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Und verfluche ihre Sünden

Und verfluche ihre Sünden

Titel: Und verfluche ihre Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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Kopf getroffen.«
    »Sagen Sie ihm, ich wüsste es nicht. Aber er muss mich zu ihr begleiten, damit sie sieht, dass er noch lebt. Wenn er danach mit ihr Schluss machen will, von mir aus.«
    Er hatte den ersten Schreck überwunden und lauschte Hadleys Übersetzung mit regloser Miene. Dann sah er Clare an. Sie starrte zurück.
    »Okay«, sagte er endlich. »Ich gehe mit. Für auf Wiedersehen sagen.« Er nickte steif und verschwand in der Baracke.
    »Huh.« Hadley stemmte die Hand in die Hüfte und fächelte sich Luft zu. »Die Dame, wie mich dünkt, gelobt zu viel. Beziehungsweise der Mann.«
    »Ich versuche nicht, Amor zu spielen. Ich habe mir so große Sorgen um Isabels geistigen Zustand gemacht, dass ich mit dem Krankenhausseelsorger gesprochen habe. Sie gibt sich die Schuld an Amados – Octavios – Tod. Sie wissen, wen ich meine. Ich glaube, wenn sie ihn heil und gesund vor sich sieht, kann sie sich verzeihen, dass sie ohne Absicht ihre Brüder auf ihn gehetzt hat. Auf seinen Bruder.« Sie schlug nach einer umherschwirrenden Fliege. »Wie auch immer.«
    »Da wir gerade von Brüdern sprechen: Haben Sie daran gedacht, dass die eventuell nicht allzu begeistert sein werden, wenn Sie einen Latino zur Farm schleppen?«
    »Damit beschäftige ich mich, wenn wir dort sind.«
    »Meinen Sie nicht, dass …« Die von der Sonne gebleichte Tür öffnete sich knarrend. Amado trat hinaus.
    »Hier.« Er streckte Hadley etwas entgegen. »Esto es lo qué deséo el Punta Diablos.« Er klang wie ein Soldat, der schließlich die Waffen streckt.
    Hadley starrte das schwarz-weiße Heft in ihrer Hand an. Schlug es auf. Glitt mit dem Finger eine handgeschriebene Seite hinunter. »Heilige Scheiße.« Sie blickte zu Clare auf. »Der Chief hatte recht. Das ist die Händlerliste.«
    XXV
    Clare fuhr die Zufahrt der Christies hinauf, so wie eine Frau auf dem Jahrmarkt eine Geisterbahn betritt. Sie wusste, dass es nichts gab, wovor man Angst haben musste. Aber der Anblick, die Gerüche, ihre Erinnerung daran, was hier geschehen war, verursachten ihr Herzklopfen, als sie den Wagen auf dem staubigen Rasen parkte und sich den Verandastufen näherte.
    Amado war eine verschwommene Gestalt in ihrem Subaru, die hinter getönten Scheiben wartete. Sie hatte den Motor laufen lassen, sowohl wegen der Chance zur raschen Flucht als auch wegen der Klimaanlage. Sie hatte Glück, dass er sie begleitete – Hadley hatte darauf gedrängt, ihn zu einer offiziellen Befragung ins Revier zu bringen. Amado stellte sich stur, sagte nichts, außer dass er das Heft irgendwo in der Nähe gefunden hatte und der Polizei alles sagen würde, was er wusste, nachdem er Isabel gesehen hatte.
    Hadley war hin- und hergerissen zwischen ihrem Wunsch, ihn und Clare zu begleiten, und die Liste zum Revier zu bringen, so dass sie auf den Zehen vor und zurück schaukelte, obwohl sie eigentlich zu ihrem Streifenwagen wollte.
    »Ich verspreche es«, sagte Clare. »Sobald wir bei den Christies fertig sind, bringe ich ihn vorbei.« Was ihr außerdem Zeit verschaffte, Schwester Lucia anzurufen und sie zu bitten, einen Spanisch sprechenden Anwalt zu besorgen. Russ hätte sich niemals darauf eingelassen, aber Hadley, der ihr Triumph die Röte ins Gesicht getrieben hatte, während ihre Finger überall auf dem größten Fang des Jahres große feuchte Abdrücke hinterließen, war einfacher zu überzeugen.
    Als sie sich jetzt der verwitterten Mahagonitür näherte, durch die beim letzten Mal Polizisten und Sanitäter gehastet waren, fragte sie sich, ob es nicht besser gewesen wäre, zu warten und erst dann hierherzufahren, nachdem er befragt worden war, mit Hadley und Kevin Flynn und vielleicht sogar Lyle MacAuley im Schlepptau. Zu spät.
    »Fliegen oder sterben«, redete sie sich zu und drückte auf die Klingel.
    Der Vorhang zitterte. Die Tür öffnete sich einen Spalt. Ein dünnes Mädchen im Teenageralter spähte hinaus. »Ja?«
    Das war nicht das, womit Clare gerechnet hatte. »Äh. Ich würde gern mit Isabel sprechen.«
    »Warum?«
    »Ich bin Clare Fergusson. Ich …« Der Geist von Pastor Bob veranlasste sie zu einer unvermittelten Kurskorrektur. »Ich bin die Pastorin, die im Krankenhaus mit Isabel gesprochen hat. Ich wollte hören, wie es ihr geht.«
    »Ihr geht’s gut.« Die Tür schwang zu.
    Clare streckte den Fuß dazwischen. »Das würde ich gern von ihr selbst hören.«
    »Das geht nicht.« Das Mädchen versuchte, die Tür zuzudrücken, aber Clares Wandersandale rührte sich

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