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Und verfluche ihre Sünden

Und verfluche ihre Sünden

Titel: Und verfluche ihre Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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Welt?
    Hadley blieb der Mund offen stehen. »Er behauptet …«
    »Das habe ich verstanden. Aber wer war dann mein Amado?«
    Octavio – der echte Amado – brauchte keine Übersetzung. »Mi hermano. Mi hermano, Octavio.«
    »Brüder«, übersetzte Hadley, ehe sie die nächste Frage stellte. Amados Gesicht verzerrte sich. Er spreizte die Hände. Sein Ton, sein Schmerz sprachen für sich. Ich glaubte, ich täte das Richtige.
    »Er hatte eine Arbeitserlaubnis«, sagte Hadley. »Am Abend des Unfalls hat er sie mit seinem kleinen Bruder getauscht, damit Amado – Octavio – nicht abgeschoben wird.«
    »Ach du lieber Gott.« Sie wusste, wie es war, die bittere Frucht der guten Absichten zu essen. Es war ein Mahl, das in der Kehle stecken blieb und nie verschwand. » Lo siento, Amado. Es tut mir unendlich leid.«
    Hadley stellte eine Frage. Clare erkannte die Worte »Punta Diablos«. Amado runzelte die Stirn. Sagte etwas. Clare hörte »Christies«. Hadley erwiderte etwas.
    »Was?«, fragte Clare.
    »Ich versuche festzustellen, ob er weiß, warum sich die Punta Diablos für seinen Bruder interessiert haben. Er ist verwirrt. Er ist davon ausgegangen, dass die Christies Amado – Octavio, verdammt, ich kann mir das einfach nicht merken – ermordet haben.«
    »Hat ihm das denn niemand gesagt?«
    »Wir hatten anderes zu tun!«
    »Was ist mit Isabel Christie?«, fragte Clare. »Weiß sie …«
    Amado unterbrach. »Isobel?«
    Sie hatte zu Russ gesagt: Er könnte keiner Frau etwas zuleide tun. Zu Lyle: Also gab es doch eine Verbindung. Clare blickte in Amados dunkle Augen. »Sie.« Sie zeigte mit dem Finger auf ihn. » Sie und Isabel!«
    Er wandte den Blick ab. Er musterte kurz die Männer, die um sie herum saßen, ihre Mienen eine Mischung aus Interesse und Furcht. Hadley stand auf. »Amado«, begann sie. Clare kam ebenfalls auf die Beine, wobei sie sehnlichst wünschte, ihre Sprachkenntnisse würden sich nicht auf geschriebenes Griechisch und Hebräisch beschränken. Und das nur mit Wörterbuch.
    Doch war sie gut darin, Mienen zu lesen. Während Hadley sprach, veränderte sich Amados Gesichtsausdruck: steinern, dann schmerzerfüllt und schließlich voller Grauen. Er hörte, wie sein Bruder gestorben war. Clare legte Hadley die Hand auf den Arm. »Langsam«, mahnte sie.
    »Ich will, dass er kapiert, was auf dem Spiel steht. Dort draußen laufen noch mehr von diesen Typen herum. Wenn er irgendetwas weiß, müssen wir es erfahren.«
    Amado straffte sich. Er sah zum Himmel auf, dessen Blau in der Hitze der Sonne verblich. Er musterte die übrigen Männer. Er sah Hadley an. »Komm.« Er drehte sich um und lief zur Baracke.
    »Was?« Clare beeilte sich, ihn einzuholen.
    »Ich weiß nicht.« Hadley hastete hinterher. Das Gras auf dem Weg war gelb, der Mais verkümmert, Strohblumen und Wiesenkerbel waren bereits trocken, die Hülsenblätter verwelkt und rissig.
    »Übersetzen Sie, was ich sage, okay?« Clare lief schneller. »Amado. Ich habe Isabel im Krankenhaus besucht. Wussten Sie, dass sie verletzt ist?«
    Hadley redete. Amado stolperte. Warf ihr einen Blick über die Schulter zu. Lief weiter. »Sie ist okay?«
    »Sie wurde am Freitag entlassen.« Clare schwieg einen Moment, damit Hadley übersetzen konnte. »Sie glaubt, Sie wären tot. Das hat sie tief getroffen. Sehr tief.« Sie erinnerte sich an das ausdruckslose Gesicht der jungen Frau, während Hadley übersetzte und Amado mit gesenkter Stimme antwortete, an ihren Eindruck, dass Isabel nicht mehr zu helfen war.
    »Er sagt, das sei ihm egal.« Hadley rannte fast, um mithalten zu können. Sie überquerten den Fluss. Unter ihnen plätscherte das Wasser in einem schmalen Rinnsal durch das steinige Bett. Die Baracke daneben brütete in der Hitze. »Er sagt, sie sei nichts für ihn und er sei nichts für sie. Ich weiß nicht. Vielleicht hat sie sich aus ein paar bedeutungsvollen Blicken eine ganze Romanze zusammengesponnen.«
    »Das glaube ich nicht.« Clare warf sich nach vorn und packte Amados Arm, ehe er das alte Farmhaus betreten konnte. Zerrte ihn zu sich herum. Sie berührte das silberne Kreuz unter ihrem Kragen. Hoffte, das Schwarz und Weiß würden bei ihm Wirkung zeigen, auch wenn sie eine anglikanische Frau und kein katholischer Mann war. »Was, wenn sie schwanger ist?«
    Hadley kopierte ihren autoritären Ton.
    Amado öffnete den Mund. »¿Embarazada?« Er wirkte gleichzeitig erschrocken und hoffnungsvoll.
    »Aha«, sagte Hadley. »Sie haben den Nagel auf den

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