdrückte die ätzende Aufwallung seines Magens. Er verfolgte seine Spur zurück, kreuzte den Wasserlauf und kletterte auf der anderen Seite hoch.
    Raul sah ihn nur an. Er wusste, was es war. Er hatte es gewusst, seit er es zum ersten Mal gesehen hatte. Seine Augen flehten Amado an zu ignorieren, was er gefunden hatte. »Lass uns einfach verschwinden«, flüsterte er. »Den Zaun fertig machen. Wir müssen doch gar nichts gesehen haben.«
    Amado schüttelte den Kopf. Das … Ding im Gestrüpp hatte vielleicht eine Familie. Eine Freundin. Freunde. Irgendwo betete in diesem Moment jemand. Wartend und hoffend und voller Angst.
    »Komm, wir laufen zum Laster«, sagte Amado. »Wir müssen zurück.«
    IV
    Clare schrieb den Eindruck, beobachtet zu werden, ihrem allgemeinen Unbehagen zu. Auf dem Hof der McGeochs zu stehen und sich abzumühen, eine oberflächliche Plauderei mit Russ Van Alstynes Schwester in Gang zu halten, entsprach nicht ihrer Vorstellung eines vergnüglichen Freitagvormittags. Verstohlen musterte sie ihren knöchellangen Rock, um festzustellen, ob die schwarze Baumwolle Staubflecken – oder Schlimmeres – vom Hof aufwies. Mittags musste sie eine Andacht halten und wollte dabei auf keinen Fall nach Kuhmist stinken.
    »Tja«, sagte Janet, »freut mich, dass Sie mit Amados Arbeit zufrieden sind. Ich meine, trotz des gebrochenen Arms und so.«
    »Hm.« Wo steckte der Junge bloß? Janet hatte direkt nach Clares Eintreffen in der Baracke angerufen. Das war vor zehn Minuten gewesen. Er wusste, dass er heute in der Kirche gebraucht wurde. Zumindest nahm sie das an. Das Erteilen von Anweisungen, indem man Redewendungen aus einem spanisch-englischen Wörterbuch vorlas, bot Raum für Fehlinterpretationen.
    »Tja … wie geht es der Dame, die sie gefahren hat – ihn? Der Nonne?«
    »Schwester Lucia. Sie ist in Glens Falls in der Reha. Gebrochene Hüfte. Als ich mit ihr telefoniert habe, klang sie deswegen ziemlich verärgert. Man behält sie dort scharf im Auge. Für eine Frau ihres Alters war sie ziemlich schwer verletzt.«
    »Aha. Gut.« Janet schob die Hände in die Hosentaschen. »Elizabeth ist in Albany bei einer Konferenz?«
    »Diakonatentraining.« Und was war mit Janet? Als sie sich im Krankenhaus kennengelernt hatten, war sie direkt und selbstsicher gewesen. Sehr … Van-Alstyne-mäßig, nahm Clare an. Jetzt war sie so nervös wie die sprichwörtliche langschwänzige Katze.
    »In der Zeitung stand, dass bei Ihnen heute ein Choralchor auftritt.« Janet drehte sich beim Sprechen immer wieder um und sah in Richtung der alten Schlafbaracke, die von der alten Scheune verdeckt wurde.
    »Ja. Das letzte Konzert, ehe sich der Chor über den Sommer auflöst.« Clare blinzelte.
    Es war keine Einbildung. Der Schatten zwischen Scheune und Milchtank. Er hatte sich bewegt. »Janet. Ist das … Amado?«
    Der Schatten löste sich von der Scheune und trat ins Sonnenlicht. Nein, nicht ihr Angestellter. Dieser glattrasierte Mann war ein halbes Dutzend Jahre älter, breiter in den Schultern, mit zwei gesunden muskulösen Armen und dem wild entschlossenen Gesichtsausdruck eines Menschen, der eine unangenehme Pflicht erfüllen muss.
    »Meine Güte«, bemerkte Clare. »Sie haben Ihre legalen Ersatzarbeiter aber schnell bekommen.«
    Janet öffnete den Mund. Clare konnte erkennen, wie sie nach einer Ausrede suchte. Dann schloss sie den Mund wieder. Ihr Gesicht spiegelte eine Mischung aus Angst und Schuldgefühlen. »Sie dürfen uns nicht verraten. Ehrlich, Clare, wir sind ernsthaft im Arsch, wenn Sie uns verraten.«
    Clare seufzte. »Wie lange sind sie schon wieder hier?«
    »Der Erste tauchte am Morgen nach dem Unfall auf. Der Letzte« – sie schnipste in Richtung des Mannes, der über den Hof auf sie zuging – »kam zwei Tage später.«
    »Haben Sie ihre Papiere geprüft?«
    »Selbstverständlich!« Janet fuhr sich mit den Fingern durch die blonden Haare. Clare konnte an den Wurzeln die echte Farbe durchscheinen sehen, sandbraun und grau wie bei ihrem Bruder. »Sie sind alle gefälscht. Genau wie die, die Ms. Hodgden uns gezeigt hat.«
    Der Mann war jetzt fast bei ihnen. »Janet, haben Sie und Ihr Mann sich das gut überlegt? Ich meine, nicht nur die Strafen und die Sachen, für die man sie belangen kann. Was ist mit Russ?«
    »Was soll mit ihm sein?«
    Clare stemmte die Hände in die Hüften. »Sich dumm stellen steht

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